A. Philippson und Banse.
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heiten an verschiedenen .Erdstellen, oder, anders ausgedrückt, ihre .geo-
graphische Verbreitung in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit
ins Auge zu fassen, die verschiedenen Länder miteinander zu vergleichen und
ihre Verschiedenheit zu.erklären.‘“ ‚Die allgemeine vergleichende Länder-
kunde bildet den Abschluß und zugleich die Grundlage der Geographie: den
Abschluß vom Standpunkte der Forschung, die, vom einzelnen ausgehend,
zu immer weiterer Zusammenfassung. fortschreitet; die Grundlage - vom
Standpunkte des Systems, das, vom ganzen ausgehend, durch fortschreitende
Teilung und Gliederung zum Verständnis des einzelnen führt. Der Blick
der Geographie haftet bald am einzelnen Ort, bald schweift er über die Erde,
um die Orte miteinander zu vergleichen; aber er ist immer auf die Ver-
schiedenheiten der Erdräume gerichtet.‘“
Zu der Auffassung von F. v. Richthofen und A. Hettner bekennt sich auch
A. Philippson‘. Auch nach Philippson „besitzt die Geographie eine ihr
eigentümliche- Aufgabe von gewaltiger Bedeutung, das ist: das Bild der
Erdoberfläche, sowohl im ganzen wie in ihren einzelnen Teilen, den Erd-
räumen — Ländern und Meeren — zu erfassen und wiederzugeben! Wobei
die Erdoberfläche nicht mathematisch, gewissermaßen wesenlos, als Fläche
aufzufassen ist, sondern körperlich, also mit Hineinbeziehung der obersten
Schicht des festen Erdkörpers sowie der Wasser- und Lufthülle, soweit. diese
Schichten für die Erscheinungen der Erdoberfläche von Einfluß sind. Diesem
Sinne nach setzt‘ sich die Erdoberfläche aus einer Unzahl verschiedenartigster
Gegenstände zusammen, die an sich Objekte anderer Wissenschaften sind .. .
Aber das Zusammentreten dieser heterogenen Einzelgegenstände und
Einzelvorgänge zum Bild der Erdoberfläche und ihrer Teile, die räumliche
Bindung der Einzelgegenstände oder, umgekehrt ausgedrückt, die dingliche
Erfüllung der Erdräume, das ist der Gegenstand der Erdkunde oder
Geographie, der ihr von keiner Wissenschaft streitig gemacht‘ wird.“ Als
letzter in der Reihe der Methodologen sei Ewald Banse genannt, der sich in
der von ihm herausgegebenen Länderkunde? als Verfechter einer ‚streng ein-
heitlichen Auffassung der Erdkunde bekennt. „In der Vereinigung der
irdischen Elemente zur ‚Natur‘, also zur Landschaft, liegt der
Kern der geographischen Auffassung. .Das Unsichtbare kann nicht
als Gegenstand der letzteren angesehen werden, will man nicht ins Uferlose
hineinreiten. Damit ist die Lufthülle die obere, die Bodendecke sowie ihre
Wasserschicht die untere Grenze der Erdkunde und bildet nebst dem, was
zwischen beiden daliegt, fleucht und kreucht, die Erdhülle und den Gegen-
ı A, Philippson, Inhalt, Einheitlichkeit und Umgrenzung der Erdkunde und des erd-
kundlichen Unterrichts. (Mitteil. d. Preuß. Hauptstelle f. d. nat. Unt., Heft 2,. Leipzig
1919.) — Ders., Die Lehre vom Formenschatz der Erdoberfläche als Grundlage f. d.
geograph. Wissenschaft. (Geogr. Abende im Zentralinstitut f. Erz. u. Unt., Berlin 1919.)
3 Ewald Banse, Illustrierte Länderkunde. Braunschweig, G. Westermann 1914.
Wagner, Methodik des erdkundlichen Unterrichts, 1. 2