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ebenso auf dem wasen bleiben, liegen: denen in sölcher
l(euten unrüw ire vätter, brüeder und andere gefründte
auf dem wasen bleiben und erschlagen worden WATT
deutsche histor. schriften 1, 510, 40 Götzinger; solten sie
nit eh da gepliben sein auff dem wasen, als iren könig
in nöten stecken lassen Garg. 385 Alsleben; daz was
ein grozzer jamer, daz der, der ein romischer chünich
was des morgens, daz der des nahtes so nachent und so
armer auf dem wasen lach erste bair. forts. der sächs.
weltchronik 331, 7 Weiland. daran schlieszen sich folgende
freiere wendungen:
daz haupt naigt er gein dem, wasen.
J. v. WürzBurG Wüh. vw. Österreich 8905 Regel;
für uns nur ausz, auff das wir sterben,
drausz auff eim grün wassen verderben.
H. SAcHs 13, 220, 5 Keller;
die hoffart aufgeblasen
ihr thorheit nie recht sicht,
bis sie beiszt in den wasen
und kommt fürs streng gericht.
ARNIM (1857) 14, 283 (wunderhorn 4. theil);
oder werden aber, wens wol gereth, landsbescheiszer
(ich wolt sprechen lantzknecht) bisz uns die seel auff
dem wasen umbhüpfft S. FRANCK trunkenheit (1581) F';
welcher dir (herzog Ulrich) etwas tüt, !
der müsz ain pauren nemen beim har,
ain frischer griener wase
müsz sein unser aller bar.
LILIENCRON hist. volksl. 3, 194 (299, 11).
7) bei wasen ‘rasenfläche’ treten noch folgende besondere
bedeutungen hervor.
a) der zu einer ortschaft gehörige anger: anno 1424 ...
ist ein landvolgunge gewest zu Dietze uf dem wasen
weisth. 1, 577 (Diez a. d. Lahn 1424).
&) der ein haus umgebende rasenplatz: sie gingen all-
zusammen quer über den wasen hin, auf welchem das
einsame häuschen stand JunG STILLING 9, 23; er ging
vorsichtig zurück, stieg an den wasen hinaus und schlug
den weg ein, der zum pfarrhause führte M. MEYR er-
zählungen aus dem Ries 2, 350.
c) Deichplatz: stotzen, wie sie pflegen auf bleichen im
wasen zu stecken MÖRIKE erzählungen? 172.
d) die grünen ufer eines flusses: waasen, hochwaasen,
nennet man auch das erdreich, so gleich an das ufer
des wassers anstöszet STAHL forst- fisch- und jagdlexicon 3
(1778) 771; etliche schiffgesellen ... foeren under Deutz
an die groin wasen buch Weinsberg 3, 203 (1583); etlich
sagten, er (der flüchtling) were auf der Thonaw under
aynen wasen gesessen, hette in ain paur gesechen quellen
z. gesch. des bauernkriegs in Oberschwaben 83 Baumann.
bei Frankfurt die Mainwasen, die als bleichplätze be-
nutzten Mainufer ASKENASY 239.
e) im flusse sich bildende grasbewachsene insel:
mitten üf dem se&we sach er sweben
einen wasen breit und lanc,
der sich gein dem staden swanc.
H. v. D. TÜRLIN krone 17330;
die insel oder der wasen oder der werde der in dem
wasser wirt clag, antwurt (Augsb. 1497) 62°; wann sichs
begibt, dasz werd, wasen odder insel im meere werden,
die seind jederman frey statutenrecht (Frankf. 1572) 111°.
f) von der wiese unterscheidet sich der wasen durch
las fehlen der bewässerung und des regelmäszigen qras-
schnitts:
mein herr wil fremde wisen grasen
ınd lest die sein werden zu wasen;
Jarumb ich billich ding ein knecht,
ler mir mein wisen wesser recht.
fastnachtsp. 115, 10 Keller,
doch kommt auch grasnutzung beim wasen vor: die ge-
meine wäsen sein den gräserin das gantze jar ... ver
botten zeitschr. f. kulturgesch. 8, 177 (Insingen b. Rothenburg
a. d. T. 1620); uff den tag, als den kühen die hörner ab-
geschnitten werden ... auch zugleich der gemeine wahs
oder wieszen verbeutet (versteigert) wird 182. meistens
dient der wasen aber nur als weideplatz: er eczt in ir
wasen abe, das si nit aczung den pferden gehaben
mugen monumenta Boica 47, 569 (15. jahrh.); die gemeyn
wevde und wasem, domyde die lude ire pherde und andere
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jehe halden sullen Frankfurter denkschrift bei SCHERZ-
)BERLIN 2042; nicht lenger (sollen sie weidgang suchen)
ıf den verbottenen wahsemen weisth. 4, 530 (Virnheim
‚6. jahrh.). aus Lothringen wird als bedeutung Trift‘
angegeben FOLLMANN 532, im HElsasz sind es bergwiesen,
lie zu den melkereien gehörigen weideplätze MARTIN-LIEN-
HART 2, 862°, 966. MARTINY wb. d. milchwirtschaft 137:
zie (die melkereien) liegen auf den bergwiesen, welche
man firsten oder auch wasen nennt AUFSCHLAGER das
Elsasz 2, 44. darauf beruhen bergnamen in den Vogesen
vie Kahlewasen, Rotwasen.
g) im bergwesen wie rasen die erdoberfläche im gegen-
satz zu den güngen innerhalb des berges:
er was och niht ein brasime
ergrabin uz dem wasime,
noch der winvarwe granat.
