Die wichtigsten Schulatlanten.
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R. Lüddecke und H. Haack, Deutscher Schulatlas. Gotha, J. Perthes 1923, 11, Aufl.
Peuckers Atlas für Handelsschulen. A. Große Ausgabe für höhere Handelsschulen (Han-
delsakademien), höhere gewerbliche und landwirtsch. Lehranstalten. Unter Mitwir-
kung von J. Stoiser bearbeitet von K. Peucker. 4. Aufl. 54 Hauptkarten, 100 Neben-
karten u, a. Wien, Artaria & Co. 1915.
Unter den österreichischen Schulatlanten verdient der von Peucker bearbeitete aus
verschiedenen Gründen unsere besondere Beachtung. Zwar steht er ‘technisch — in
Schriftstich, Verpassen der Farbenplatten, äußerer Aufmachung — nicht ganz auf der
Höhe der besten deutschen Atlanten; aber methodisch ist er außerordentlich wertvoll.
Vor allem gibt er uns Gelegenheit, die '„Maßanschaulichkeit‘“ oder „Raumtreue‘“ der
strengen Farbenplastik zu prüfen. Der Atlas ist in dieser Beziehung nicht einheitlich;
es stehen ältere Blätter neben neuen; aber gerade die Beobachtung der einzelnen Ver-
suchsstadien nebeneinander gibt ein gutes Bild von den Schwierigkeiten, die zu über-
winden waren. Die letzten Blätter — z. B. die österreichischen Alpenländer — sind
meisterhaft und wirkungsvoll. Auf den genaueren Karten Deutschlands könnte das
Gelände stärker verallgemeinert werden. Eine Darstellung von so viel Tälchen, wie z. B.
im Böhmerwald, ruft ein falsches Bild von der senkrechten Gliederung hervor; .die
ruhigen Wellen der Großformen werden von der Kleinpläastik unterdrückt. Auf den
Karten mit politischen Flächenfarben ist die farbige Geländeskala durch Abstufungen
in Grau ersetzt. Das wirkt hinreichend plastisch; fremdartig fallen nur die weißen
Striche der höchsten Kämme (Himalaja) aus dem Bilde. Ein Vorteil für. die Übersicht.
ist die kräftige Betonung der Flußläufe, Eine zweite Besonderheit.sind die Wirtschafts-
karten auf „naturassoziativer‘“ Grundlage. Es ist wirklich erstaunlich, wieviel hier auf
einem Blatt dargestellt werden kann, ohne daß das Bild mit schwer lesbaren Symbolen
überlastet wird. Die vorwiegenden Flächenfarben lösen nicht nur gewisse Hilfsvor-
stellungen aus, sondern sie decken sich auch vielfach mit bereits bekannten. Flächen
und klären die ursächlichen Beziehungen; z. B. fallen die Kautschukflächen mit den
Flußauen zusammen, die Weizenflächen mit den Schwarzerdegebieten, Mehr als sonst
in Atlanten finden wir bei Peucker auch die Anwendung graphischer Darstellungen;
Kreisausschnitte, Streifen mit Prozenteinteilung, Würfel, Pyramiden, Säcke, Fässer
Wir möchten nicht alle Darstellungen als nachahmenswert bezeichnen, Strecken oder
schmale Streifen für einfache Zahlengrößen, Kreisausschnitte für Flächenteile, Würfel
für Raumgehalt sind natürlich durchaus sinngemäß. Die Säcke sind zwar so gezeichnet,
daß ein gemessenes Rechteck zugrunde liegt; aber man weiß nicht, wie man hier die
Zahl berechnen soll. Ebenso sind körperlich gemalte Geldhaufen in Pyramidenform
nicht empfehlenswert, wenn die Vergleichswerte der Summen lediglich durch die eine
Dimension der Pyramide, deren Höhe, ausgedrückt werden. Von den kindlichen Dar-
stellungen der Kosmoshefte sollten wir einen Atlas für die Oberstufe freihalten. Viel
selbständige Durcharbeitung verrät das Blatt für die Himmelskunde, das: in vielen
anderen Atlanten recht systemlos durcheinander gestellte Dinge zeigt. Die beigegebene
Erläuterung ist ein gutes Zeugnis für die schulmethodische Einsicht des Verfassers,
Bei den Netzentwürfen ist körperliche Wirkung mit mathematischer Ableitung ver-
eint; eine Besonderheit ist die Einfügung der Polyederprojektion. Mancherlei andere
Vorzüge hat das Werk mit anderen neuen Atlanten gemeinsam, z. B. die Anwendung
der Hammerschen Planisphäre, die steten Hinweise auf die angewandte Projektion,
Angaben über Flächengröße der Gradfelder, Darstellung von Nachbargebieten auf den
Länderkarten u. a. ‚Den besonderen Verhältnissen an österreichischen Handelsschulen
dienen gute Stadtpläne (Wien, Budapest u. a.); recht lehrreich ist die Abbildung der
Weltstädte in einer Übersicht gleichen Maßstabes.