1987 WARDEIN
zeitschr. f. gesch. d. Oberrheins 2, 424 (münzverein zwischen
Pfalz, Baden u. Speier 1409); s. f. g. wollen auch etlich
personen ... darzu ordnen, die uff die montz sehen
sollen, auch ein wardeyn setzen, damit der montz gleich
und eyntrechtig mocht nachgegangen werden acten der
ständetage Preuszens 5, 659 (1521); so du nach der feinen
marck probiren wilt, wie es die müntzmeister, gwardin
und goltschmid etc. pflegen zu brauchen SCHREITTMANN
probierbüchlin 52®*; es waren die müntzmeister und eisen-
schneider bapsts diener und hetten keinen probierer,
zuffzieher, noch wardein, machten also falsche müntz
REISZNER Frundsberg 140°. im folgenden wird er hinter
dem münzmeister genannt: das ain jede obrigkeit zu irem
munzen redlich und bericht munzmaister, wardein und
probirer zu bestellen phlichtig sein soll reichstagsakten,
jüng. reihe 8, 617 (1522); wie EHEBERG über das ält. deutsche
münzwesen und die hausgenossenschaften 171 zeigt, wurde
im 14. jahrh. in Straszburg ein wardein (noch hüter ge-
nannt) zur controlle von münzmeister und hausgenossen
ernannt; durch diese befugnis konnte es kommen, dasz der
wardein über dem münzmeister stand: die gesellen sullen
deme muntzmeister ind dem wardeyn ... gehorsam syn,
ind were eynche zweryschelicheit tusschen dem muntz-
meister ind den gesellen, dairumb sall der wardeyn as
yre overste sy untscheiden akten z. gesch. d. stadt Köln 2,
556, 4 (um 1475) Stein. vgl. u. wardeiner cod. dipl. Sıles.
6) beim bergwerk, in der hütte, hat der wardein die
erze auf ihren metallgehalt zu prüfen: bei unserm waradin
auff dem Schneeberg DIEFENBACH-WÜLCKER 894 (Weim.
archiv 1523); drauff antwort man die plick (das blick-
silber) in den zehenden, da schlegt der wardein und
silberhüter eine probe ausz MATHESIUS Sarepta 59*; da-
mit wir alsdann ... solche ärzt durch unsern wardein
nrobiren, und nach befundener prob unsere knapschaft
allda in arbeit anstellen (zu) lassen v. LOR1 sammlung
des baier. bergrechts 417° (1636); wardein ist ein beeydigter
bedienter, der das ertz uff alle metall probieret JUNG-
HANS gräublein ertz (1680) F 3*, ähnlich MINEROPHILUS
“1730) 707. LAMPADIUS handwb. der hüttenkunde (1817) 216;
sucht doch der wardein auf alle weise die edlern metalle
zu reinigen, um ein bestimmtes gewicht des reinen goldes
and silbers ... festzusetzen GÖTHE 47, 147 Weim. ausq.;
oder sprengten gold in den sand
und brachten den mit voller hand,
lieszen ihn all wardin probiren,
das man daran nichts Rönd verlieren.
Froschmeuseler M 4% (I, 2, 14);
und dieses gold, jetzt nur noch goldes traum,
einst war es stufe, schlackenfrei, gediegen ...
anstaunend masz das kleinod der wardein.
V. GAUDY (1844) 23, 15.
noch jetzt gebräuchlich: probirer oder wardein, untersucher
ler erze oder hüttenprodukte KARMARSCH-HEEREN® 7, 61.
im folgenden nicht ‘prüfer des gehaltes’, sondern ‘ab-
schätzer', zu wert in beziehung gebracht:
dann sollt ihr mir sagen, ein treuer wardein,
wie viel ich wohl werth bis zum heller mag sein.
BÜRGER 66° (der kaiser und der abt).
e) büldliche verwendung bei neueren schriftstellern:
weit, so weit die winde fliegen,
liegt mein (des corsaren) flutend königreich.
blanker stahl ist mein wardein,
lreib’ ich meine schatzung ein.
GEIBEL 2, 36 (Juniusl.)
prüfer von geisteserzeugnissen: so habe ich ihn (den ge-
danken) doch nach meiner eignen kenntnisz so genau als
möglich abgewogen, ihn auch von unsern moralischen
wardeins prüfen lassen; und da haben wir herausge-
bracht, dasz manches gold sey, wenn es gleich anfäng-
lich nicht glänzt KRETSCHMANN (1784 ff.) 5, 129; nur auf
diese weise kann der höheren kritik vorgearbeitet wer-
den... zu dem allen aber gehört die treue eines wardeins,
dem seine pflicht gegen das grosze publicum angelegen
ist GÖTHE briefe 25, 242 Weim, ausg.; und doch hat Franz
Horn eine litteraturgeschichte geschrieben, doch ist für
einen weiten kreis er das ästhetische orakel, der kritische
wardein geworden, der den poetischen gehalt nach seinem
dafürhalten schätzt Hallische jahrbücher 1840, 527. zu wert
in beziehung gesetzt: ihrer (der menschenvereinigungen)
ringe zahl ermiszt kein rechner: der einzelnen eigen-
WARDEINEN—WARDIREN 1988
werth wird vom wardeine nicht geschätzt, und kein
‚orscher ordnet ihrer bahnen rang JAHN volksthum 456,
auch ist nicht nötig, dasz du just
ein langohr in dein wappen setzest,
sei deines eignen werts wardein —
du giltst so hoch wie du dich schätzest,
HEINE 1, 291 Elster,
WÄARDEINEN, verb. als wardein prüfen, an werde ‘wert’
ıngelehnt ‘schätzen’: werdeynen, arbitrari, estimare, taxare
Teuthonista 5°, 479* Verdam.
