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dem fallen des vorhangs noch ... in der loge blieb,
um sich die groszen wasser drauszen erst verlaufen
zu lassen FONTANE IT, 4, 212, hohes wasser, dafür jetzt
üblicher hochwasser: bey hohem wasser wird man
auf einer fähre übergesetzt NIıcoLAI1 reise durch Deutsch-
land (1783) 1, 118; ein freigut, dort oben, wo das hohe
wasser herkommt FREYTAG 4, 267 (soll u. h. 2, 5); der
‘mühlgang) ist mit hohem wasser hergeschossen W. Fı-
SCHER die freude am licht‘? a, 64. tiefes wasser: der
rat im hertzen eins mans ist wie tieffe wasser spr.
Sal. 20, 5 vgl. 18, 4; do sie ‚.. über tiefe wässern haben
müssen reyssen S. MÜNSTER cosmogr. vorr. 3. volles
wasser, hochstehendes, eigentlich das bett bis zum rande
füllendes wasser: so sollen die mühl-währe in gewisser
höhe nach den sichern pfählen gemacht, und die schutz:
breter bey wenig wasser also gesetzet werden, dasz gleich-
wohl noch ein durchgang des wassers verbleibe, bey
vollem wasser aber dieselbigen gantz abgethan werden
altenburgische landes-ordnung (1705) 3, 4938. (vyl. das wasser
geht voll STIFTER studien® 1, 102.) überflieszendes u. &.:
diser zeyt ist Rhom durch überflüssige wasser inn groszeı
thürung und not gewest v. SCHWARZENBERG £. Cicero 4°,
vereinzelt starkes, schweres wasser: so spricht der herr,
der im meer weg, und in starcken wassern ban machet
Jes. 43, 16; dasz sich ain sollich schwer wasser versamlet
hat KNEBEL chronik von Kaisheim 87. hohl wasser, hohle
see, ndl. hol waater, wenn die wellen sehr hoch gehen
(höhlungen bilden) RÖDING 38, 731. — Kleines wasser,
schmales gewässer: die kleinen wässer rauschten von den
bergen nieder BETTINE die Günderode 1, 157. ‘niedriger
wasserstand': da sie (die regulirung) den strom bei mitt-
lerem und kleinem wasser in eine bestimmte rinne zwingt
W. TieETzE die Oderschiffahrt (1907) 118. niedriges: die
strömung ist stark und bildet bei niedrigem wasser starke
wirbel v. MOLTKE schriften 1, 118. flaches, seichtes:
während einige zimmerleute eine brücke über das seichte
wasser geschlagen G. KELLER 1, 115.
y) für die erscheinungen von ebbe und flut gebräuchliche
udjectiva und participia. die flut heiszt auflaufend, steigend,
wachsend, die ebbe ablaufend, fallend wasser RöDInG
5, 876: kome gy uppe vallende water uppe Welle das
seebuch 61 (14, 5) Koppmann; dasz allerhand schiffe ,..
mit dem ablauffenden wasser häuffig hinunter nach der
see, andere aber mit dem wachsenden wasser oder der
Auht herauf nach Hamburg segelen RısT Parnasz C 8%,
als hohes, hoch, höchstes wasser wird der einige minuten
unverändert bleibende höchste stand der flut, als leeg
wasser (s. läg), niedrig, niedrigstes wasser der niedrigste
stand der ebbe bezeichnet, beide auch als stillstehend wasser
(das wasser ist im stau s. £h. 10, II, 1069) LUDWIG 2892 f.
(high, low, dead water). HÜBNER naturlex.> 1066. FRISCH
2, 425°, RÖDING 3, 501. 6, 7380. hohes wasser heiszt aber
auch die stärkste flut bei neu- und vollmond, spring-tide,
niedriges, leeges wasser die schwächste flut in den mond.
vierteln, neap-tide LUDWIG 28392: van Blanckenborch to
zunte Kattrinen maket upper stille (stillstand des wassers
bei höchster flut) sudwesten mane, dat is hoch water
das seebuch 3 (1, 28); dar maket dat hogeste water an
dat land en suden mane 51 (11, 35); to Calismains maket
lege water ene oestsudoesten mane 1 (1, 1). dei BOBRIK
691®* hierfür auch todt wasser, V’eau morte.
d) altes, verfallenes wasser: ein alt wasser ..., da
der Rhein von alters gangen MEURER wasserrecht (1663) 13
‚altwasser BENZLER 12); dasz sein sohn im wahnsinn...
in alte gesammelte wässer und untiefen versunken sei
TiEecK schriften 4, 241; die von Thierhoupten (dürfen
fischen) in den töpfen (topf ‘gurges’) und verfallenen
wässern des Lech Buck /lurnamenbuch 280. — gefrornes
Wasser ‘eis’:
dasz wir allhie in diesem leben
auff einem gfrornen wasser rütschen,
und leicht mit beyden füszen glitschen.
jahrbuch f. Elsasz-Lothringen 25, 150 (Straszburg 1632).
dafür auch das feste wasser im gegensatz zum flüssigen
RATZEL die erde 2, 16; das wasser ist geschlossen, wenn
es mit eis belegt; offen, wenn es wieder aufgetauet
HÜBNER naturlex.? 2066, ähnlich KRAMER (1719) holl.-dtsch.
