Lehrplan der Deutschen Oberschule in Preußen von 1924. 289
Ausgewählte Abschnitte aus der astronomischen Geographie, Die wichtigsten
Gradnetzentwürfe in ihren mathematischen Grundlagen. Einiges aus der Vermes-
sungskunde.
Oberprima: Auf Grund des Lehrganges in der Länderkunde und der in ihm behan-
delten Einzelprobleme und unter Ausnutzung der mathematisch-physikalisch-naturwissen-
schaftlichen Gesamtbildung des Schülers systematischer Überblick über die allgemeine
Erdkunde. Der Erdkörper mit seinen Bewegungserscheinungen im All. Die physika-
tischen und chemischen Eigenschaften seiner Luft-, Wasser- und Gesteinshülle. Die Erde
als Wohnungs- und Nahrungsraum lebender Wesen, einschließlich des Menschen. Das Zu-
sammenwirken und die wechselseitige Abhängigkeit der Stoffe und Kräfte. Historisch-
geologische Entwicklung der unorganischen und organischen Welt. Die jetzt beobacht-
baren Stufen kulturellen und staatlichen Lebens. Vergleiche vorgeschichtlicher und völker-
kundlicher Tatsachen. Der Wandel des Weltbildes im Laufe der Jahrhunderte, Erweckung
des Bewußtseins einerseits für die Verflochtenheit des Menschen in den Kausalzusammen-
hang, anderseits für die Wahlfreiheit in Zielsetzung und Richtung der Lebensgestaltung,
Die Bedeutung der erdkundlichen Probleme für Fragen der Ethik und Weltanschauung
im Zusammenhang mit den anderen kulturkundlichen Fächern, vor allem mit der Philo-
sophie.,
Um zu diesen Richtlinien Stellung zu nehmen, veranstaltete der Verband
deutscher Schulgeographen eine erweiterte Vorstandssitzung in Franken-
hausen (11. Juni 1924). Die Versammlung stand zunächst vor der geradezu
unerträglichen Tatsache, daß die neuen preußischen Stundentafeln der Erd-
kunde in den Gymnasien und Realgymnasien von U 111 an nur eine Wochen-
stunde bewilligten (der Geschichte dagegen meist drei!). Dadurch wurde der
zweite Kursus der Länderkunde nahezu unmöglich. Ein neuer Lehrplanent-
wurf, den .H. Lautensach der Versammlung vorlegte, sucht weit mehr als die
„Richtlinien“ eine Annäherung an die sächsischen Pläne. Wir geben nur die
Klassenaufgaben und verweisen im übrigen auf die im Geographischen An-
zeiger 1924, H. abgedruckten Erläuterungen. Zwar ist der Satz der Erläute-
rungen, der den Entwurf „als den ersten deutschen Einheitsplan ‚für Erd-
kunde aus der Nachkriegszeit‘ bezeichnet, nach obigen Auseinandersetzungen
nicht richtig; aber er bildet zweifellos eine bessere Verhandlungsgrundlage als
die „Richtlinien“.
Entwurf eines erdkundlichen Einheitslehrplanes der höheren deutschen
Lehranstalten für die männliche und weibliche Jugend,
aufgestellt vom Verbande deutscher Schulgeographen.
A. Die Lehrstoffverteilung,
VI. Die heimatliche Landschaft unter Verwertung eigener Anschauung; die wich»
tigsten erdkundlichen Grundbegriffe, abgeleitet aus den Erscheinungen der Heimat; Ein-
führung in das Kartenverständnis. — Die heimatliche Provinz bzw. Freistaat (es kann
auch ein entsprechender natürlich begrenzter Raum den Rahmen geben) in schlichter an-
schaulicher Beschreibung mit besonderer Herausarbeitung der Hauptlandschaftstypen und
mit gelegentlichen Hinweisen auf die gegenseitige Beeinflussung von Mensch und Boden,
Wagner, Methodik des erdkundlichen Unterrichts. I. 19