Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

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Lehrplan in Bayern. 
Kulturstufen und ihre Entwicklung klarzulegen. Ferner wird er zu behandeln haben die 
Zusammensetzung des Menschheitskörpers nach Rasse und Religion, seine Entwicklung 
und Völkerbewegungen aus Anlaß von politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen. 
Dem Unterricht in der Geologie fällt die Aufgabe zu, unter ständiger Auffrischung 
der Einzelheiten der physischen Länderkunde die Geschichte der Erdkunde und ihrer 
Oberfläche verstehen zu lernen. Er wird ferner die natürlichen Bedingungen für die heutige 
Wirtschaft, die Bedeutung der Boden- und Gesteinsarten und der Oberflächenformen für 
Landwirtschaft, Industrie, Handel und Verkehr klarlegen. Ihm fällt auch die Behandlung 
der Urgeschichte der Menschheit zu. 
Die Physik wird die Tatsachen der physikalischen Geographie aufnehmen, erweitern 
ind wissenschaftlich vertiefen. In Verbindung mit der Mathematik liegt ihr die wissen- 
schaftliche Behandlung der mathematischen Geographie und der kosmischen Physik ob. 
Ergänzungen zu den erdkundlichen Lehrplänen an den höheren Schulen in 
Bayern. (Schulordnung vom 30. Mai 1914, Verordnung vom 31. August 1918.) 
A, Lehrziel und Lehrverfahren. 
Der Unterricht von der VI. bis zur IX. Klasse vermittelt als geographische Staa- 
tenkunde? abgerundete Bilder der einzelnen Länder. Die Betrachtung kann hierbei nach 
folgenden Gesichtspunkten geschehen: Die geographische Lage und ihre Folgen ; die Raum- 
größe und ihre Bedeutung für den Staat. Die Grenzentwicklung mit besonderer Beachtung 
des Anteils am Meere; natürliche Kräftequellen und Hilfsmittel des Staates in ihrer Ab- 
hängigkeit von der Oberflächenform, den geologischen und klimatischen Bedingungen; 
innere Ordnung des Staates; völkische Eigenart der Bewohner. In der VI. Klasse ist auch 
nuch die Heimatkunde angemessen zu berücksichtigen. 
Seinen Abschluß findet der geographische Unterricht in der IX. Klasse als angewandte 
Geographie in der Behandlung der geographischen Grundlagen weltpolitischer 
Fragen, Hierbei kommt es besonders darauf an, mit den Schülern unter Ausnützung des 
in früheren Klassen gewonnenen länderkundlichen und wirtschaftsgeographischen Wissens, 
die tieferen geographischen Gründe weltpolitischer Fragen aufzudecken und sie so zum 
Verständnisse weltpolitischer Zusammenhänge, insbesondere soweit sie Deutsch- 
land berühren, zu führen. Folgende Stoffe sind hierbei Gegenstand der Darstellung: 
die geographischen Grundlagen der Staatenbildung, der. Grenzgestaltung, der Kolonial- 
und Ausbeutungspolitik, der Entwicklung zwischenstaatlicher Verkehrsstraßen; neben 
diesen Fragen mehr allgemeiner Art folgende in sich geschlossene geographisch-politische 
Gebiete: Deutschlands Weltpolitik, die deutsche Ostmarkenfrage, das Deutschtum im Aus- 
lande, Englands Weltmachtstellung, politische Fragen des näheren und ferneren Orients, 
die Nationalitätenfrage in Österreich. Im übrigen ist dem Lehrer freie Hand gelassen, je 
nach dem Maße der verfügbaren Zeit auch noch andere Fragen zu behandeln, wie die Ent- 
stehung sog. unerlöster Gebiete, die Rassenfrage in den Vereinigten Staaten von Nord- 
amerika, die Monroedoktrin, die Mittelmeerfragen (Marokko, Tripolis, Ägypten), die Adria- 
frage u. ä., sowie auch die geographischen Grundlagen weltpolitischer Tagesfragen zu be- 
sprechen, Auch hierbei wird stets die Karte Ausgangspunkt der Darstellung sein. Der 
Lehrer wird ferner die Schüler auch mit wertvollen Werken entsprechenden Inhalts be- 
kannt machen und zu freien Vorträgen über einschlägige Stoffe mit anschließender Aus- 
sprache anregen. 
' Eine nähere Begründung dieses Lehrverfahrens gibt A. Geistbeck in der Schrift: Grund- 
jagen der geographischen Kritik.. München, Berlin 1918.
	        
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