Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

238 Erdkundlicher Unterricht und Arbeitsschule, 
W.M. Davis und K. Oestreich, Praktische Übungen in physischer Geographie, Leipzig 
1918, (Für Hochschulen, aber mancherlei Anregungen auch für unsere Zwecke bietend.) 
P. Urbahn , Über erdkundliche Ausflüge. (Enthält auch reichhaltige Angaben über Arbeits- 
unterricht im Zimmer.) Mitt. d, Pr. Hauptstelle f. d. nat, Unt. 1919. 
M. Valier, Die Selbstanfertigung einfacher astronomischer Instrumente. Aus d. Natur 
1914/15 und 1915/16, 
H. Kaiser, Der Erdkundeunterricht in der Arbeitsschule (Band III des Führers in die 
Arbeitsschule, herausgeg. v. Henze & Meyer), Frankfurt a. M. 1922. 
P, Knospe, Erdkunde in der Arbeitsschule. Langensalza 1922, 
Kerschensteiner erklärt: „Die Arbeitsschule ist eine Organisation der Schule, 
der die Charakterbildung über alles geht.“ „Der Sinn der Arbeitsschule 
ist, mit einem Minimum von Wissensstoff ein Maximum von Fertigkeiten, 
Fähigkeiten und Arbeitsfreude im Dienste staatsbürgerlicher Gesinnung aus- 
zulösen.‘“ Er legt also das Schwergewicht aller Schulen „weit weniger auf An- 
häufung des Wissens als auf die Entwicklung von geistigen, mora- 
lischen und manuellen Fähigkeiten“. Zur Charakterbildung gehören 
„Willensstärke, Urteilsklarheit, Feinfühligkeit und Aufwühlbarkeit‘“. Um 
vor allem den Willen zu kräftigen, ist „Freiheit der Betätigung‘ in einer 
„Mannigfaltigkeit der Verhältnisse‘ nötig. „Es muß frei gewählte Arbeit in 
der Schule geleistet werden.‘“ Damit der Verstand klarer urteilen lerne, muß 
er seine Vorstellungen und Begriffe so weit als möglich durch Erfahrung 
selbst erarbeiten. Die starke Betonung der staatsbürgerlichen Erziehung 
bringt es mit sich, daß Kerschensteiner großen Wert auf die Arbeitsgemein- 
schaft im Schulbetriebe legt, wodurch sowohl die freiwillige Unterordnung 
und Einordnung in ein größeres Ganzes als auch das Gefühl der Verant- 
wortlichkeit dieser höheren Einheit gegenüber erzielt werden. 
Auf dieser ethischen Grundlage soll sich ein Arbeitsunterricht als Fach 
wie als Prinzip aufbauen. Wie aller Unterricht die sprachliche Ausdrucks- 
fähigkeit schulen soll und doch daneben ein besonderes Fach die sprachliche 
Bildung fördert, wie es keinen Sachunterricht ohne Zeichnen geben darf und 
trotzdem besondere Lehrstunden für Zeichnen angesetzt werden, so „gehören 
Arbeitsunterricht als Prinzip und Arbeitsunterricht als Fach zusammen wie 
Griff und Klinge des Messers‘‘. 
Der Gedanke liegt nahe, die Methode der Arbeitsschule zunächst und aus- 
schließlich in einer Förderung und Anwendung manueller Betätigungen zu 
erblicken, und die Veröffentlichungen zeigen, wie viele Lehrer hierbei stehen 
geblieben sind und daraus ihre ablehnende Stellung gegenüber diesen Be- 
strebungen abgeleitet haben. Aber Kerschensteiner selbst warnt vor der groben 
Veräußerlichung des Begriffes „Arbeitsunterricht‘“, wenn man hierunter „die 
Verbindung von einer Fülle manueller Tätigkeiten mit allen herkömmlichen 
Unterrichtsgegenständen versteht“. „Die selbständige geistige Arbeit ist 
noch mehr ein Kennzeichen der Arbeitsschule wie die selbständige manuelle 
Arbeit.“ „Das Arbeitsprinzip ist dann gewahrt, wenn die Arbeit beim Ein-
	        
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