2495 WASSERSCHELLE-—WASSERSCHEU
wasserschelle, f. wasserblase (?): dulla, wasserschell
DIEFENBACH gl. 84% (vgl. schelle ‘hautblase’ th. 8, 2492).
— wasserschenk, m.:
Zeus hält sich keinen wasserschenken.
es musz ihm Ganymedens hand
zum nectar die pocale schwänken.
HAGEDORN (1757) 8, 127. —
wasserschenke, f. ausschenkung von wasser: an wel-
chen (feiern) sie, die gemeynen bornkästen mit kränzen
behängend, ihnen vor die jahrlange wasserschenke ge-
danket v. BIRKEN ostländ. lorbeerhayn 66. ort des aus-
schanks:
ich (der frosch) sitze in der wasserschenck,
ein altes newes lied erdenck,
SOMMER aeniymatographia ryihmica L3>;
30 liesz ihn der herr vogt in die wasserschenke (so
nannten die Traubenheimer das säufergefängnisz) auf die
pritsche bringen und bey einer humpe wasser ausnüchtern
ScHLEZ gesch. des dörfleins Traubenheim (1792) 1, 356. —
wasserschenkel, m. der untere, zum schutz geqen
regen überstehende rand eines fensterflügels, auch wetter-
schenkel JACOBSSON 4, 613°, MOTHES baulex.3 4, 350% —
wasserschere, f. 1) durch wasserkraft getriebene grosze
schere HEINZE taschenwb. der artilleriewiss. 627°. MOTHES
haulex.4 4, 468. 2) dasselbe wie wassersäge 2 HOoLL
pflanzenn. 401°. LEUNIS bot.#2, 912. —Wassers6 herer,m.
1) ein sturmvogel, puffinus cinereus Gm, NEMNICH 4, 1064,
LEUNIS zool.? ı, 505. 2) dasselbe wie wasserschneider. —
wasserscherschnabel, m. auch schermesserschnabel,
pflugscharnase, der lund (8. wasserschnabel) NAUMANN
vögel Deutschlands 12, 577. BREHM® 6, 628,
WASSERSCHEU, f. die sich in ekel vor dem wasser
äuszernde tollwut beim hund und beim menschen, hydro-
phobi@a HÜBNER naturlex. (1727) 927, -Scheue FRISCH 2,
4262. RONDEAU: die wuth oder wasserscheue HUFELAND
kunst das leben zu verlängern (1797) 451; er (der hund)
kann die wasserscheu kriegen, wenn er das nasse zu
lang entbehren musz ROSEGGER I, 8, 399. ekel vor wasser-
irinken aus anderen gründen:
einmal nach einer lustigen nacht
war ich am morgen seltsam aufgewacht:
durst, wasserscheu, ungleich geblüt.
MÖRIKE ged.® 818.
an die erste bedeutung anknüpfend scheu vor waschen,
baden: ein nichtschwimmer hat immer die wasserscheu
JAHN turnkunst XV. wvor dem seewesen: ein volk, das
ans meer reicht und doch von der wasserscheu befallen,
ohne seewehr fortknickert werke 2, 480. scheu vor wässe-
rigen dichtungen:
Petrillo bot zur opfergabe
Lueinden eine litaney
zereimter seufzer dar, ich habe,
sprach fliehend sie, die wasserscheu,
PFEFFEL Doel. versuche 10, 110,
übertragen ‘heftige abneigung': daher ich vor allem,
was schreiben heiszt, eine ordentliche wasserscheu,
wenn ich es so nennen darf, habe LESSING 12, 310; er
hatte eine wasserscheu vor gespenstergeschichten J. PAUL
uns. loge 1, 186; auch bei NIETZSCHE I, 2, 239. — wasser-
scheu, adj. 1) das wassertrinken in folge der hundswut
verabscheuend, die hundsırut habend, seit dem 17. jahrh,
belegt (waeterschouwigh KILIAN 649”) neben wasserflüchtig
KRÄMER 1218%, hydrophobus STEINBACH 2, 399: ein toller
hund ist wasserscheu LuvwiıG 2397; ihr (der tollen hunde)
bisz ... ist ein so schnelles gift, dasz es die menschen
wasserscheu, rasend machen, ja tödten kann KANT 9, 349;
go trinkt denn wasser. — wasser? nimmermehr!
ich bin so wasserscheu als ein gebiss’ner.
GÖTHE 10, 223 (Tasso 5, 1) Weim. ausg.
wausserscheus wıut: ein wüthender, ein toller hund!
schweif eingeklemmt, ... taumelnder gang, kurz alle
kennzeichen der wasserscheuen wuth! IMMERMANN
Münchh.? 1, 217; die wasserscheuen wunden (im vergleich)
J. PAUL Hesrerus 8, 55. allgemeiner ‘vor dem wasser zu-
rückschreckend’: wo fische auf den gipfeln der bäume
schwimmen, und die armen wasserscheuen, furchtsamen
tauben angstrvoll in den fluthen arbeiten HERDER 3, 347
Sunphan. sich nicht gern badend, waschend: der aber-
WASSERSCHEUUNG—WASSERSCHLAG 2496
]aube der wasserscheuen, der feinde des kalten wassers
im vergleich) NIETZSCHE IL, 5, 841;
und sie schleppten
flink herbei das taufgeräte.
doch die wasserscheuen Juden
schütteln sich und grinsen schnöde,
HEINE 1, 471 Elster.
lie seefahrt scheuend: die idee, eine colonie auf Corsica
anzulegen, hat nur dann etwas befremdliches, wenn
nan sich die ältern Römer absolut wasserscheu denkt
NIEBUHR röm. gesch. 8, 288. — wasserscheuung, f.
