Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

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Recht wichtig ist es endlich, daß die Schüler nördliche und südliche 
Breiten vergleichen lernen. Sie schneiden deshalb eine der gezeichneten 
Skizzen längs des Äquators auseinander und klappen die südliche Hälfte 
des Erdteils so auf die nördliche, daß die beiden Wendekreise einander 
decken. Es kann nicht scharf genug eingeprägt werden, daß die klimatischen 
Verhältnisse auf beiden Halbkugeln in symmetrischer Folge sich wieder- 
holen, und gerade Afrika eignet sich hierzu recht gut: die beiden Wüsten- 
gyürtel kommen aufeinander zu liegen, der Mittelmeergürtel entspricht dem 
Kaplande. Auch der Vergleich der Südspitzen von Europa und Afrika ist 
lehrreich: in beiden Fällen fast der gleiche Parallel, aber das eine Mal als 
Außenrand einer subtropischen Zone, die mit der tropischen zusammen- 
hängt, das andere Mal der Übergang zur gemäßigten. Es fällt dem Schüler 
durchaus nicht leicht, sich in solche Lageumkehrungen hineinzudenken, 
Er wird zunächst geneigt sein, Kap Tarifa mit Kap Agulhas, aber auch 
Spanien mit Kapland gleichzusetzen. 
Größe. Es ist wichtig, durch zahlreiche Meßübungen und Vergleiche 
jem Schüler das Hineinfühlen in die wesentlich größeren Raumformen zu 
arleichtern. Bisher waren seine Übungen meist auf die Einzelkarten der 
europäischen Länder beschränkt. Jetzt tritt ihm auf einem gleichgroßen 
Atlasblatt eine gewaltige Landmasse entgegen. Wir messen z, B, die größte 
Nordsüdausdehnung. (Später berechnen wir sie überdies mit dem neu- 
gewonnenen erdkundlichen Längenmaß der Breitengrade: 111 -72 = 
rund 8000 km oder 130 Schnellzugstunden.) Von Dresden bis Rom oder 
Stockholm sind je 1000 km; wir haben also die vierfache Länge Stockholm — 
Rom! Ähnliche Ausdehnung erhalten wir in ostwestlicher Richtung, nämlich 
7500 km oder 120 Schnellzugsstunden. 
Schließlich wird Afrikas Flächengröße mit der Europas verglichen, 
und ein Kartenbild des Deutschen Reiches auf dem Atlasblatt von Afrika 
erinnert die Schüler dauernd an die gewaltigen Größenausmaße. 
Ein recht gutes Mittel, afrikanische Größenverhältnisse an europäischen 
zu messen, ist das Einzeichnen einiger Linien und Flächen aus Afrika in 
aine Skizze von Europa unter Benutzung des gleichen Maßstabes. Es wirkt 
sehr drastisch, wenn man z. B. den Nillauf von Mesopotamien bis zum Weißen 
Meer zeichnen muß, wenn der Niger in den Pyrenäen entspringt und bei 
Konstantinopel mündet oder wenn man Madagaskars riesige Form neben 
lem zierlichen Großbritannien sieht (vgl. Abb. 22'). 
Gliederung und Grenzen. Die Aufzählung der Meeresteile, Inseln 
und Halbinseln gestaltet sich zu einer kurzen Kartenlesübung und zeitigt 
das Gesamturteil, daß Afrika überaus wenig gegliedert ist. Für diese Tat- 
sache andere Unterlagen zu schaffen, etwa durch einen Bruch ‚‚Glieder 
zeteilt durch Rumpf“ oder durch Vergleich des Küstenumfanges mit dem 
Umfang einer gleichgroßen Kreisfläche, können wir uns vorläufig ersparen,
	        
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