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. Vorbereitung. des Neuen.
durch die analytische Vorbereitung gleichzeitig eine Dreigliederung für die
Behandlung des Neuen gegeben.
Oder aus der Oberstufe das Beispiel vom Einfluß des Meeres auf das Klima:
Das Thema bedarf zur Klärung einiger Sätze aus der Wärmelehre, die wohl
im Physikunterricht behandelt worden sind, aber zurzeit nicht mehr völlig
klar sein dürften, Wir wiederholen also kurz die Sätze von der Wärmeeinheit,
der spezifischen Wärme (mit den für uns wichtigen Zahlenbeispielen), der Ver-
dampfungswärme und der Wärmekapazität. Auf dieser gesicherten Grund-
lage kann das Neue vom Schüler unter vorsichtiger Führung des Lehrers
selbsttätig gefunden werden.
Vielfach kann die Stufe der Vorbereitung einfach ersetzt werden durch die
Wiederholung des Stoffes aus der vorigen Stunde. Wenn ich vorher behandelt
habe: 1. das Kartenbild des Rheinischen Schiefergebirges, 2, einige Gesteins-
proben, 3. die beiden Wandbilder „Rhein bei Bingen und bei St. Goar*“‘, so
kann ich nach der Wiederholung das Ziel stellen: „Wie die heutigen Formen
entstanden sind‘ und dann sofort in die Darbietung des Neuen eintreten.
Darbietung. Der Darbietung des neuen Stoffes ist der größte Teil des
Handbuches gewidmet; wir können uns deshalb in diesem Zusammenhange
kurz fassen. Nach den Untersuchungen der experimentellen Psychologie er-
folgt die Aufnahme neuer Vorstellungen in den Seeleninhalt bei den einzelnen
Menschen verschieden. Meumann unterscheidet danach 3 Typen:
l. Optische oder visuelle, die vorwiegend mit jenen Elementen arbeiten,
die durch Gesichtswahrnehmungen aufgenommen sind; ;
2. Akustische, die mehr am gehörten Wort, am Klangbild haften ;
3. Motorische (kinästhetische oder taktil-ästhetische) mit lebhaften Tast-
und Bewegungsempfindungen.
Da der Massenunterricht gleichzeitig mit den verschiedensten Typen zu tun
hat, wird der Lehrer durch größte Vielseitigkeit seiner Darbietungsform allen
Typen gerecht zu werden suchen; er wird das „sehende Merken‘ ebenso unter-
stützen wie das „hörende“ und das auf Bewegungsempfindungen reagierende.
Er wird zur Tätigkeit dieses dreifach ausgestalteten „beobachtenden Merkens‘“
als gleichberechtigt das mehr verbale „assoziierende Lernen‘ und die „den-
kende Verknüpfung“ treten lassen.
Wenn ein Lehrbuch der Pädagogik (Fröhlich) von der Erdkunde behauptet,
für sie käme nur die „darstellende“ Synthese in Frage, so ist das ein sehr
engherziger Standpunkt. Gewiß wird in vielen Fällen das Vorzeigen, das
unmittelbare Anschauen der Natur, des Bildes, der Naturerzeugnisse, das
Ablesen aus der Karte oder einer graphischen Darstellung überwiegen. Aber
ebenso. oft dürfte die Synthese durchaus „eNntwickelnd“ verfahren und ohne
jedes Anschauungsmittel und ohne Beschreibung oder Schilderung durch den
Lehrer das Neue durch Umordnen alter Vorstellungen gewinnen,
Verknüpfung. Herbart hat die Geographie eine assoziative Wissen-