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scheuren, tennen und dem vor- und hinderschopff eiwas leibs-
wäferung balben zuthun zusuchen. Garg. 185° (292 neudr.}.
WAFFE, interj., die thierstimmen wiedergibt, namentlich das bellen
des hundes.
WAFFART, m, schwälzer. ein von FıscHart gebildetes wort,
zu wafen waffen, schwälzen s. waffelart.
WAFFE, f. telum.
1. formen und verwandtschaft. 1) waffe ist ein gemeingerma-
nisches wort, ahd. wäfan, mhd. wäfen, n., asächs. wäpan, mnd.
ndl. wapen, n., afries. wepin, ags. w@pn, n., engl. weapon,
znord. vapn (mit der nebenform väkn), n., schwed. vapen, dän.
vaaben, n., got. wepn, n. (nur im pl. wepna belegt). auszerhall
des germanischen gehört wahrscheinlich (mit andrer ablautstufe
und abweichendem suffiz) gr. OsAov (meist im pl. örrAa) dazu,
falls es für rorhov sicht, gerät, werkzeug, waffen. die ver-
gleichung wird namentlich durch die bedeutung empfohlen, de
wir bei waffe auch auf eine grundbedeutung wie ‘gerät’ zurück-
zugehen haben. was den labial in örAa und got. wepna betrifft,
so ist eine vereinigung möglich, wenn man annimmt, dasz das p
des germ. worles vereinfacht ist aus pp (vgl. auch die nebenforın
wäppen unter 2) und dies unter dem einflusz des D-suffixes aus
b (nach VERNERS geselz aus idg. p) entstanden ist. uuf eine
b-/orm im germ. (*webno-) führt vielleicht ags. w£mn (mn aus
bn?) neben wapn, ferner anord. (selten) vämn und das über-
lieferte waähnum im Hildebrandslied. die wurzel des worles ist
noch nicht ermiltelt; zu skr. vap ‘streuen, säen’ dürfen gr. OortAa
und waffe (etwu als ‘wurfgeschosz’) wegen ihrer allgemeinen grund-
bedeutung nicht gestellt werden.
2) die form wäpen kommt als ‘waffe’ nicht nur im nd., sondern
zuch im älteren hd. vor; sie hat sich dann in der schriftsprache
als wappen forlgesetzt, aber nur in einer abgeleiteten bedeutung
des wortes. über das sprachyeschichtliche verhältnis von mhd. wäfen
und wäpen sind die ansichten noch gelheilt. meistens sieht man
in wäpen eine entlchnung aus dem nd. oder ndl., die sich andren
enllehnungen wie dorpere für dorfere, ors für ros in der riller-
lichen sprache anreihen würde. für diese annahme spricht, dusz
die p-form dem ahd. gunz fehlt, sie trilt erst um 1200 in der
mhd, lilteratur auf (vgl. den beleg aus dem Tundalus 11, 2, b, y).
W. v. EscHEnsAcg hat sie nach der handschrifllichen überlieferung
seiner gedichte wol sicher yebraucht (olgleich in den reimen bei
ihm nur wäfen sieht) und fortan begegnet sie nicht nur in der
rilterlichen dichtung, sondern auch in der prosaischen lilterutur.
trotz dieses späten auftreitens könnte an hl. ursprung der form
aus dem grunde gedacht werden, weil sie jelzt in hd. mundurten
gefunden wird, und zwar nicht nur in der bedeutung ‘wappen’
(wo entlehnuny aus der schriftsprache sehr nahe liegt), sondern
auch in der von ‘waffe, rüstung’, so im hessischen VILMAR 433.