“rüher belegt als wasserscheu, hydrophobia, -scheuhung
JASYPODIUS 292°, waterschuwinge CHYTRAEUS (1594) 250,
waeterschouwinghe KILIAN 649%. —,wasserschicht, f.
LI) von zwei wagerechten ebenen begrenzt gedachte wasser-
masse: theile des meerbodens, welche . .. mit einer
wasserschicht von beinahe 50 brassen dicke bedeckt
sind A. v. HUMBOLDT kosmos 1, 315; dasz der eine fisch
sich... auf dem boden des meeres tummelt, während
ler andere die höheren wasserschichten vorzieht BREHM®
3, 14, 2) im bergbau arbeitsabschnitt, in dem nur wasser
gusgefördert wird VEITH 408. — wasserschieber, m.
ochütz (zum wasserstauen) DABOvicH-HEINz ergänzwb.
135% — wasserschierling, m. 1) cicuta virosa L.
NEMNICH 23, 1040. LEUNIS bot.? 2, 247, giftiger w. HOLL
w22, ‘ 2) der roszfenchel, oenanthe phellandrium Lmk.
TABERNAEMONTANUS (1664) 1171. NEMNICH 4, 942, un-
;schädlicher w. HoLL 402%, — wasserschiff, n.
) schiff zum holen des süszwassers, Water-schip KRAMER
1719) 260%, 2) ‘machina tractori@ navium' STEINBACH
, 411; wassergefüllte kasten, die ein zu tief gehendes schiff
in die mitte nehmen und nach auspumpen des wassers
‚eben, auch kamel genannt. ödcon. u. physic. lex. 5, 975.
3) im gegensatz zum luftschiff: (man) prophezeit dem
‚uftschiff ... die doppelt geschwinde vervollkommnung
jes wasserschiffes MATTHISSON schriften (1825) 2, 73.
4) wassergefäsz (vgl. schiff 22): alveolus, wasserschiffelin
DIEFENBACH gl. 87%; “ofenblase’ in West- und Süddeutsch-
'and, Österreich und der Schweiz KRETSCHMER 125. schweiz,
idiot. 8, 378. — wasserschild, m. 1) vorrichtung, auf
lem wasser gehen zu können HÜBNER naturlex.® 2068,
schwimmgürtel JACOBSSON 4, 611%, 2) die auszereuropät-
sche pflanzengattung brasenia Schreb. mit schildförmigen
schwimmenden blättern KRÜNITZ 234, 379. — WA&aSsSser-
zchildkröte, fi “testudo fluviatilis' STEINBACH 1, 91,
wol die auch in Schlesien vorkommende sumpfschildkröte,
zmys lutaria; bei BREHM? 7, 58. 66 zur sippe clemmys
und zur unterfamilie chelydra gehörende schildkröte. —
vasserschimmel, m. eine mooskoralle, ecristatella
yagans Schw. LEUNIS zo0l.* 952. — wasserschirm, m.
ıchirm auf schiffen gegen wellen ‘ CAMPE. — wasser-
schlacht, fi schlacht auf dem meere (jetzt seeschlacht)
XRÄMER 1213°: hat er ihne mit sampt der Cleopatra in
äner wasserschlacht überwunden D. FEDERMAN sechs
'riumph (1578) 284;
der segel stolze obermacht
hast du sie nicht von millionen würgern
erstritten in der wasserschlacht?
SCHILLER 4, 111, 29.
kampfspiel auf dem wasser ZEDLER 34, 1520. im wasser:
(die frauen) gesellig dann und fröhlich badend,
erdreistet schwimmend, furchtsam watend,
geschrei zuletzt und wasserschlacht.
GörTug 15, 123 (Faust II; 7288).
mit wasser:
schnell standen vor uns nicht danaidische,
geraume eimer. freude! die wasserschlacht
begann.
KLOPSTOCK oden 2, 131 Muncker u. Pawel. —
rasserschlacht, fi wuferbefestigung (s. schlacht II)
HACKMANN von fteichen und dämmen (1690) 12. BESOLD
‘hesaurus 991°, MOTHES baulex.3 4, 350%. UNGER-KHULL
321% (-schlachte): sie machen weder steg, noch weeg, noch
brucken, noch wasserschlachten EcK bei SCHERZ-OBER-
LIN 1951. — wasserschlächtig, adj. nach wasser rie-
»hend. oder schmeckend SCHMELLER 2, 501. — wasser-
schlag, m. 1) hörbarer stosz, den das wasser in leitungen
erhält STENZEL 458%, in pumpen v. HOYER u. KREUTER®
ı, 836, vgl. wasserstosz, 2) obere für den wasserahflusz
abageschränte fläche eines vorspringenden bautheiles HELFFT