Full text: Öffentliche Bauten

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Anpassungsfähigkeit gegenüber den 
Ansprüchen moderner Bequemlichkeit 
ainen ganz bestimmten Fortschritt über 
die bis dahin gepflegte historische Stil- 
Architektur bedeutete. Wenn nun von 
den beiden genannten Bauten Fischers 
der zweite, das chirurgische Spital, in 
seiner größeren Ruhe und Geschlossen- 
heit als das reifere erscheint, so verrät 
an dem Wohnhaus ein kleiner Zug schon 
den späteren Fischer: ein Balkon, der, 
architektonisch etwas fragwürdig, sich 
direkt neben einem Eck-Erker befindet, 
verzichtet auf jede, für den „Stil“ doch 
oigentlich unerläßliche Stütze und be- 
xennt mit seinem freien Hervorspringen 
yanz unverhohlen, daß er der Zeit der 
eisernen Träger, nicht der des alten, 
°chten Barock angehört. So spricht sich 
ailer, anscheinend unwillkürlich und bei 
einer mehr nebensächlichen Gelegenheit, 
ein Drang nach Offenheit, ein Widerwille 
zegen Stilmittel, die uns Funktionen aus 
aicht sachlichen Gründen’ vortäuschen 
wollen, zum ersten Mal aus, um dann für 
Fischer immer bestimmender und maß- 
gebender zu werden. 
Doch ist es ein völlig überraschender 
Schritt von diesen Arbeiten zu dem 
1897—08 erbauten Schulhaus an der 
HMaimhauser Straße (Schwabing). Wie 
dies Haus schon im Rohbau jedes nicht 
pyanz architekturblinde Auge eigentüm- 
ich anzog und festhielt, das ließ schon 
arkennen, daß der damals noch nicht in 
weiteren Kreisen bekannte Architekt es 
aicht mit jenem Berliner Kollegen hielt, 
von dem Theodor Fontane das schöne 
Wort überliefert hat: „Der Stil wird 
angeputzt“. Nein, hier war der Stil schon in der 
Silhouette und den Maßverhältnissen, und es war 
in stark persönlicher Stil, wenn auch die Be- 
:oonung der Vertikale, mit den über die Giebel 
weit hinausschießenden Pfeilern, an niederdeutsche 
Backsteingotik, anderes, wie das Zusammenhalten 
des Ornamentalen innerhalb der Mauerfläche‘ und 
manche Details, an romanischen Stil erinnerte. Gerade 
wie diese Stil-Anklänge sich vertrugen, in einer 
neuen, eigenen Stimmung harmonisch zusammen- 
klangen, darin lag das Geheimnis des Individuellen. 
Am fertigen Bau trat dann noch stärker das Prinzip 
aervor, die Wände nur so zu gliedern und zu ver- 
zieren, daß die Fläche. nicht zerrissen wird, den 
plastischen Schmuck aber auf ein funktionell be- 
sonders wichtiges Bauglied, das Portal, zu kon- 
zentrieren. — Der nächste Schulhausbau (an der 
Guldeinstraße, 1899—1900) mit einer stattlichen 
Höhenentwicklung, aber allzu reich und etwas un- 
ruhig in der Gliederung, erscheint uns jetzt wie 
ajine Vorstufe zu der Schule am Elisabethplatz, deren 
Wettbewerbsentwurf. Museum. 
,eide Hauptfassaden, in je drei mächtigen Giebeln 
ıufwärtsstrebend und noch: überragt von dem wuch- 
igen, hinter dem niedrigen Eckeinbau (Turnhalle, 
vie bei der Guldeinschule, aber weit harmonischer 
len Gesamtproportionen eingefügt) doppelt imposant 
ich erhebenden Turm, die vertikale Tendenz zur 
Öchsten Wirkung führen, über die eine Steigerung 
‚aum mehr möglich ist. Und so wendet sich jetzt 
ler Architekt in dem einer langen Straßenfront ein- 
:ugliedernden Bau der Höheren Töchterschule (an 
ler Luisenstraße, 1900—1901) zur stärkeren Be- 
mung der Horizontale, die aber durch die beiden 
ıohen, reichgegliederten Giebel an beiden Seiten 
ınd ein zierliches Türmchen in der Mitte vor aller 
intönigkeit bewahrt wird. Nach außen, wie im 
ınern, dessen Mittelpunkt der als säulengetragene 
\ula ausgestaltete, von den Treppen umschränkte 
ichthof ist, erscheint diese Töchterschule, wie im 
inn des Goetheschen Wortes, daß „das Naturell 
ler Frauen so nah der Kunst verwandt ist“, als 
las schmuckreichste, anmutigste der Schulhäuser
	        
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