Lehrstoff für Quinta.
wurden in einem Eisentiegel über dem Feuer gebraten und fortwährend umgerührt, dann
der Tiegel auf den Tisch gestellt.“ (Es folgt eine Erzählung, wie der Käse gemacht wird;
dann der Bericht über das Übernachten, endlich über das Wanderleben der Senner.)
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Das oben wiedergegebene Unterrichtsbeispiel zeigt uns einige wesentliche
Eigenschaften kindlicher Schilderungen: Auflösen der Beschreibungen
in Handlungen, in Erlebnisse, gewürzt mit etwas Abenteuerstimmung und
Humor, Und der Erfolg? Wir haben dankbare Zuhörer, deren Phantasie
lebendig mitarbeitet und prägen in ihre Seelen ein kleines Alpenbild mit
frischen und haltbaren Farben. Und wenn auf einer höheren Unterrichts-
stufe einmal im erdkundlichen Unterricht der Satz vorgetragen wird: ‚im
Allgäu ist viel Rindviehzucht, verbunden mit Sennwirtschaft‘ — dann wird
sicher die Erinnerung an den Brief des wanderlustigen Knaben und seine
‚feißige‘“ Sennerin wieder auftauchen. Das ist aber ein Hauptziel des Unter-
klassenunterrichts: einzugehen aufs Einzelne, damit der spätere Unterricht
daraus das Typische gewinne, die Phantasietätigkeit des Kindes lebendig
machen*, damit später der Verstand brauchbaren Rohstoff für seine „ursäch-
lichen Verknüpfungen“ vorfinde!
Das Fichtelgebirge.
Die bisherigen Beispiele sollten breite Anschaulichkeit, erzielt durch
Relief, Bilder und Schilderungen, bieten. In dieser Form kann nur ein Teil
les Stoffes behandelt werden. Mindestens ebenso wichtig wie die Erzeugung
xlarer Einzelvorstellungen von typischen Landschaften ist die Einprägung
des Gesamtkartenbildes und des Namenwerkes. Daß solche Einprägeübungen
nicht zum langweiligen „Einpauken‘“ werden, daß auch sie im Geiste des
Schülers Entdeckerfreude auslösen und in ihm das Kraftgefühl erzeugen,
das im sicheren Besitz eines fest umrissenen Wissensstoffes liegt, ist Sache
des guten Unterrichts.
Übungen aller Art knüpfen sich selbstverständlich auch an die Darbietung
der eingehenden Bilderbesprechungen und Schilderungen. Aber wir werden
vielfach auch eine ganz neue Gegend so behandeln müssen, daß Relief, Bild
und Schilderung völlig ausgeschaltet bleiben und die Karte das einzige Lehr-
und Lernmittel ist. Dann tritt die Tätigkeit des Lehrers ganz in den Hinter-
grund. Kurze Fingerzeige, ein hingeworfenes Stichwort, ein stummer Hin-
weis auf eine Stelle der Wandkarte genügen zur Führung. Ein ebenso kurzer
Einwurf weist auf Fehler hin. Im übrigen erarbeiten sich die Schüler den
Stoff aus der Landkarte selbst. In dieser Form sei das Fichtelgebirge dar-
zeboten, nachdem das Erzgebirge oder der Harz ausführlich behandelt
worden ist.
1 Neuerdings macht Joh. Sölch auf die Bestrebungen englischer Schulgeographen
aufmerksam, jüngeren Schülern „Erzählungen von fremden Ländern und Völkern‘ zu
dieten. (Geogr. Zeitschr. 1925, S. 31.)