H. v. LANGENSTEIN Martina 50, 88 Keller;
das unser perchrichter alle hofstet und fünde auf dem
perch leihe, wo sich das wandelt, awer di vanchpfenning
ınd das vierzigst gehoret den an, des der was ist Österr.
‚weisth. 1, 199, 41 (Gastein 1342); si sullen uns auch als
vil holz ze berg und auf den wasen antworten LOoRı
hbergrecht 15 (1354) bei SCHMELLER 2, 1018; eröffnet die
zäng, welche zun zeiten reich seind von ertz, am wasen
zefunden Agricola bergwerckbuch verd. d. BECH (1621) 21.
»gl. wasenläufer,
h) das land, wo der abdecker oder wasenmeister (8. d.)
las vieh ausweidet und verscharrt, schindanger, in Süd-
deutschland und am Rhein üblich (in Hessen auch wul-
wasen VILMAR 460, schindwasem CRECELIUS 895): samel
‚.. von den metzgern, köchinen oder auff dem wasen röhren
ron küen, ochssen oder pferdten FRONSPERGER kriegsb. 2,
1802; das abgangen vich solle er nirgend anderstwo ab-
ziehen dann uf gemeinem wasen Schlettstadter stadtrechte
310 (1608) Geny; abgestandne rosz und vieh haben sie ain-
anderen uff dem blaz oder waszen, wansz der decker
abgedeckt . .. darumb gerissen und geschlagen BÜRSTER
schwed. krieg 100 v. Weech; kühgerippe, wie solche auf
Jem wasen liegen Simpl. 1, 176, 24 (2, 17) Kurz; drittens
solle das viehe, so mit ansteckender seüche angestochen
zu seyn sich befindet, zum wasen gehörig seyn trierische
wasenverordnung (1746) 1°. darnach dient das wort (wie
zas, luder, schelm) im Elsasz als scheltwort, bes. für
männliche personen MARTIN-LIENHART 2, 863%,
8) an die bedeutung ‘“torf‘ schlieszt sich wasen als
mooriger bezirk' an: da er sie über einen wasen oder
‚emos wolt lauffen und suchen machen, da darff er nit
weiters new jägerbuch (1590) 75°. in Süddeutschland so
»ielfach als ortsname zu nehmen SCHMELLER 2, 1018.
9) vereinzelt erscheint in der älteren sprache die be-
leutung ‘pflanzenbewachsene fläche’ zu “saatfeld’ (seges,
sat, ezzisch vel wase STEINMEYER-SIEVERS gl. 3, 407, 34)
oder ‘hain’ (nemus, Waso 3, 194, 28) entwickelt.
WASEN, m. dampf, rauch. ein nd. wort, über dessen
stymologische verwandtschaft unter dem ersten wasen ge-
andelt wird (am nächsten stehen in der bedeutung ndl.
waas ‘dunst, reif‘ und norw. schwed. os ‘dampf, dunst’),
nnd. wasem SCHILLER-LÜBBEN 5, 611, mndl. wasem,
vazem VERDAM handwb. 679°, von KILIAN 654* auch als
ndrhein. (sicamb.) bezeichnet, wfries. wazem DIiJKSTRA
3, 410, ofries. wasem (auch ‘der feuchte hauch aus dem
munde' und ‘der flaum auf dem obst') TEN DOORNKAAT
XOOLMAN 3, 519%, altmärk. waos’n DANNEIL 245 (dafür
jonst märk. wrasen märk. forsch. 1, 159 (1797), BRENDICKE
194, auch bei FONTANE), in hd. wörterbüchern bei FRISCH
», 425° (als aus dem holl. ins nd. gedrungen) und bei
YAMPE werzeichnet, auch als technischer ausdruck von
XRÜNITZ 233, 458 und MOTHES baulex.3 4, 337®* angeführt,
„uweilen von Niederdeutschen gebraucht: sehr nöthig ist
38 aber qualm- oder wasenfänger, oder dunstzüge in den
lecken anzulegen, die bis übers dach gehen, weil sonst
ler wasen in den lehm zieht und das holz bald ver-
stockt KEFERSTEIN landbaukunst (1791) 17 (in Branden-
hurg abgefaszt). bei der bienenzucht (so schon mnd.):
wenn nun die stöcke von bienen bewohnet, und mit
ihrem wasen erhitzet werden GRÜWEL Brandenburg.
Bienenkunst (1761) 105; so ist ihnen (den dienen) doch so
ziel luft zu lassen, ... dasz der wasen, den sie selbst