Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

2999 WASSER II, A, 1 
belege für diesen plur. s. auch unter B—. (den plur. 
wasser, wässer in der bedeutung “nacheinander verwendete 
wassermengen’ s. u. 8 im salzbergbau, B5 bei der tuch- 
bereitung, als ‘verschiedene flüssigkeitsarten’ s. E3 und 4). 
PB) im bergwesen bedeutet wasser im engeren sinne das 
grubenwasser; der plur. hat hier den sing. fast ganz ver- 
drängt (VEITH 558), s. 2a die wasser gehen auf, 2% die 
wasser wältigen u. ä.; im (süddeutschen) salzbergbau be- 
deutet ein wasser die gesammtmenge des auf einmal ein- 
und abgelassenen wassers, es heiszt dann auch das 58. Was- 
zer, 58 wässer VEITH 555, 
y) wasser kann auch die engere bedeutung ‘hochwasser, 
überschwemmung’ annehmen (s. auch 2c@ unter wasser 
stehn, 2 d ß groszes, hohes wasser): umb die sonnenwend 
im winter wurt das wasser zu dulden sein HERR feld. 
bau (1551) 23°; die par kartoffeln hat uns ’s wasser mit: 
genommen G. HAUPTMANN die weber (1892) 29; 
du rühmest deinen hof, der reich an allen dingen, 
du sprichst, es könn’ ihm auch kein wasser schaden bringen. 
J. GROB dichter. versuchg. 51. 
im plur. ‘nacheinander folgende überschwemmungsgewässer‘ 
(s. ce): in diesem jare hatte sich die Elbe oft ergossen 
und sein 16 wasser nach einander in diesem jare komen 
städtechron. 27, 11, 11 (Magdeburg 16. jahrh.). von der sint- 
flut: hundert eins und dreiszig jar nach dem heyl von 
dem wasser und syndtflusz S. FRANCK chron. Germaniae 
(1538) 1% im olur.: das die wasser Noah solten nicht 
mehr über den erdboden gehen Jes. 54, 9; 
da der wasser gericht der erde nahte. 
KLOPSTOCK Messias 17, 87. 
wasser und feuer, überschwemmung und feuersbrunst: 
beschütz mich auch auff heute... 
für wasser und für brand. 
RINGWALDT handbüchlin D 6*; 
(die obrigkeit) ist munter in gefahr, wen feür und wasser 
wühtet. 
Rısr Parnasz 307. 
d) wasser ‘eisfreies, schiff bares wasser’: (bei plötzlichem 
'hauwetter soll der zu schlitten gekommene von Nowgorod) 
varen mit deme eersten watere hans. urkundenbuch 3, 
34 (1346) Höhlbaum; dat jenich man dat verbenomede 
leste water vorzümede 3, 35. 
£&) wasser im besondern das aus den wolken fallende 
wasser, der regen: bis das wasser vom himel über sie 
troff 2. Sam. 21, 10; wenn wolcken von orient auffgeen 
als dye heüt mit woll, bedeüt wasser in dreyen tagen 
REYNMANN wetlterbüchlein 6 neudr.; der himmel ist 
voller wolcken, wir werden wasser bekommen RÄDLEIN 
10322; haben sie ... das schönste wetter gehabt, nur 
von zeit zu zeit ein wenig wasser (sie sagen acqua, um 
den gelinden regen auszudrücken) GÖTHE 30, 53 (ital. 
reise 1) Weim. ausg. im plur.: die wasser, die drauszen 
nach wie vor niederströmten FONTANE I, 4, 149; 
wie die gewalt himmlischer wasser aus 
wolkenbrüchen herabstürzt. 
Denıs leder Sineds (1772) 192. 
C) die wasser ‘die strahlen oder die zuleitungen eines 
springbrunnens’ s. u. 2a die wasser springen, spielen. 
c) das wasser als inhalt eines wasserbettes kann als 
eine einheit aufgefaszt werden und gewinnt so die schon im 
ahd. belegte bedeutung ‘fieszendes oder stehendes gewässer”, 
wie lat. aqua, got. aha, ahd. aha, mhd. ahe ‘wasser” und 
‘flusz’ bedeutet; wasser ist in dieser bedeutung bis ins 
18. jahrh. ganz gebräuchlich, wird aber jetzt meist nur in 
der gehobenen und in der mundartlıch gefärbten sprache 
verwandt, während es der eigentlichen umgangssprache ziem- 
lich fremd geworden ist; am ehesten wird es noch für 
"bach, rinnsal’ gebraucht, wofür aber wässerchen üblicher ist, 
&«) gewässer jeder art: wasser id est der flusz, das meer, 
die see KRÄMER 1212®*; recke deine hand aus über die 
wasser in Egypten, über ire beche und ströme und see, 
und über alle wassersümpfe, das sie blut werden 2. Mos. 
7, 19; den erdball umgibt ringsum die lufthülle; einen 
theil seiner auszenseite bedecken die wasser RITTER 
erdkunde 1, 59; 
diese (Kbellen) sind des tages nur... 
arg verzaubert in die leiber, 
die wir sehn um wässer flattern. 
