1991 WARE 1, 2
von dieser zeit an erscheinen auch urkundliche belege aus
Thüringen, Meiszen, Schlesien, Preuszen und anderen md.
Landschaften (daneben geware Ss. Ch. 4, 1, 4707. 4808. 58382):
welch gast herbrengit swere war ..., zo sal her sy wegen
in deme woghuse cod. dipl. Silesiae 8, 21 (recht der krämer
zu Schweidnitz 1336); swelch unser borger bi gewichte
verkoufet edir koufet wullen, kopfer, bli, tzen, ysen,
smer, wachs, unsled eder icheynerleye war di tzu wegene
toug die alten gesetze der stadt Nordhausen (um 1850),
neue mittheil, a. d. geb. hist.-antiqu. forsch. 8, 3, 51; is sal
vuch keyner unser burger eins gastis war, di her hi ge-
lossin hette, verkeufin in syme namen eyme andern gaste
Breslauer urkundenbuch 1, 199 (nr. 226, 13, 1360) Korn;
welche unsir bürger ware kouffin zcu Rinstet ..., die sullen
ezollesz frie sien Orlamündische statuten a. d. 14. jahrh. bei
WALCH vermischte beyträge 2, 75; was dö oberbleibet von
ander wär oder gerethe, als von mentelen, rocken, jopen,
von gewande statuten des deutschen ordens 153, 9 (zwischen
1351 u. 1382); dys nochgeschrebene ..., das wir yn gesant
haben an allerley ware handelsrechnungen des deutschen
ordens 19 (1404) Sattler; wenne die burger kauffmanschacz
hirinne haben, so sollen die meckeler die geste, die der
ware bedorffen, von erst an die burger wyszen urkunden-
buch der stadt Leipzig 1, 8314 (nr. 383, 1464); seit etwa
1400 tritt das wort auch in den Rheinlanden auf: der druger
wair akten z. gesch. d. stadt Köln 1, 275, 13 (1435) (in
Köln zuerst 1399 ruwe war s. u. II, 6, ce); es sy dann, das
solich ware zuvor... eynen halben tag feyle gewest sy
(daneben geware) zeitschrift für gesch. des Oberrheins 4, 393,
40 (Heidelberg 1465); wer jemant der valsch wurtz oder
spetzerige-wahr ... hie hette BRUCKER Straszburger
zunftverordnungen 309 (1470); in dem kouffhusz ... habe
er nun allerhand kouffmanschaft und war, und der fiere
ouch vil güte warin SCHULTE gesch. des ma. handels 2,
238, 14 (Konstanz, vor 1497); auch Nürnberg kennt das
wort im 15. jahrh.: die specerey oder ander kaufman-
schaft... was sie solicher ware hie verkauffen BAADER
Nürnberger polizeiordnungen 128. einen frühen beleg für
Oberdeutschland bietet ein zwischen 1350 und 1375 dichten-
der Österreicher, der TEICHNER:
swer ein wip nemen sol, .
der tuot weder minr noch mer
als ein koufman ...
3sö wart nie kein war sö guot...
als die zarten kluogen frowen...
diu kräm, diu ist nu üz geleit.
Wiener denkschriften 6, 139, anm. 170.
weiter im 15. jahrh.: von allerlai kaufmanschaft, es sein
guldeine oder seideine tücher, Venedigische oder andere
phenbert, allerlai tucher, wolleine, leineine, rauhe war,
eisen, kupher quellen z. gesch. der stadt Wien IL, 3,
95 (1466); trotzdem kann das wort im südlichen Deutsch-
land im 15. jahrh. noch nicht eingebürgert gewesen sein.
in rechtsquellen und historischen werken finden sich, wo
von handel die rede ist, noch fast ausschlieszlich die älteren
zusdrücke kaufschatz, kaufmanschatz, kaufmanschaft,
zut, kram, pfennigwert (pfennwert), z. b. in den Nürnberger
chroniken, städtechr. 2, 77, 3 eyn vasz mit rauher war,
aber 64, 3 vil wegen mit kaufmanschaft, 72, 9 hab, gut
und kaufmanschaft, 528, 22 kauffleut mit irer kauffman:
schatz; KOGLER beiträge z. stadtrechtsgesch. Kufsteins:
das niemant dhainerlay kaufmanschaft noch ander fail
sachen... sullen weder verkauffen noch vertreiben 70 (1435);
von aller ander essenden vaylen pfenbert 74 (1473). in
den frühnhd. glossaren wird merx oder mercimonium noch
nicht ein einziges mal durch ware gegeben. wie die vor
lutherische bibelübersetzung nur die älteren ausdrücke hat,
so führen auch die südd. bibeldrucke des MENTEL, ZAINER,
KOBURGER ware noch nicht ein. dagegen hat LUTHER
das wort, das seinem ostmd. dialekt geläufig war, häufig,
ge. b. in der bibel: wenn die völcker im lande bringen
wahr Nehem. 10, 31 (verkauffungen MENTEL, kauffman-
schatz ZAINER, KOBURGER); sie brachten visch und
allerley wahr Nehem. 18, 16 (gezierde MENTEL, fayle
pfennwert ZAINER, KOBURGER); du hast deinen handel
auff dem meer gehabt, und allerley wahr, silber, eisen,
zihn und bley, auff deine merckt bracht Hesek, 27, 12;
die kauffleute auff erden werden weinen und leid tragen
