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Stoffanordnung: Konzentrische Kreise,
deren Niederschlag auch die meisten der heute geltenden amtlichen Pläne
sind. Wir beginnen nach dem vereinigten Verfahren mit dem heimatlichen Er-
fahrungskreise, schreiten von ihm fort zu Gegenden, die im Landschafts-
charakter und in den Kulturverhältnissen nicht wesentlich verschieden da-
von sind, also zum deutschen Vaterland, brechen aber hier — oder auch erst
in einem etwas späteren Zeitpunkte der Synthese — den Gang ab, um zu-
nächst den Globus, das Gradnetz, die Zonen, die Weltmeere und Erdteile
vorzuführen und dann wieder zur Heimat zurückzukehren. So erzielen wir
schon auf früher Stufe eine wenn auch noch sehr oberflächliche Kenntnis der
gesamten Erde bei unseren Schülern, So verschieden der Wechsel zwischen
Synthese und Analyse im einzelnen angesetzt wird, in einem sind wohl
alle neueren Versuche übereinstimmend: Am Anfang der Unterweisung
steht die Synthese; auf der Oberstufe überwiegt die Analyse. Näheres hier-
zu lehrt uns’ die Besprechung der amtlichen Lehrpläne und der Lehrplan-
vorschläge.
4. Synthetisch-konzentrischer Lehrgang. So nennt Kerp jenes
Verfahren, das früher namentlich bei Volksschullehrern unter dem Namen
der „konzentrischen Kreise‘ sehr beliebt war. Für die Erdkunde an
höheren Schulen hat es namentlich der Döbelner Realschuldirektor Stößner
in seinen „Elementen der Geographie“ und seinen Stufenatlanten (vgl. S. 142)
durchgeführt, In jedem Jahrgang wurde das Erdganze einmal überblickt, im
ersten zunächst nur in einem Gerippe von allerwichtigsten Gebirgen, Flüssen,
Städtenamen usw., im nächsten dieselbe Grundlage ergänzt durch eine
Summe weiterer Namen und so fort. So wurde ein Grundstock von topo-
graphischen Kenntnissen immer und immer wieder eingeübt: roheste Umrisse,
festgefügte Lagebeziehungen und ein scharf umgrenzter Vorrat von Namen.
Soweit es sich um äußerliches Einprägen von Namen und Kartenlinien handelt,
konnte man sagen: Wenig, aber gut und solid. Aber von anschaulichen Land-
schaftsbildern, von innerlicher Verknüpfung der Stoffe war keine Rede; es
war Jahr für Jahr dieselbe Hetzjagd um die ganze Erde, dasselbe geisttötende
Einpauken, „Extemporalezeichnen“ bis zu einer in diesem Punkte allerdings
staunenswerten Sicherheit. Ein tieferes Interesse und Verständnis für erd-
kundliche Fragen konnten solche Schüler nicht mit ins Leben nehmen. „Die
konzentrischen Kreise zerren das Kind auf immer wechselnden Bahnen zu
immer wechselnden Dingen; sie lassen vieles betasten, nichts mitnehmen,
vieles kosten, nichts genießen; sie unterrichten das Kind im Eilwagen; sie
schleppen es in Bildergalerien herum‘ — so urteilt R. Staude schon. 1833
dieses Verfahren ab.
5. Assoziierender, kombinierender Lehrgang. Die eigenartige
Mittelstellung der Erdkunde zwischen Geistes- und Naturwissenschaften
haben dieses Fach als besonders geeignet erscheinen lassen, es mit anderen
Fächern innerlich und auch im äußeren Rahmen des Stundenplanes zu ver-