V. Lehrstoff für Untertertia.
Außereuropäische Erdteile.
Es ist leider nicht möglich, eine Stoffabgrenzung nach den einzelnen
Klassenstufen vorzunehmen, die den augenblicklichen Stand der Lehrpläne
widerspiegelt. Denn die neuesten Pläne in den deutschen Gliedstaaten
divergieren so, daß wir von einer Einheitlichkeit weiter als je entfernt sind,
Sachsen verteilt z. B. die außereuropäischen Erdteile auf Quarta (Afrika,
Australien) und Untertertia, führt in die wirklichen Gestirnbewegungen
in IV, in die Gradnetzkunde in U III ein. Preußen behandelt nach den
Oberschulplänen in IV Mittelmeergebiet und Vorderasien, mit Ausblicken
auf Indien und Ostasien, in U III West- und Osteuropa, Luft-, Wasser-
und Gesteinshülle, in O III Außereuropa. Bayern gibt in. V Europa,
IV Außereuropa, U III mathematische Geographie.
Wir wir uns auch einstellen mögen, eine Forderung wird immer häufiger
und dringlicher erhoben: der Behandlung der außereuropäischen Erdteile
muß ein breiterer Raum als bisher vorbehalten werden. Ein Schuljahr,
lem auch noch astronomische oder mathematische Lehrstoffe zugewiesen
werden sollen, genügt nicht!
Im erdkundlichen Gesamtlehrgang nimmt die Behandlung der außer-
europäischen Gebiete eine Sonderstellung ein. Wir werden im Anfang noch
die bisherige Lehrweise bevorzugen: Das liebevolle Eingehen auf Einzel-
heiten, die Durchsetzung der Beschreibung mit Handlung, die Verquickung
der besonderen länderkundlichen Verhältnisse mit der Erläuterung all-
gemeiner Grundbegriffe, Verzicht auf das Gradnetz und seine Projektion.
Allmählich aber kommt die didaktische Eigenart der Mittelstufe zur Gel-
tung: ausgiebige Verwertung von Gesamtbetrachtungen und Übersichten.
Heranziehung des Gradnetzes, klimatischer und biogeographischer Karten,
strengere Systematik der Stoffanordnung.
So ergibt sich ein außerordentlich umfassendes Stoffgebiet. Eine Fülle
neuer Eindrücke stürmt auf den Geist des Schülers ein. Sein Blick weitet
sich; in raschem Wechsel muß er verschiedene Maßstäbe, verschiedene
Kartenprojektionen anwenden, An Stelle der nur leicht abgetönten Klima-
verhältnisse Europas tritt jetzt die ganze Mannigfaltigkeit der Klimatypen
mit dem entsprechenden Pflanzenkleid und den verschiedenartigsten Kultur-
bedingungen. Der Mensch in seinen Rassenabstufungen und dem wechselnden
Kulturbesitz bedarf gesonderter Betrachtung.