bey sich selbs, das ire wahr (werd MENTEL, kauffman-
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schaft ZAINER, KOBURGER) niemand mehr keuffen wird
ff. Joh. 18, 11. auch die von LUTHER abhängigen über-
ragungen (Züricher bibel, DIETENBERGER, Eck) haben
2 meist beibehalten. überhaupt bürgert sich das wort dann
überraschend schnell im süden ein (schon KEISERSBERG
» 0. hat war neben kaufmannschatz). einen hauptantheil
laran haben die dichter, denen das bezeichnende, kurze
und bequem im reim zu verwendende wort willkommen war,
so hat es nicht allein H. SACHS häufig gebraucht, sondern
zuch viele Alemannen, wie MURNER, WICKRAM, MANUELL,
JART, FISCHART, S. MÜNSTER, der Schwabe S. FRANCK,
le Franken HUTTEN und SCHWARZENBERG, der Baier
AVENTIN uw. a. es dringt dann auch in die wörterbücher
an. DASYPODIUS 134° gibt für merx noch kauffman-
schatz an, nachher aber: die kauffmanschatz oder waar
verzollen, 452% waar umb waar geben, MAALER 484%
waar, kauffmannschatz, merx (die wendungen stehen aber
unter letzterem). das wort bricht sich dann überall bahn,
während die älteren bezeichnungen allmählich verschwin-
len, doch wird anfangs noch gern ware mit einem von
Hiesen zusammengestellt: was der kauffman in sinen ge-
welben unde kellern vorhen guts alhir hath an allerlei
ware unde pfennigwert urkundenbuch der stadt Leipzig
1, 812 (nr. 383, 1464); die gemeyne zyse von aller ware
ınd pennwert urkunden z. gesch. d. stadt Koblenz 201, 17
1480); die selbe wahr oder pfenbert ... verkaufen österr.
weisth. 6, 82, 18 (1482); ausz der obern war oder fenwart
aan mir vorkaufft ... pro flor. 267 quellen z. gesch. d.
;tadt Kronstadt 32, 125 (1528); kauffleute..., die mit iren
zutern, wahr und kauffmanschatz ... in unser lande
7reuszen ... reysen hansisches urkundenbuch 6,428 (Thorn
1428); allirlei kauffmanschatz, gut und wahr dohin (zum
narkt) brengen furen ader tragen und aldo keuffen vor-
seuffen wechseln bewten und handeln urkundenbuch
ler stadt Meiszen 4, 86 (nr. 131, Dresden 1475); mit seiner
kauffmannschatz hat er offt den gemeinen nutz und
armen mann truckt, nit allein mit groser, namhaffter
züt und war, sunder auch mit schlechter, klainer war
städtechron. 23, 220, 8 (Augsburg 1529); mit der menge
leiner wahr, und deiner kauffmannschafft LUTHER,
Hesek. 27, 33 (Züricher bibel: whar und kauffmannschatz);
mit aller war und kaufmanschaft österr. weisth. 6, 79, 28
‘16. jahrh.); hat man etliche unser kauffmannschafft
der waaren wider zu schiff bracht Hu_Lsıus 2. schiffahrt
11615) 86; die bezalung des gelts, oder die lieberung ainicher-
(ey wharen oder güter Nürnberger reformation (1564) 1*;
und (das schiflein) bleibet dennoch überhäuft
mit edlen gut und waaren.
P. GERHARDT 12 Gödehe,
8) formales.
a) ware ist fem., der acc. sing. andern wilt war KRUMB-
30LTZ die gewerbe der stadt Münster 358 (ende 18. jahrh.,
rd.) beruht wol auf einem versehen.
b) die mundartliche verdumpfung des a zu o kommt
relten zum ausdruck: wohr österr. weisth. 6, 151, 16 (Steier-
nark 16. jahrh.); vereinzelt mit & (kaum als umlaut zu
jetrachten): ander wär österr. weisth. 6, 43, 15 (Steierm.
ınf. 16. jahrh.); anderer wären halb J. v. WATT deutsche
zistor. schriften 2, 45, 15; de wär quellen z. gesch. d. stadt
Kronstadt 1, 191 (1510).
ec) die einsilbige form war herrscht im obd. noch im
janzen 17. jahrh., auch bei Mitteldeutschen ist sie nicht
'elten, so hat LUTHER stets wahr, MATTHESIUS wahre
ıeben wahr, auch bei BELLIN 137, SCHOTTEL 1439, Bö-
IKER B 8 steht waar, bei LUDWIG 2357 waar neben
vaare; doch die eigentliche md. form ist ware: manger-
ıande ware minnesinger 3, 57%. handelsrechn. d. d. ordens
‚9 (1404). acten der ständetage Preuszens 1, 427 (1425). ur-
sundenbuch der stadt Leipzig 1, 315 (1464). zeitschrift f.
jesch. des Oberrheins 4, 893, 40 (Heidelberg 1465); auch in
lem ans md. grenzenden Nürnberg schon in den polizei
>rdn. 96 ware, während H. SACHS war gebraucht. weiterhin
ware (waare) bei FLEMING 573. STIELER 2415. LOHEN-
STEIN Arminius 1, 661°, im 18. jahrh. wird die zweisilbige
form dann allgemein schriftsprachlich.
d) als zeichen der dehnung, auch zur unterscheidung
von der verbalform war und dem adj. war ‘wahr’, dient
im 16. u. 17. jJahrh. häufig h: wahr zz. db. KRÄMER 1205,