Symbolik.
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unseren Schulatlanten zurzeit wieder etwas vereinfacht: die zeitraubende
Schraffierung tritt mehr und mehr zurück, und die schräge Beleuchtung mit
freierer Behandlung des Lichteinfalls kommt — namentlich durch Haack —
zu neuen Ehren, nachdem ihr jahrelang jede wissenschaftliche Daseinsberech-
tigung abgesprochen war. So stehen wir also noch immer vor einer ungeklärten
Frage, und es kann uns nicht verwehrt sein, auch dem Kinderauge ein kri-
tisches Urteil zuzubilligen, von welcher Karte es den lebendigsten Gesamt-
eindruck des Geländes erlangt.
8. Symbolik. Neben Netzentwurf, Gelände- und Flußzeichnung ist für
den Wert der Karte vor allem das maßgebend, was man gewöhnlich als Sym-
bolik zusammenfaßt: die Zeichen für Orte und andere Werke des Menschen,
für seine wirtschaftliche Betätigung und die Zeichen für Tatsachen der all-
gemeinen physischen Erdkunde.
Eine starke Gliederung der Städtezeichen halten manche Methodiker für
nutzlos, weil die Einwohnerzahl eine zu wandelbare Größe sei. In der Tat
kommt man hier mit einer stark gekürzten Reihe vollkommen aus. Am wei-
testen gehend ist die Gliederung im Volksschulatlas von Harms, Er benutzt
Punkt, Strich, Kreuz, Drei- und Viereck, ganzen und geteilten Kreis, mit und
ohne Ausfüllung. Seine Symbolik ist sinnreich und leicht zu behalten — aber
eine Notwendigkeit zu ihrer Anwendung besteht keinesfalls.
Ziemliche Einigkeit besteht in der Symbolik der Klimakarten. Rot, die
Farbe des Feuers, deutet auf Wärme; Blau erinnert an‘ das kalte Wasser oder
an Eis. Lange Pfeile bezeichnen beständige Winde, starke Pfeile kräftig
wehende Winde. Auch auf den Pflanzenkarten zeigt sich das Streben, durch
passende Zeichen die Eigenart der Sache selbst zu treffen: Gelb, die Farbe
des Sandes, wählt man für Wüsten, das tiefste Grün für den tropischen Ur-
wald: leuchtendes Rot erinnert an die Farbenfülle der Hochgebirgsflora. Frei-
lich fehlt es nicht an Färbungen, die schlechterdings keine Ideenverbindung
zwischen Zeichen und Sache auslösen können, z. B.: Hochgebirgsflora tief-
braun, Steppe hellrot, Waldgrenze rot.
Noch viel schlimmer ist der Mangel an inneren Beziehungen zwischen Dar-
stellungsmitteln und dem Wesen des Darzustellenden auf den Wirtschafts-
karten. Bei der Zeichnung solcher Karten schwankt der Zeichner stets zwischen
zwei Gefahren: entweder er drückt die Lesbarkeit durch das bunte Durchein-
ander der Zeichen herab oder er verzichtet — falls er den Stoff auf mehrere
Blätter verteilt — auf die Herausarbeitung der ursächlichen Zusammenhänge.
Dazu kommt die zweite Schwierigkeit, die schon bei den früher genannten
Karten in schwächerem Maße auftritt: die Wirtschaftsgebiete schließen ein-
ander nur selten aus, sie decken einander ganz oder teilweise. So muß man auf
einer Fläche verschiedene Ausdrucksmittel anwenden: Flächenfarben oder
Schraffen, Netze, Punkte oder besondere Zeichen. Meist leiden unsere Wirt-
schaftskarten an einem Übermaß von Symbolen ‚und vor allem an deren
Wagner, Methodik des’erdkundlichen Unterrichts, I. 11