Kolonialsammlung.
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Es ist nicht leicht, eine einfache Systematik zu finden, durch deren Maschen
uns kein Einzelgegenstand entschlüpft; es wird auch an Zweifeln nicht fehlen,
in welche Abteilung das eine oder andere unterzubringen sei. Aber die käuf-
lichen Sammlungen leiden unter demselben Mangel. Wer sich z. B. ent-
schlossen hat, eine „erdkundliche Produktensammlung‘“ von Schaufuß
(Meißen) für höhere Lehranstalten (220 Mk.) zu kaufen, der nehme nicht un-
besehen die versprochenen 200 Nummern, sondern er wende sich unter Um-
gehung des Zwischenhandels unmittelbar an den Erzeuger und Zusammen-
steller der Sammlung, wenn möglich persönlich, beschränke sich auf eine
geringere Anzahl, gebe aber genau seine Ansprüche an Güte und Größe
der Stücke an. Wenn man bedenkt, daß der übliche doppelte Zwischenhandel
40% des Preises verschlingt, ohne daß er uns durch Vorlegung von Ansichts-
waren irgendwie nützt, so wird man diesen Weg auch wirtschaftlich im Inter-
esse.der Erzeuger und der Schulkasse für erstrebenswert halten. Einige Rat-
schläge, wie man bei der Auswahl zuwege gehen könnte, dürften willkommen
sein. Einige Anschauungsmittel, die im natürlichen Zustand nicht haltbar sind,
lassen sich durch Schaufuß in Form recht guter Nachahmungen (Papiermasse)
beziehen, z. B. Affenbrotfrucht, Brotfrucht, Paranußfrucht, Yamswurzel,
Batate, Taro, Maniok, Arrowroot, Topinambur, Kakaofrucht, Betelfrucht-
stand, Trepang. Bei den Kautschukarten wird man Wert darauf legen, Belege
für verschiedene Gebiete und auch für verschiedene Gewinnungsweisen zu
erhalten, und zwar in ausreichender Größe, z. B. eine halbe Platte, nicht
nur ein Stück wie eine Streicholzschachtel, eine Birnenform, Rohstücke,
vom Baumstamm gekratzt. Faserstoffe dürfen nicht nur ein paar auf
Pappe geklebte Fädchen zeigen, sondern ein Bündel, das man zwischen die
Finger nehmen kann. Vom Elfenbein wird man sich eine gute Querschnitt-
platte und eine längshalbierte Zahnspitze sichern, von den Perlmutter-
schalen eine solche, die eine perlenartige Verdickung aufweist. Beim Schild-
krot sind die ganzen Platten den angebrochenen oder zerschnittenen
Stücken vorzuziehen. Ebenholz wird man im ganzen Stammdurchschnitt
wählen, um den Farbenunterschied zwischen Kern und Splint zu zeigen.
So läßt sich in zahlreichen Fällen der Lehrwert eines Stückes wesentlich.
erhöhen, ohne daß die Preisstellung entsprechend verändert wird.
Belege für die Industrie der Halbkulturvölker wären sehr angenehm; doch
hier versagt der offene Markt, und Lichtbilder müssen an die Stelle der
Originale treten.
Technologische Sammlungen zur Erläuterung heimischer Erwerbs-
zweige werden meist für den chemischen Unterricht oder vom Standpunkte
der Warenkunde zusammengestellt. Es gibt z. B. Kästen zur Veranschau-
lichung der Kakaogewinnung, der Baumwollverwertung, Erdölverarbeitung,
der Metallurgie. Meist wird die chemische Sammlung derartige Lehrmittel
anschaffen. Verfügt der Geograph über reichliche Mittel, so gibt ihm der
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