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WADEL
weydel (das ist ein näw oder voll licht) wohnet. aus aclen
yon 1601 bei SCHMELLER? 2, 849; wissent daz der hornung durch
unde durch gantz wedel ist. kalender (um 1305), Haupts zeitschr.
6,353 (in dem betr. jahr fiel neumond auf den 31. januar, wedel
geht also hier auf den ganzen mondumlauf mit ausschlusz des
lags des neumonds). in bestimmten wendungen sieht wedel freier
für einen bevorstehenden zeilpunkt: aber weiter mehr irrung,
so ir in den salben gepflegen, ist, das ihr bleyweisz, mennig,
gletten, darein thund und vermeinend dann die gesundheit
sey geben, die auff den nechsten wädel zerbricht. PARACELSUS
chirurg. schriften (Straszb. 1618) 255 C; allweg, sagte Stini, wenn's
g’fresse sein musz, vo wege ein junger hätte bessere zähne,
machte g’schwinder. es weisz kein mensch, wie lanze du
mit deinen storzen machen würdest, käust ja an einem hbrod-
:anft vom neu bis zum wedel. GOoTTRELF erz. w. bilder 4, 14.
3) nach dem volksglauben halt der mond auf das was auf der
erde vor sich geht einflusz (Grimm mylh.* 2, 594 f. 3, 208), gewisse
geschäfte müssen darum zur zeit des neumonds (zunehmenden
monds), andere zur zeit des vollmonds (abnehmenden monds) vor-
genommen werden: besser wäre es, das bad im abnemmenden
mon anzufahen und im andern wedel oder abnemmen erst
aufzuhören. SCHMELLER? 2, 849; im wädel isch guet z’bschütte
“mist auszuführen). WANDER 4,1723 (aus Solothurn). besonders
hat das holzfällen zur vollmondzeit zu geschehen, sonst wird das
holz wurmstichig: der wurm wechst in den hölzern, diu man
ze unrehter zeit abhawet . . . dar umb prüefent die holzhacker
an daz wädel und daz new des monen, wenn si das holz
oder die paum hawen wellent. K, v. MEGENBERG 309, 10 Pfeiffer;
28 ist gut holtz anheben abzuhawen mit des monıes wedel.
kalender von 1511 bei SchHerz-ÜBERLIN 1957; ihr weiber habt
gut acht auff des mons wedel: im wachsenden mon ist nicht
zut holtz abhawen, es wird sonst wurms'ichig. FiıscHART
zroszm. 559 Scheible;
der mensch desz hirn und sinn verwirrt
wirt ins mons endrung fast verirrt:
der krebs im wädel voll sich findt,
desz Neisch im neuwen fast verschwind ..,
wilı felten holtz welchs wirig bleib,
magst mercken wol auf mones scheib,
REBMANN nalurae magnaliu (Bern 1620) 58,
mitunter wird hervorgehoben, dasz bei dem was geschieht der
wedel unberücksichtigt bleibt oder bleiben soll;
der louwe was erbermede fri...
sine cläwen waren hele .,,
des wart aldä geschernet
sin (des ühberfallenen) ungetoufter hirneschede
im was unkunt des mänen wedel,
er wolde im niht entwichen,
& daz er im daz kichen
buozte und daz kallen. Martina 181, 76;
er (yo!) wirt ouch dich noch nit verlan,
leg nun ein rüstig panzer an,
bschow weder nüw noch wädel!
H. R. MAanvueL 384,23 Bächtlold;
38 ist im (dem tod) alwegen wedel bäum abzuhuuwen, gewild
zu schiessen oder zu mejen. KEISERSBERG ©. menschl, baum 19'
bei ScaMiDT els. wb. 414. bauernregel: seis wedel oder neu,
wenn gut wetter ist, so hen. WANDER 4, 1841.
eine erweiterung des gebrauches des worles findet nun insofern
stalt, als es — zunächst noch in beschränkung auf die mond-
phasen — überhaupt den richtigen termin bezeichnet, an dem etwas
zu geschehen hat, beim forstwesen und in der landwirthschafl,
was recht ausgeführt werden soll, musz im wedel, zu wedel oder.
wie auch gesagt wird, im rechten oder guten wedel erfolgen,
ler gegensalz davon ist der böse wedel, d.h. die ungeeignete
zeit (nicht mit RocHmoLz deutscher glaube und brauch 2,16 auf
den zunehmenden mond zu beschränken). ob im wedel auf
vollmond oder neumond zu beziehen ist, ergibt sich aus den vor-
schriften, die für die einzelnen geschäfle galten: was über der
erden wachsen und grösser werden soll, musz im wadel,
das ist um das © (neu) gesäet und gepflantzet werden, als
erbis, bohnen, obst-bäumlein. HOHBERG 3. A. 1. ablh. 483°; dus
sie des walthawerampts getrewlich warten und pflegen wollen,
auch alles holtz zu rechtem wedel am monat hawen und
fellen. Tucher baumeisterbuch 70,15; so hat alles reishulz, als
vorhens, thenes, fiechtes, (zu) wedel zu hawen, im zunemen
des monscheins, und alles laubholtz, als eichen, büchen,
bircken im abnemen des monscheines, 73,8; wo er rechtz
kaufs hinter eichen pretter ... auch püchen mangpretter,
das alles zu wedel gehawen wer, bekomen mocht. 78, 1; wie
zolichs (holz) der wurm angriffen het und in dem eingang
des mertzen, do es nit wedel hette, gefallen wer. 79, 16.
