19992
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1993 WARE IL 1
auch whar (MAALER 494%), im 17. jahrh. entspringt dem
bedürfnis nach scheidung von dem nun auch wahr ge-
schriebenen adj. die schreibung mit aa: waare HARS-
DÖRFFER gesprechspiele 5, 348; waar AÄBR. A S. CLARA
mercks Wien (1680) 15. SCHOTTEL 1439, RÄDLEIN 1022
(neben wahre). LUDWIG 2857, die dann geherrscht hat bis
zur jetzigen amtlichen rechtschreibung ware.
e) der plural lautet mhd. war, ware, in der form mit
dem sing. übereinstimmend: der vorgenanten ware ich
eyne gesetze der stadt Nordhausen (um 1850), neue mit-
theilungen a. d. geb. hist.-ant. forsch. 3, 8, 51; noch bei
HUTTEN 4, 267 Böcking drey war, doch schon z. b. WATT
a. @. 0. wären, später stets waren.
ff) zusammensetzungen werden jetzt stets mit waren:
als erstem gliede gebildet, in älterer zeit (wo sie noch
selten sind) erscheint war-: wahrbuch J. GOTLIEB ein teutsch
buchhalten (1531) E2®; wahrfälscher J. NAs antıp. eins
und hundert 3, 39*; wahrvermenger FISCHART Garg. 300
Alsleben ; vereinzelt auch noch später ware-: waarebeladene
schiffe ZACHARIÄ wyoet. schriften (1763 ff.) 4, 83.
II. bedeutung und gebrauch,
1) ware in der bedeutung ‘“handelsgut' ist eine gewisse
menge einer beweglichen sache, mit der handel getrieben
wird. sie heiszt so besonders bei kauf und verkauf, dann
aber auch schon vorher während ihrer gewinnung oder
herstellung, während der beförderung und während der
aufbewahrung, besonders beim verkäufer.
a) ware hat wie kaufmannschatz, gut collective be-
deutung ‘eine gewisse menge von einem handelsgegenstande
z. 5. für 50 „S ware; auch die gesamtmenge eines aus ver:
schiedenartigen handelsgegenständen bestehenden handels-
gutes kann es bezeichnen: das m$r bruder Cunrad ...
gerechent wärt von bruder Walter... an schult und
an ware .. . 81000 ®% und 150 ® handelsrechnungen des
deutschen ordens 128, 5 (1400) Sattler;
er sieht es (das schiff) über klippen
gefährlich gehn und rettet schnell die waare,
SCHILLER 12, 186 (Wallenst. tod 3, 8);
wird an die verschiedenheit der warengattungen gedacht,
go steht der plural: es were Kkorns, wins oder anderer
wären halb J. v. WATT deutsche histor, schriften 2, 45, 15
Götzinger; wo aber die, den hierinn kauffmannschaft
zu treiben zügeben und erlaubt ist, unzimlich theurung
inn iren wahren zumachen understehn würden des heyl,.
römischen reichs ordenungen (Worms 1536) 80®*; da aber
deselbige itz specificirte waren . . . ausschleiszen (aus-
gehen) oder sunsten verthon wurden guellen zur rechts-
gesch. der rhein. städte 1, 274, 17 (Neusz 1596). wird von
einem einzelgegenstand gesagt: das ist gute, schlechte
ware, so wird er als herausgenommen aus einer anzahl
ähnlicher gegenstände aufgefaszt (vgl. 4 a ware zur bezeich-
nung einer einzelnen person).
b) erst durch den handel wird etwas zur ware:
auf einem pferdemarkt — vielleicht zu Haymarket,
wo andre dinge noch in waare sich verwandeln.
SCHILLER 11, 19 (Pegasus).
c) die ware wird für geld erstanden:
marsch in’s zelt, bring her die kanne,
ich geb’ waare für sein geld.
BRENTANO Victoria (1817) 15;
vgl. u. 8 wie die ware so das geld uw. d&.; geld selbst ist
nur insofern ware, als die münzsorten verschiedene wäh-
rung haben LuDOVvICI 5, 543; ware kann aber auch selbst
zahlungsmittel sein (vgl. u. 5c ß ware um ware):
ein sack ist mir die selb frow ouch,
die umb gelt, und güt, umb war
ir eigen kindt verkouffen dar.
MURNER narrenbeschw. 50, 29 neudr.;
(himmelsgaben) die nicht zu kauffen stehn umb wahren oder geldt.
RACHEL satyr. ged, 105 neudr.;
die hingabe.einer ware erfordert stets eine gegenleistung,
daher scherzhaft:
was der für käufer haben sollte
der waare gratis geben wollte!
GÖTHE 3, 185 Weim, ausg.;
doch wird ware früher auch von geschenken gesagt:
ich hab nun gesamlet schier zwenzig jar
an käs, ziger, wurst, hammen und allerlei war.
