Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

18 Heimatkunde in Sexta. 
richt ist ein größeres, zerlegbares Holzmodell am empfehlenswertesten 
(vgl. Bd. I, S. 134). Am Modell werden zunächst nochmals die Begriffe 
Fuß, Abhang, Gipfel, steile und sanfte Böschung geklärt. Wie kann man 
die Gipfelhöhe feststellen? Würden wir einfach das Bandmaß auf die Berg- 
oberfläche legen und den Abhang hinaufmessen, so erhielten wir auf der 
sarften Böschung einen viel größeren Wert als auf der steilen. Das Kar- 
toffelmodell hilft uns am besten aus der Verlegenheit: wir stechen eine 
Stricknadel vom Gipfel senkrecht durch bis auf die Unterlage; das ist ein 
ınveränderlicher Wert. Also ergibt sich der wichtige Satz: Die Berghöhe 
ist der senkrecht gemessene Abstand zwischen Fuß und Gipfel. Dabei 
wollen wir aber nicht vergessen, den Begriff „senkrecht, lotrecht‘““ durch 
Vorführung eines Bleilotes klarzustellen. Wir schließen daran sofort die 
Verdeutlichung des Begriffes ‚„wasserrecht‘‘ mit Hilfe des Aquariums, 
„wagerecht‘ mit einer einfachen Schalenwage und gewinnen einen rechten 
Winkel durch Eintauchen des Fadenlotes in das Aquarium, Damit bereiten 
wir zugleich das folgende vor: eine rohe Auffassung des Nivellierverfah- 
rens. Wir zeigen zunächst ein halb mit Wasser gefülltes U-Rohr aus der 
chemischen Sammlung und lassen feststellen, daß die beiden Flüssigkeits- 
spiegel sich immer durch eine Wagerechte verbinden lassen. Ferner biegt 
uns der Chemiker ein nicht zu enges Glasrohr so, daß es an beiden Enden 
je ein rechtwinkliges Ansatzstück erhält, und wir füllen es mit gefärbtem 
Wasser — eine Kanalwage einfachster Konstruktion, die wir zum Zwecke 
des Visierens auf ein photographisches Stativ legen. Eine Zeichnung muß 
erläutern, wie man durch Visieren den senkrechten Abstand zweier Punkte 
auf einer schräg ansteigenden Fläche finden und wie man durch fortgesetztes 
Anwenden dieses Verfahrens die Gipfelhöhe bestimmen kann. Einige 
Höhenangaben aus der Heimat werden zusammengestellt, nicht nur Berg- 
höhen, sondern auch steile Talhänge und Kirchtürme. 
An einem praktischen Beispiel suchen wir die Bedenken gegen die Rich- 
‘igkeit derartiger Höhenangaben zu wecken. Wir besuchen etwa mit den 
Dresdner Schülern den Borsberg. Wo sollen wir mit dem Nivellieren be- 
ginnen, am Elbspiegel, am Rande der Elbaue, im Friedrichsgrund oder auf 
der Hochfläche, deren höchste Anschwellung der Gipfel ist? Niemals werden 
wir in der Natur einen eindeutigen Fußpunkt finden wie an unserem platt 
auf dem Tische ruhenden Holzmodell. Könnte man sich so helfen, daß man 
alle Berge des Elbgebietes, z. B. der Sächsischen Schweiz, auf den Elbspiegel 
bezieht? Nein, die Elbe hat wechselnde Wasserhöhe und Gefälle. So lenken 
wir die Gedanken von selbst zum tiefsten Punkte der Erdoberfläche, zum 
Spiegel des Meeres. Dieser ist der Fußpunkt für alle unsere Höhenangaben; 
ar ist das „Normal-Null“ oder N. N., das wir auf allen Höhentafeln finden. 
Daß auch der Meeresspiegel schwankt und man erst einen mittleren Pegel- 
stand finden mußte, daß man dieses Pegel-Null später übertrug und sich
	        
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