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m forstwesen wird dem wort noch eine weilere ausdehnung ge-
jeben, indem man dabei an die jahreszeit denkt, die sich besonders
zur holzfällung eignet, die wintermonute, gewöhnlich wird die
‚eilt vom october bis märz angenommen (FRISCcHBIER 2, 452),
vährend andere die zahl dieser monate auf zwei oder drei (BEHLEN
;, 188) beschränken, s. auch wadelzeit. diese bedeutung ist in
ler neueren sprache die vorwiegende. bei den folgenden belegen
st es unsicher, ob bei wadel, wedel überhaupt noch an die mund-
seiten gedacht werden darf: tempeslivilas, lempestiva caesura, der
vädel. ZeaneR nomencl. (1622) 461; arbor temmpestive caesa, ein
jyaum der zu rechter zeit oder im wädel gefället ist. cbenda;
vorumme he dat holt buten tydes und buten wadels ge-
1ouwen? Wismarer protocoll von 1571 bei SCHILLER-LÖHBEN 5,572;
lat de hölter tho rechter tydt unde im wadel gehouwen
verden unde nicht allent up ein jar ummegebracht werde.
’mmersche kirchenordnung von 1690, Haupis zeitschr. 3,90 (wo
ler herausgeber im wadel kaum richtig durch *im richtigen schlag’
klärt); die holzfällung soll in einem guten wädel vorge-
ı1ommen werden. Würzburger waldordnung von 1721 bei
SCHMELLER? 2,849. in alten forstordnungen pflegt für dus holz-
‘allen auszer auf die jahreszeit doch auch auf bestimmte tuge
Uungewiesen zu werden, die auch in den kalendern durch ein beit
‚ezeichnet waren: so soll alles bawholtz nach gemeiner regel
‚ween oder drey tag vor oder nach dem newen, bey kleinem
non, gehawen und gefellet werden ... das aichin bawholtz
nag von Galli an bisz auff den mertzen, alle new- oder bey
leinem mon, gefällt werden ... ob es aber jemand thäte,
ınd daüher holtz in eim bösen wädel hawen wurde, der
soll, so offt er ergriffen, drey pfund, fünff schilling zu straff
zeben. desz hertzogthumbs Würtemberg ernewerte vorst-ordnung
1651) 31; dasz allwegen alles und iedes holızhauen zu rechter
zeit, und nicht ehe gefället oder abgehauen werde, dann so
ler haw gut ist, oder wie man sagt, in guten wädel... 80
nel das eichen bauholtz belangt, soll der hau am besten
jeyn von Jacobi an bisz in hornung und dasz solch holtz
>benmässig, wann der mond drey oder vier tag abgenommen
aat, gefället werden soll. Hohenlohische jant- und forstordnung
it. 22 im corpus juris venatorio-forestale ed, Fritsch (1702) 3, 242”;
n der alten forstsprache wird der wadel, wedel oder rechte
wedel (die wintermonute, zwei bis fünf an der zahl), auch der
ıute wädel genennet; allein er hat seine hin und wider vor-
zeschriebene leuchter oder lichter ... die leuchter, lichter
der mondesviertel, besonders der vollmond, als der gärtner
wedel, sind weniger richtig, auch der witterung halber nicht
aumer zu halten oder zureichend genug. STABL f/orst-, fisch-
4 jagller. (1780) 7, 1039. JACcoRSsonN 8, 124°. darnach war die Le-
Achung von wedel auf die mondzeiten damuls zwar noch bekunnt,
alt aber als ein misbrauch. spätere forstlezica erwähnen das
vort gar nicht mehr; am Lingsten hält sich der ausdruck wadel-
zeit. DÄunneErT 534, der wadel als ‘vollmond’ nicht mehr kennt,
vemerkt allgemein? *die rechte zeit eine jede arl holzes zu hauen,
un is’t im goden wadel’. — zu diesem auf das holzfällen sich
jezichenden wadel könnte auch hennebery. wadel reisig, reisholz
SPIESZ 273 gezogen werden (rgl. wadelholz), das indes doch wol
zu wedel *zwein, busch’ gehört.
wedel ‘die richtige zeit’ in freierem sinne: es hett yetz wedel
and fug, sein anligen und beschwernnsz anch dem ausschusz
ınzubhringen. Baumann quellen 3. gesch. des bauernkricgs aus
Rolenburg 156; es ist erteilt, unangesehen, das diser zeit nit
vedel ist, grosze summa gelts von handen kumen zu lassen,
ter königlichen majestät noch mit viertausend guldin zu will-
lahren (von 1577). Nürnberger aclen bei SCHMELLER? 2,849; mit
len steuer-registern ... soll man aus etlichen ursachen ein
‚eit'ang ... ruhen lassen, bisz besser wedel sei, dis un)
ınders zuhandeln (von 1529). ebenda;
ey, lasz dich nit verachten gantz,
sonder hillT uns die manheit retten,
weil sie uns alle samb will fretten!
80 ist es gleich der rechte wedel,
schlag ir gleich den stul an den schedel!
Hans Sacıys fastnachtsp. 4,451 Gölze,
da sprach das kleine Gredel:
dort ligt er in der not
und hat ein loch im schede],
gehackt in bösem weilel.
UhnLAnND volks!, 658,9 (jüngerer text);
ihr glück ist im sparen (l. spaten) wädel gehawen, dann der
alt galgen zu Rufach hat gut eychen holiz. Fıiscnart groszm.
322 Scheible; spat che, spat wehe, spat wedel, spat edel. 591.
:n SS. Gullen sayt man wüdel hä für ‘uyluck haben’.