N. MANUEL vom vabst 440 Bächtold:
WARE II, 2 1994
‚on abgaben 8. u. e & österr. weisth.; auch von diebesgut:
1s begab sich, als es gantz finster worden wasz, das
lie zwen dieb yeder nach seiner wahr gieng WICKRAM
3, 78, 20 Bolte; in summa, es war alles gestolne und
antlehnete wahr volksbuch von dr. Faust 25 neudr.
d) auch schon bei seiner beförderung zu wasser oder
mu lande wird das zum verkauf bestimmte handelsgut,
las frachtgut, ware genannt (vgl. 6 g rollende ware):
wir... schifften in Syrien, und kamen an zu Tyro, denn
laselbs solt das schiff die wahre (yöuov, die burd
MENTEL. ZAINER) nidderlegen .apostelgesch. 21, 3; wegen
ler . , schiffreychen wasseren, auff welchen man die
züter und waaren komlichen hin und wider fertiget
STUMPF Schwytzerchronik (1606) 8*; zumahlen bey guten
landstraszen und weegen ... die waaren und frachten
nit leichteren kösten fort zu bringen Trierische ver-
wdnung wegen verbesserung derer weege (1753) 4; auf
welcher (chaussee) die waaren .. . nach Richterschwyl
zebracht werden GÖTHE tagebücher 2, 162 Weim. ausg.;
alle landleute, denen ich auf spaziergängen begegnete,
z3ehe ich ihre waaren mit viel geschicklichkeit auf dem
kopfe tragen fürst PÜCKLER driefwechsel u. tageb. 2, 90.
ware heiszt ferner das beim verkäufer lagernde handels-
zut (vgl. warenlager u. a.): dabey hat er einen reichen,
ron waaren aller art vollgepfropften kramladen MILLER
wriefwechsel dreyer akad. freunde (1778) 1, 17.
e) die waren sind natur- oder kunsterzeugnisse JACOBS-
3ON 4, 503%,
&) Joseph thet befelh, das man ire secke mit getreide
‘üllet .,. und sie luden ire wahr (traide MENTEL, fru-
nenta) auff ire esel 1. Mos. 42, 26; derselb ambtman
;amblet in sein ambt ... dem lantrichter sein träud
..in der zeit wan der lantrichter darnach schickt, sol
man im guet wahr geben österr. weisth. 6, 327, 32 (Steier-
mark 17. jahrh.); wein, weitzen, wolle ..., nach diesen
Ireierlei waaren werden auch die colonisten getheilt
RITTER erdkunde 1, 124; waaren neuer ernte EITZEN 8833*;
der landmann thut nicht recht, dasz er so kläglich thut
um sein entwante wahr: es war beweglich gut.
LOoGAU 1,3, 6 (s. 56 Eitner);
le. gringi war ‘kleinkörnige frucht, kleine kartoffeln’ MAR-
TIN-LIENHART 2, 844, vgl. 6 c grüne ware.
B) ware heiszen beim handwerker die verfertigten ver-
vaufsgegenstände, gelegentlich aber auch das rohmaterial:
lieweil sich die leute richten müssen nach dem ein-
cauffe irer wahr, die sie verarbeiten der stad Leipzig
ıllerley ordnunge (1544) E 4%. jetzt landschaftlich: d’war
material zum stricken, häkeln u. a., baumwolle, wolle’
SEILER 310®; els. an dem mösser ist gueti wär, der hand-
werksmann berechnet die arbeit und die wär MARTIN-
LIENHART 2, 844®, gebräuchlicher aber ist ware als gegen-
zatz zu material: man treibet aber handel entweder mit
len rohen materialien, oder mit daraus gefertigten
wahren CH. WOoLFF w. d. gesellschaftl. leben (1725) 579; er
were ein brillenmacher, aber seine wahr gieng ihm nicht
mehr ab ZINKGREF apophth. 387; der schuster hatte sich
3in sehr groszes buch machen lassen, in welches er
alle verfertigte waare eintrug STIFTER werke (1901 ff.) 5,
[, 212. die gelegentliche bedeutungsverengung kann bei dem
Anzelnen handwerk leicht zu einer festen werden: das
wort wahre, (das) so viel heisze, als ein stück arbeit.
and demnach heist in der hutmacher-innung das wort
wahre so viel als hüte. eines jeden handwercks-manns
werck und gemächt ist seine wahre ADR. BEIER hand-
werckslex. (1722) 464°; waare, so nennt dieser (der diamant-
schleifer) die geschliffenen diamanten JACOBSSON 8, 115%,
besonders heiszt ware auch das fertige zeug auf dem web-
stuhle, hierzu die zusammensetzungen warenbaum, -breite,
stück u. a. vereinzelt auch ‘“handwerkszeug' :
S3iz kummt der taudtn’grober ah.
’glei grabt dau af dös grob!’
'verzöig’n s’ ner an aug’nblick,
bis i mei woar dau hob’. GRÜBEL 1, 78, 3.
2) weitere bedeutungsverengungen.
a) beim viehhandel ist das vieh ware: dort (auf dem
yiehmarkt) wühlte ein unglaubliches getümmel durch-
sinander und man wüszte nicht zu unterscheiden, ob
waare oder käufer mehr staub erregten GöÖTHE 2%, I, 8;