Allgemeine Einleitung in die Astronomie.
Parallaxe in Länge, aus welcher die Höhenparallaxe bestimmt wird!). Die am
meisten verwendete Methode war die erste, da man bei derselben die Stunden-
winkel nicht zu kennen brauchte, und die Differenz der Stundenwinkel sich aus
der Zwischenzeit ergab. Sei AB (Fig. 19) der Horizont, Z das Zenith, P der
Weltpol, seien ferner 7 und 7/ die beiden wahren Orte des Gestirns im Parallel-
kreise, so sind die scheinbaren Orte in Folge der Parallaxe /' und //' in den
betreffenden Hóhenkreisen Z/,
Z1 gelegen. Gemessen sind nun
die Winkel 4 Z/-—2a, 4Z/za,,
und die Zenithdistanzen Z /' — z,
und Z//'— z,; bekannt ist ferner
die Differenz der Stundenwinkel
ITP] =1? gleich der Zwischenzeit
zwischen den beiden Beobachtun-
gen, und der Bogen ZP—90?—
gleich dem Complement der Pol-
höhe des Beobachtungsorts. RÉ-
GIOMONTAN übertrágt nun das dom
Dreieck PZZ' nach PZZm; aus fere
dem Dreieck ZP/' findet man A
aus der scheinbaren Zenithdistanz i
z, und dem bekannten Azimuth
(A. 19) a, die scheinbare Poldistanz p, =
90° — 8, = P/' = Pm, ferner die M ot
Winkel x und y; und da Z Pm = x — m PI! = x — IIPI = x — t ist, so werden M del
in dem Dreieck Z Pm die beiden Seiten Z2, Pm und der Winkel Z Pm bekannt, Is
woraus man die Winkel z, v und die Seite 7 berechnen kann, und dann erhilt |
man aus dem Dreieck Z//m, in welchem die Seite £ und die beiden anliegenden |
Winkel //mZ=y — wu und Z//Zm = 180° — v — a, bekannt sind, die Seiten Z 77
und æZ/Z. Es ist aber m/Z— /Z' die Hôhenparallaxe für die erste Beobachtung der
und 7//7' — Z//' — Z// die Höhenparallaxe für die zweite Beobachtung. X
REGIOMONTAN konnte dann nach seinen Untersuchungen die Behauptung, A
dass die Entfernung der Kometen nicht kleiner sei als die des Mondes als :
erwiesen und die gegentheiligen Ansichten als widerlegt hinstellen. Allerdings
nahm er dabei noch nicht auf die astronomische Refraction Rücksicht.
In diese Zeit (um 1450) fällt eine der wichtigsten Erfindungen, welche nicht
nur für die Astronomie, sondern überhaupt für alle Wissenschaften von den be-
deutendsten Folgen war, und welche allein den nunmehr folgenden raschen
Aufschwung der Wissenschaften ermöglichte: die Erfindung der Buchdrucker-
kunst. An Stelle des mühevollen und höchst beschwerlichen, oft auch unver-
lässlichen Abschreibens trat die Vervielfältigung durch den Druck. Zu den ersten
in dieser Weise verbreiteten astronomischen Werken gehörten der Almagest des
PTOLEMAUS und PEURBACH’s Theoricae novae planetarum.
Fast gleichzeitig hiermit fällt die erste grosse Umwälzung in der Astronomie,
die Aufstellung und wissenschaftliche Begründung des heliocentrischen Systems
!) Diese Methode ist dem Wesen nach identisch mit derjenigen, dass man die Rectas-
cension eines Gestirns bestimmt, wenn es im Meridian steht, und dann eine Bestimmung ausser-
halb des Meridians macht. Die Tangente im Nonagesimus ist horizontal, da der Nonage simus
derjenige Punkt der Ekliptik ist, der im Hóhenkreise des Pols der Ekliptik liegt.