IMMERMANN 12, 108 Hempel (Tulifäntchen 3, 563). 
WASSER II, A, 1 2300 
lie wasser, die gewässer eines bestimmten bezirks: ampt 
iber die wasser, aquaria provinci@a MAALER 486®*; dem 
ze entzückt die berge, die wässer, die gegenden zeigen 
wollte VARNHAGEN V. ENSE Rahel 2, 453. collectiv im 
#ng.: das wasser ist das auge der landschaft ausspruch 
LENNES bei WANDER 4, 1801, 
PP) am häufigsten begegnet früher wasser als ‘gewässer‘ 
in der engeren bedeutung “flieszendes gewässer”. 
1)) im mhd. ist es die üblichste bezeichnung für “flusz’, 
eg verdrängt ahe und wird selbst von Alusz verdrängt: 
nidir wendint diu wazzer irin vluz. 
Annolied 50 Rödiger,; 
in dem wazzer, daz Nilus haizt K. v. MEGENBERG 2738, 1; 
laz sind die vier wasser die aus dem paradeis flieszend 
DIEFENBACH gl. 236° s. v. Phison. spätere belege: an den 
wassern (strömen DE WETTE) zu Babel saszen wir und 
weineten, wenn wir an Zion gedachten ps. 137, 1; wyr 
vend an dyssem lustigen wasser (riviere) herbergen dysse 
aacht Haimonskinder 47, 32 Bachmann; die Tonaw ... 
schöpfft in sich sechtzig andere grosze und schiffreiche 
wässer S. MÜNSTER cosmogr. 378; 
kein wasser (ist) dir zu schnell, du bist hindurch 
geschwommen. 
KÖNIG ged. (1745) 835; 
ihr musztet über 
den Euphrat, Tygris, Jordan; über — wer 
weisz was für wasser all? 
LESSING 1, 198 (Nathan 1, 2). 
mundartlich ersetzt jetzt noch in manchen gegenden wasser, 
wäter das fehlende wort flusz SCHAMBACH 288, DAN- 
NEIL 245, 
2)) von einem kleineren flieszenden gewässer (vgl. berg-, 
wald-, wildwasser): da flos ein wasser heraus unter 
der schwelle des tempels Hes. 47, 1; 
wann die wasser zusammen rinnen 
und einen starcken flusz gewinnen. 
SPRENG Ilias 20*; 
des rasens grün, des wassers silberfall. 
; GÖTHE 16, 136 Weim, ausg.; 
am hochgebirge schmolz der schnee; 
der sturz von tausend wassern scholl. 
BÜRGER 36%, 
8)) die wasser, die gesammtheit der flieszenden gewässer 
nes flusz- oder gebirgsgebietes: die wasser flieszen einem 
antgegen, nach der Eger und Elbe zu GÖTHE 30, 6 Weim, 
1tusg.; die kanäle, darin die wässer derselben (uneben- 
zeiten) rinnen KANT 6, 87. 
4)) dasz wasser als bezeichnung für ein flieszendes ge- 
vässer häufiger belegt ist als für ein stehendes, beruht 
zunächst wol auf dem zahlenmäszigen überwiegen jener 
über diese; es finden sich aber auch ansätze dazu, dasz 
wasser ausschlieszend als flieszendes im gegensatz zu an- 
lerem gewässer gefaszt wird: flumen, fluvius, ein grosz 
wasser ÄAÄLBERUS Zz1*®; ein wasser oder flussz der 
schiff tragt FRrRısıUus dict. 958%. auch im gegensatz zu 
quelle, brunnen: 
die brunnen quellen, die wasser fliesen. 
H. SACHS 1, 24, 36 Keller; 
sein unterirrdischer schatz müste allen... brunnen 
ınd wässern ihre farbe... einflöszen LOHENSTEIN Ar- 
minius 2, 302°. noch jetzt landschaftlich: der born, quell- 
ler trinkwasser, zum unterschied von jedem andern 
Aieszenden oder bachwasser, welches (in der Ehön) wasser 
schlechthin heiszt. archiv des histor. vereins von Unter- 
“ranken 7, 111, 169. 
y) von stehenden gewässern: inti mittiu quamun sine 
ungoron ubar iz wazzer (den see Genezareth, trans fre- 
'um) Tatian 89, 4; ehe aber die Oder ins mehr khumpt, 
macht sie etliche grosze wasser, als ... den dammischen 
;ehe KANTzOW chronik v. Pommern (letzte bearb.) 410 
Fäbel. vom meer (s. 2d ß groszes wasser und besonders 
3f« den gegensatz zu land): als ich mich zum ersten mahl 
zuf das wasser begab CH. REUTER Schelmuffsky (vollst. 
qusg.) 35 neudr.; wenn die, welche immer die historische 
>der gar die germanischhistorische flöte blasen, doch ein 
wenig über das wasser nach dem germanischskandina- 
vischen norden schauten ARNDT pro populo germunico 
1854) 155; unsere zukunft liegt auf dem wasser kaiser 
WILHELM II. bei der einweihung eines hafens 1898; er isch
	        
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