304°; als wir aber ‚.. offen wasser, so nicht verfroren
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war, gesehen HuLSIUs 3. schiffahrt 58, — offenes, freies
wasser ist aber auch das vom ufer, der küste entfernte,
Zurch untiefen nicht beengte: Livingstone beobachtete in
‚.. buchten einen brackigen charakter des wassers, der
aber sogleich schwand, wenn man das offene wasser des
3ees erreichte RATZEL die erde 2, 179; freies wasser vor
ich haben ‘seeraum haben’ DABOvICH 11695, auch das
vicht durch planken u. dgl. eingehegte: das baden im freien
wasser, unter offnem himmel GÖTHE 29, 94 Weim. ausg.
'reies auch jedem zur benutzung freistehendes’: von des
rygen wassers wegen der Wygerren ist von alter har-
tomen ..., das kein vischer dhein eigenschafft ...
laran nitt haben sol, denn das ein jeklicher recht daran
naben sol ze vischen stadtrecht von Zofingen 142, 32 (um
1450) Merz. beschlossene oder auch gehegte und ver-
Jotene wasser, aquae inclusae (die nur von der obrigkeit
ler mit deren erlaubnis benutzt werden dürfen) ZEDLER
53, 159; in verbotenen wassern fischt man gern WANDER
t, 1808, gespalten waszer flumen, quod pro dimidia parte
uni dominorum competit' STIELER 2448; ähnlich HAYME
iur. lex. (1738) 253: es ziehen sich aber die gräntzen dem
auff des wassers nach, also dasz der flusz zweyer herr-
schafften gemeines untermarcks, und desz wegen jeder
zum halben theil zuständig ist, so man ein gespalten
wasser heiszt ÜÖETINGER von den gräntzen (1711) 338.
€) frisches wasser, quelle: zu der zeit, werden frissche
wasser aus Jerusalem flieszen Sacharja 14, 8; wie der
ıirsch schreiet nach frischem wasser, so schreiet meine
;eele gott zu dir ps. 42, 2; dann es ist da (in Mailand)
tein anzeigung der hitze, auch sind da frische wasser
»olksbuch v. Faust 60 neudr. eben dem brunnen ent-
ı1ommenes: nim ein groszen schwamm, netze ihn in essig
»der ‚.. in frischem wasser GÄBELKOVER artzneybuch 1, 197.
'em seefahrer bedeutet frisches wasser dasselbe wie süszes
vasser RÖDING 6, 875: ward beschlossen, alda anzufahren,
las schiff mit frischem wasser ... zu versehen HEBERER
tegyptiaca servitus (1610) 76; auf der portugisischen insel
Madera nahmen wir frisches wasser ein SCHNABEL
nsel Felsenburg 50 neudr.; der flusz hat frisches oder
jüszes wasser G. FORSTER schriften (1843) 4, 27. faules
wasser, durch langes stehenbleiben verdorbenes: sen-
ina, ful waszer in dem schiffe DIEFENBACH gl. 527°;
'o auch einer wüst und faul, hbösz wasser hette
;etruncken TABERNAEMONTANUS (1664) 140; ins loch
ichmeiszen, darin schon mancher bürgerfreund faules
vasser trank ALEXIS Roland vw. Berlin (1840) 1, 34. von
%nem gewässer: vertrocknete der strom, und es blieb
ılchts übrig, als ein faules stehendes wasser RABENER
schriften (1777) 5, 88. in ähnlicher bedeutung pfulicht
wasser STIELER 2448, möszicht RÄDLEIN 1031, modde-
icht KRAMER holl.-dtsch. 504°, stinckend MAALER 485%,
schmutzig. — Iauteres, reines, klares, blankes, helles
Nasser u. d.:
theiz wazar lütaraz was, thö sie vultun thiu faz.
OTFRID 2, 8, 42;
als denn wil ich ire wasser lauter machen, das ire
ströme flieszen wie öle Hes. 32, 14;
dü bist diu wünschelzerte,
dä mite 03 eime steine
wart ein wazzer reine
geslagen in der wüeste.
K. von WÜRZBURG goldene schmiede 666;
nier spreng’ ich reines wasser,
geschöpft aus einem quell.
RÜCKERT werke 1, 131;
und (er wird) wie ein bawm am wasser klar
gepflantzt viel früchte bringen,
RINGWALDT handbüchlin A 4°;
'reff ich dir das klarste wasser im kies SCcCHILLER 2,
118, 20 (räuber 8, 3 schausp.); hälles wasser aus dem
brunnen leiten STEINBACH 2, 947; nun musz ich das
helleste wasser meiner Hippocrene ausschütten v. PE-
TRASCH lustspiele (1765) 1, 237; das helle wasser (vgl.
1ell %h. 4, 2, 964) tropft an dem hut-überzug herab
7. GAUDY werke (1844) 2, 47, trüb, unklar wasser KRAa-
MER holl.-dtsch. 504°; trübes wasser zu läutern ZED-
‚ER 53, 487. — gutes, schlechtes wasser ‘trinkwasser’:
areifswald, welches schlechtes wasser und schlechte
uft ... hat ARNDT (189? f.) 1, 56. — kaltes, laues, warmes,