Die wichtigsten Schulatlanten,
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mit ihren 102 Symbolen an wissenschaftliche Institute auch ohne Beschrif-
tung abzugeben. Der Eindruck der Karte in. diesem Zustande ist geradezu
wundervoll. Es ist versucht worden, nach dem Muster vieler stummer Wand-
karten (z. B. Kieperts) auch Schulatlanten ohne Namen herauszugeben. Harıns
z. B. veröffentlichte einen „stummen‘“ Volksschulatlas—er mußte sich bald aber
dazu bequemen, einen „redenden‘ Genossen nachfolgen zu lassen. Denn der
Schüler soll doch den Atlas nicht nur unter Aufsicht des Lehrers benutzen,
sondern auch zu Hause als Lernmittel, und dann sind Namen unbedingt erforder-
lich. Gewiß gehören sie nicht zur Grundriß- und raumtreuen Darstellung eines
Landes, gewiß leitet der Name das suchende Auge bisweilen vom eigentlichen
Gegenstand hinweg, aber andererseits ist es für den Vorgang der Nameneinprä-
gung außerordentlich wichtig, daß der Name nicht an einem Gedächtnisbild des
Buches haftet, sondern daß er mit dem Kartenbild zu einer Einheit ver-
schmilzt. Recht gut wäre es freilich, wenn namentlich auf der Unterstufe dem
Schüler eine Namenkarte zum Lernen und eine stumme Karte desselben
Gebietes zum Wiederholen zur Verfügung stände, wie wir es für den Elemen-
taratlas gefordert haben. Für den ganzen Atlas läßt sich das kaum durch-
führen. Einen brauchbaren Ersatz für stumme Atlaskarten geben z. B. die
Blätter des Zeichenatlas von Debes und v. Sydow-Haacks „Übungsatlanten“
(J. Perthes, Gotha).
Die wichtigsten Atlanten für höhere Schulen, Wenn wir im Anschluß
an die allgemeinen Darlegungen noch eine Anzahl einzelner Schulatlanten
kurz kennzeichnen, so kann es sich nur um die Heraushebung besonders typi-
scher Erscheinungen handeln. Eine eingehende Würdigung der älteren
Kartenwerke finden wir bei Lehmann!; eine Übersicht der Volksschulatlanten
bietet A. Frenzel in der Lehrmittelwarte?; über die Verbreitung der ver-
schiedenen Atlanten an den höheren Schulen berichtet H. Fischer*; im übrigen
sei auf die Literaturberichte von Haack und Lampe und auf den bereits er-
wähnten Aufsatz von M. Große verwiesen. Die Angaben über die Zahl der
Kartenblätter stimmen für den augenblicklichen Stand nicht, Alle Atlanten
haben sich eine so starke Kürzung gefallen lassen müssen, daß ihr Urbild
völlig entstellt worden ist. Sobald die Kaufkraft des deutschen Volkes etwas
gehoben ist, wird hoffentlich auch der Schulatlas wieder zu besserem Aus-
sehen gelangen. Auch die Bereitwilligkeit einiger Verleger, die Kartenblätter
einzeln abzugeben, damit der Käufer die Kosten für den Einband spare,
möchte nicht mehr lange in Anspruch genommen werden!
ı Vorlesungen über Hilfsmittel und Methode des geogr. Unt. 1. Band, S. 229—265. Halle
a. S. 1894, ;
# Über die Volksschulatlanten Deutschlands, Lehrmittelwarte, Beiblatt der Sächs. Schul-
zeitung, 1900. Nr. 3—5.
3 H. Fischer, Die Atlanten an den preußischen höheren Schulen, Geographische
Zeitschr. 1903.
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