WARDEINER, m. dasselbe wie wardein: mit Steffan dem
nonczmeister zu uberkomen und auch eym wardiner
ımb die cleidunge und sust der nottet Frankf. bürger-
neisterb. 1429, 47”; wardiner-, uffzieher-, probierer- und
;tempfelgraber-lon zeitschr. f. gesch. des Oberrheins 2, 430
Freiburg 1498); dieweil sie fast falsche kronen uisgeben,
wilche burger . . geclagt, auch die goltsmide und werdeiner
)jrobirn laissen, das sie nit das veirte teil wert waren,
ı1at sie ein rait zu reden moissen stellen buch Weins-
)jerg 3, 97 (1581); der wardeiner von Glatz Melchior Wil-
ı1elm Paumgartten .., so nachmals das bergwerk soll
souverniren und regieren, sowol auch bei dem münz-
wesen das probiren verrichten cod. dipl. Silesiae 21, 2038
16538); warteuner 21, 209. 210; s. v. a. wardirer: werdeynre,
ıchter, taxeerre Teuthonista 479®* Verdam.
WARDEINSHERR, m., ratsmitglied, das die aufsicht
iber die münze hat (?): Eggerstein, bau und wardeinsherr
3ROTEN geschichte der stadt Northeim 138 (1700).
WARDEN, werb.: von hier begiebt sie (die sprachlehre)
jich mit dem leser in des ,.. neuesten wortprägers
nünzstatt, wo das sprachthum als wardein der mutter-
;prache heilige gerechtsame wardet und wortet JAHN
nerke 194. dem nd. entnommen, das brem. wb. 5, 182 führt
ıeben warderen (s. wardiren) ‘schätzen’ warden an (dar-
ı1ach CAMPE), schon mnd. warden neben werden SCHILLER-
LÜBBEN 5, 600.
WARDI, f‘, dasselbe wie gwardi ‘garde’ (s. garde 2 a
und gewardi), leibwache, auch m. ‘der einzelne leibwächter':
schildtwächter, solaquen, peiclar, leibswardi, besoldete
ınd bestellte FISCHART groszmutter 601 Scheible.
WARDIREN, werb. bewerten, schätzen, aus dem ndl.
waardeeren (von waarde ‘wert’), schon mnd. warderen
reben werderen SCHILLER-LÜBBEN 5, 675 (daraus schwed.
verdera, dän. vurdere), auch im md. Sachsenspiegel, um-
xildung mit romanischer endung von werdern, hd. wirdern
z. d. MATHESIUS Sarepta 171°), jetzt würdern, im hd. seit
lem 16. jahrh. belegt; auf nd. und md. gebiet daneben wer-
liren z. 6. bei WALDIS und KRUMBHOLTZ (s. u.). STIE-
LER 2508 (‘pro wertiren’); auch der bei Köln geborene
XRAMER (1719) 262®* hat wehrdiren neben wahrdiren; in
Aachen werdire MÜLLER-WEITZ 260; TEN DOORNKAAT
XOOLMAN hat neben wärderen 3, 512 wärdeen, werdejen (zu
wErde, ndl. waardij ‘wert’) 539; s. auch werdirung unter
wardirung.
1) die eigentliche bedeutung ist ‘den wert einer sache be-
immen’, und zwar als vertrauens- oder amtsperson: wer-
liren ‘aestimare’ STIELER 2508; to rate or value LUDWIG 2883;
28 zollen auch 2 von stetten darzu vereident werden, die
solch schadhafftig bir schmecken und wardiren sollen
ınd solchs unszern zceysemeistern ansagen acten der
ıtändetage Preuszens 5, 613 (1517); den 13. junii lies der
teyser den schaden in beiden teutschen und spannischen
lagern besichtigen und wardieren ...: sein maytt,
wolte, so hoch die pferde aestimiert, erlegen lassen
SASTROW 2, 29; solle der bereider solches dem ampte
ıngeben ..., damit ... die (nicht abgeholten) felle wer-
lirt und also darnacher desto basz demjenigen, dem die
elle zugehörig, begegnet werden mögte KRUMBHOLTZ
lie gewerbe der stadt Münster 465 (1642); die meisten
rordd. wb. (auch die oben angeführten) zeigen diese be-
leutung: warderen SCHAMBACH 286. DÄHNERT 538; war-
liren, plattid. wardere(n) FRISCHBIER 2, 456.
2) wardiren wird auch zu wardein in nähere beziehung
jesetzt; die bedeutung ‘den gehalt der münze prüfen’ geben
ın RONDEAU. KRÜNITZ 233, 333; 80 auch: to essay LUDWIG
2883; assay EITZEN 840®; ein anderer herr hat beschlossen,
„. Schlecht geld zu münzen ...; der crays läszt war-
lieren und findet die waare zu leicht F.K. v. MOSER
107
MN.
1
10
zle
la
317
zu
me
hr
7ö
SC.
gt
die
de“
ia
züt
od“
wa
ab
1
sch
die
D>
70?
afa-
NE‘
LU
ze]
etz
81
I
dir
ba
le:
ke
atv
le
Kr
1a
AA
Je:
Te
51
WE
dir
mi
},
ist
SC
die
807
yo‘
in
an
wr
Mm
{re
Ta
Ca
ef
RC
Ss
Or
Mt.
V
0 f?
IF