ÜRECcELIUS 893 und wol auch im millelfränkischen (vgl. u. 11,2, 6
um ende); im pfälzischen weist wenigstens wopeschmid *wuffen-
schmied’ AUTENRIETH 153 noch auf wapen hin. dusz die form
wapen früher auch sonst in Müteldeutschlund volksthümlich war,
wird dadurch wahrscheinlich, dasz sie sich hier vielfuch in der
allyemeinen bedeutung ‘gerät, werkzeug, waffe’, auch ohne jede
beziehung auf das ritterthhum , findet (vgl. die nuchher gegebenen
belege aus dem fränkischen, thüringischen, obersächsischen, schle-
sischen und preuszischen). wäpen aus wäppen (diese form ist beı
WorLrraM und sonst häufiy überliefert) würde sich aus dem in den
meisten md. mundurten gellenden gesetze erklären, dasz gemintertes
pp im inlaut unverschoben bleibt, es entspräche also einem obd,
*wäpfen; dayegen setzt wüfen vereinfachtes p voraus, dus mid.
und obd, yleichmäszig zu £ verschoben wird (wegen der doppelheil
der formen vgl. mhd. scharpf — hessisch scharp — neben scharf).
in Mitteldeutschland scheinen beide formen verbreitet gewesen zu
sein (sie erscheinen z. b. im Alhis beide im reim), später ist dann
bis auf die angeführten reste (vgl. auch unten die belege aus dem
16. 17. jahrh.) wapen wieder verschwunden. dasz wapen auch
in obd. sprache heimisch wur, wie KaUFFMANN beitr. z. gesch. d.
deutschen spr. 12, 526 annimmt, ist duyegen nicht wahrscheinlich;
wenn auch eine lautliche erkläruny für diese form uls eine vb.
möglich wäre (wapen, wappen müszte sich zu der vorauszu-
setzenden form webno- verhalten, wie knappe zu knabe), so
spricht dayegen, dusz sich wapen als ‘“wajje” nirgends in obd,
volkssprache findet (das a. a. 0. ange/ührte schweiz. wape in dieser
bedeutung existiert nicht), sowie die verwendung der form in der
älteren litteralur, die sie doch als eine enllechnung der rilltersprachr
erscheinen läszt. sie steht ungemein häufig für rüterliche rüstung
und bewaffnung, aber überall wäfen daneben (in welchem umfang
1ie dichter die form wäpen verwendet haben, ist schwer festzu-
WATTE 13. 252
stellen, da es an reimen auf dies wort fast ganz fehlt); dagegen
»rhält sich bei der allgemeinen bedeutung (z. b. wäfen zucken
über einen wu. a. in rechtsquellen vorkommende wendungen) die
ursprüngliche form. zu beachten ist auch, dasz bisweilen neben
wäpen, als der rein literarischen form, erläuternd wäfen steht? ob
zer aber wider heim gieng, und wappen oder waffen zü trüg
and würd dar umb überwunden, der hat sines herren gnad
‚erloren. stadtrecht von Arau 23,2 Merz; und geschicht dann
laz, daz ich stirbh in dem streit, so beger ich nicht mer an
lich, nur daz du mein pluttigi woppen und woffen pei dir
siet behaltest. gest@a Romanorum 82 Keller. auch bei der ab-
geleiteten bedeutung *wappen” wechseln anfangs die formen wäpen
und wäfen; dasz später gerade bei diesem wort, wo von der
vitlerlichen rüstung auszugehen ist, sich die form wäpen festgesetzt
hat, ist leicht verständlich. aber noch am uusgang des mhd. zeil-
"aums beschränkt sich wapen nicht auf diese bedeutung, sondern
>rscheint auch oft als *rüstung' (s. 11,2, a, «) oder *ritterliche be-
wuffnung', namentlich in werken, wo sich ein zusammenhang mil
der älteren mhd, lilteratur zeiyt, z. b. den prosaromanen des
15. jahrh., die auf ällere dichtungen zurückgehen; auch in der Am-
raser handschrift ist das wort noch gunz gewöhnlich, duher
‚ieten auch die glossare — nicht nur die mitleldeulschen — noch
vielfach wapen: wappen, arma. voc. Iheut. (Nürnberg 1482) nn 1"
‘wallen nur als interj.); im voc. inc. teut, D 4° sieht wapen
dies auch speciell als *schild’) neben waffen, ebenso im voc. pred.
