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Gradnetzkunde. 131
Afrika und Australien erfordert noch keine Berücksichtigung der Netz-
xonstruktion. Das ganze Kapitel kann also recht wohl bis in die Mitte der
Unterrichtseinheit „außereuropäische Erdteile‘‘ hinausgeschoben werden,
Gehen wir jetzt erst auf die Gewinnung des ganzen Netzes auf dem
Globus ein, so haben wir den großen Vorteil, daß der Schüler wenigstens
ein Jahr Geometrie gehaot, daß er mit Winkelgrößen, mit Parallelensätzen
und Kongruenzbeweisen sich‘ befaßt hat. Und dazu kommt der zweite
wissenschaftliche Vorteil: daß wir die irdischen Orientierungslinien uns
von der Himmelskugel fix und fertig herunterholen können.
Wir gehen aus von den beiden festliegenden Punkten, den Polen. Eine
Verbindungslinie zwischen beiden, die gleichzeitig unseren Standpunkt trifft,
ist unsere Nordsüdlinie, jetzt nicht mehr eine Gerade, sondern ein Halbkreis.
Wir drehen den schwarzen Schieferglobus mit der eingezeichneten ersten
Nordsüdlinie um seine Achse und stellen fest, daß alle auf dieser Linie ge-
‚egenen Orte gleichzeitig Mittag haben — daher der Name Mittagslinie oder
Meridian (lat. meridies)., Umwandern wir die Erde in westöstlicher Richtung,
so brauchen wir fortwährend eine andere Nordsüdlinie, und unser Sonnen-
höchststand verlegt sich in einen anderen Meridian. Es gibt also unendlich
viele Meridiane. Um auf eine feste Anzahl zu kommen, ziehen wir zunächst
den Äquator ein, als denjenigen größten Kreis, der in allen seinen Teilen
gleich weit von beiden Polen entfernt ist. Er wird, wie alle Kreise, in 360
Grade eingeteilt. Wir bemühen uns von vornherein, den Gradbegriff scharf
herauszuarbeiten, erklären ihn also jetzt als den 360. Teil der Kreislinie, als
ainen Kreisbogen. Folglich wird er als Strecke gemessen; seine Länge
beträgt am Äquator — = 111 km rd. Ziehen wir von den Polen durch
jeden Teilstrich des Äquators je einen Halbkreis, so ergibt dies 360 Meridiane,
die sich zu 180 Vollkreisen (Längenkreisen) ergänzen. Das Bedürfnis, sie zu
benennen, löst die Frage aus: Wo soll der Nullmeridian liegen? Wenn der
Schulatlas keine Veranlassung gibt, auf Ferro einzugehen, können wir uns
für den Anfang mit Greenwich begnügen und uns Übungen im Umrechnen
für später aufsparen, Wir vollenden unser Gradnetz, indem wir nunmehr
einen Längenkreis in 360° teilen und durch die Teilstriche Kreise parallel
zum Äquator legen. So erhalten wir 178 Parallel- oder Breitenkreise, die
untereinander je 111 km entfernt sind und nach den Polen kleiner werden.
So ist das Gradnetz mit seinen winzigen Gradfeldern gewonnen. (In
Wirklichkeit wird auf den Schulgloben nur jeder zehnte Kreis ausgezogen,
so daß Hundertgradfelder entstehen.)
Daran schließen sich die geographischen Ortsbestimmungen. Die
Entfernung eines Ortes vom Äquator nach Norden oder Süden heißt seine
geographische Breite, Sie wird auf einem Meridian abgemessen. In der
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