Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

Oberstufe, 
steigenden Luftströme der Roßbreiten. Wieder geben wir Schilderungen; 
aber es knüpfen sich andere Fragen an sie. Warum ist der Föhn warm, die 
Bora kalt, warum sind beide trocken, warum ist in beiden Fällen die selt- 
same Klarheit der Luft? Es sind mehr die Fragen nach den Ursachen als 
nach den Folgen, die gerade in diesem Einzelbeispiele zur Geltung kommen. 
Stets wird aber eine Erscheinung im Zusammenhange der allgemeinen Erd- 
kunde eine andere Beleuchtung erhalten können als innerhalb der Länder- 
kunde, Und deshalb vertreten wir die Ansicht, daß allgemeine Erdkunde 
recht wohl im Lehrgange der Oberstufe der höheren Schulen mit Erfolg 
getrieben werden kann. 
Es wird noch auf eine andere Gefahr hingewiesen, die dem Betriebe der 
allgemeinen Erdkunde droht: daß sie sich allzu leicht auflöse in ein un- 
organisches Nebeneinander von Gedankengängen, die bald der Geologie, bald 
der Physik oder irgendeiner anderen Hilfswissenschaft angehören, Man 
hat es deshalb hier und da vorgezogen, die Behandlung solcher Fragen ganz 
jenen Nachbarfächern zu überlassen. Zugegeben, eine reinliche Scheidung, 
eine schroffe Grenzführung ist ausgeschlossen; wir müssen bei der Behandlung 
der Klimalehre z. B. eine Anzahl rein physikalischer Lehrsätze heranziehen. 
Das heißt aber noch lange nicht, daß wir Physik treiben; nur die Vorsicht 
zwingt uns, alle jene Erfahrungen und Gesetze im Geiste des Schülers wieder 
zur vollen Klarheit zu bringen, die der physikalische Unterricht teilweise 
in ganz verschiedenem Zusammenhang entwickelt hat, ehe wir auf sicherem 
Grunde die eigentliche Klimalehre aufbauen. Daß eine jede solche Kette 
von Vorstellungen und Gattungsbegriffen schließlich in ihren Endgliedern 
geographisch ist, das ist das selbstverständliche Streben eines jeden ziel- 
bewußten Oberklassenunterrichts. Wir bauen unsere Methodik nicht für 
halbgebildete „„Auchgeographen‘“ ohne Lehrbefähigung auf — wenngleich 
auch die Zukunftsschule sicher nicht frei von ihnen sein wird —, sondern 
setzen voraus, daß derselbe Lehrer, der in der einen Lehrstunde mit voller 
Hingebung Physik oder Geschichte unterrichtet, innerhalb des erdkund- 
ichen Unterrichts nie das Endziel erdkundlicher Arbeitsformen aus den 
Augen verliert. 
Treten wir demnach wenigstens teilweise für einen Lehrgang der all- 
gemeinen Erdkunde auf der Oberstufe ein, so ist damit noch nicht gesagt, 
laß es sich dabei um eine systematische Vollständigkeit handeln soll. Hierzu 
Stellung zu nehmen, wird bei den einzelnen Abschnitten Gelegenheit sein. 
Die zweite Hauptfrage ist die: Soll die allgemeine Erdkunde den 
ganzen Lehrgang der Oberstufe ausfüllen, oder soll hier auch 
Länderkunde getrieben werden? Wir haben bereits betont, daß der 
Wert des allgemein erdkundlichen Unterrichts erst dann voll zur Geltung 
kommt, wenn die gewonnene höhere Einsicht in einem nochmaligen länder- 
kundlichen Lehrgang angewendet werden kann. Daraus ergibt sich die 
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