‚Straszburg 1486) B8°, im woc. opt. (Leipzig 1501) C3° u. a. nur
wapen. selbst Dasypopdius 452° hat noch wapen auszziehen,
»zurmare (dayeygen 451° wafen, gestamen, arma); HuLsıus 273
verweist von wapen auf waffen, ebenso erscheint das p in ab-
eitungen, die sich an wapen ‘rüstung unschlieszen, nämlich wapenen
[noch nhd. wappnen neben wallnen) und wapener ‘gerüsteter,
jeharnischter krieger', sowie in zusammenselzungen wie wapenrock.
'rolz dieser reste des mhd. gebrauchs scheidet man in der obd,
‘“lleratur im beginn der nhd. zeit im allgemeinen schon so wie
jetzt zwischen wallen und wapen (s. II, 6) und in der allgemeinen
bedeutung “waffe” pflegt die letztere form nicht gebraucht zu werden.
ınders in Mitteldeutschland : wie bei dlteren Ostmilleideutschen
kommt auch bei LuTHER in den originaldrucken wapen uls waffe
huufig vor (die Jenaer ausgabe läszt dafür waflen eintrelen), zu-
veilen selbst in der bıbel (2 chron. 23, 9. 1 Macc. 6,6) und noch
später bei LINDENER: aber wann die pawren ain scharpffen
;piesz, messer, heyhel, axt hetten, sagten sie: das ist ein
;ehr güt wappen, steck es in dem hüren-pfaffen! Kalzipori 81
Lichtenstein. zuletzt findet sich wapen als ‘rüstung‘ bei dem
Hessen D. v. D. WERDER. STIELER 2434 scheint allerdings noch
wapen, arma zu kennen, doch scheidet er in seinen beispielen
wapen und wallen in der jelzigen weise, ebenso SCHOTTEL und
ılle späteren wörlerbücher.
endlich ist noch die form wapfen zu erwihnen, die vereinzelt
vorkommt. obgleich eine solche form an sich möglich wäre (pf
ıus pp nach & z. b. auch in kıöpfe), scheint sie doch nur auf
»iner fulschen verhochdeutschung von wapen zu beruhen, das als
nd. empfunden wurde. im md. sachsenspiegel ist waphen ge-
schrieben (ph sonst = pf), auch DiEerEnBacH gl. 45° führt diese
form an. IMuLsıus 273 hal wapfen neben wapen. sicher vom
nd. wapen auszuyehen ist bei RINGWALD:
on alle wapffen, spies und hack.
christl, warnung (1590) K7°;
murdwapfen urkundenb. d. stadt Mugdeburg 3, 702 Hertel, ebenso
yuch öfter in niederrheinischen quellen (für diuleclisches wapen):
ıxt beile und hüöpen, wapfen oder wass sie (die baumfrevler)
ıey sich haben. urbare von S. Pantaleon in Köln 509,3 (v. j. 1624)
Tilliger wehr und wapffen. volksbuch von den Heymonskindern
Köln 1604) 20 Pfaff; ihre schild und wapffen, ABR, AS, CLARA reimb
lich (Köln 1702) 277. LoGau 2,3, 42 hut wapfen aber = wuppen,
’benso SPEE gold. tugendb. 563. auffallend ist, dusz auch STEINBACH
wapfen kennt und zwar neben ‘wuppen‘ 2,934, auch als waffe‘
das geklapper der wapfen, strepilus armorum 1, 860); da aber
ler schlesische diulecl, dem STEINBACH die form entnommen haben
‚önnle, gar kein inlaul. pf hal, wird sie auch hier nur falsch
jebildet sein.
3) auch der stammsiibenvocul unterliegt vielen schwankungen.
m mhd. haben wäfen und wäpen eine ldnye; die Öflers vor-
sommende schreibung wappen deutet nur die erhultene geminald
ın, die kürze entwickelt sich hier erst später (s. das nähere unter
vappen). ebensowenig durf aus der allg-mein üblichen schreibung
vallen auf eine kürze yeschlossen werden. für dus & treten mund-
ırllich andere vocale ein? schwabisch erscheint waullen, die form
HH
\
10
EC
44.
177}
1
2
UN
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2
PT
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ll
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