2771 WECHSELTAUSCH—WECHSELTREIBER
anspruchsvollen wechseltanz, den Hadrian ... geführt
hatte ROSEGGER IIT, 9, 259, — wechseltausch, m.
verstärkend für tausch: cambio HULSIUS 2, 69°; ANT. ULR.
v. BRAUNSCHWEIG Octavia 5, 164; dasz er (der übersetzer)
sich als vermittler dieses allgemein-geistigen handels
bemüht und den wechseltausch zu befördern sich zum
geschäft macht GÖTHE 4, I1, 307 Weim. ausg.; ein wechsel
tausch von empfindungen BETTINE die Günderode 2, 25:
vererbt ward Kärnthen mir von meinem ohm
durch gleicher erbverträge wechseltausch.
GRILLPARZER? 4, 75 (Ottokar 2);
für wohlthat dank, für liebe — freundlichkeit,
so ward mir’s stets im wechseltausch des lebens.
2, 161 (Sappho 1, 3). —
wechselthaler, m. 1) thalermünze, mit dem wechsel-
Briefe, die keine bestimmte münzsorte angeben, bezahlt
werden: ich werde vor einen bettler gehalten, da ich
den beutel mit heimlichen wechselthalern wol gespickt
habe Cu. WEISE kl, leute (1675) 262; holländisch- und bur-
gzundische, wie auch andere im reich geprägte wechsel
thaler corp. constit. Pruten.2, 273 (1684); BEIER handlungslex,
(1723) 470®; ein sächsischer thaler mit der inschrift wechsel
thaler SCHMIEDER 471. 2) eine blosze rechnungsmünze,
auch bankentaler STIELER 2254, sie galt in Frankfurt
74 kreuzer HEYDIGER wechselrecht (1676) 45, in Hamburg
32 lübische schilinge LUDWIG 1960. SCHMIEDER nachtr.
190. WEILMEYR 2,196; vgl. wechselgulden, -kreuzer. 8) ‘ein
thaler, der immer in die tasche zurückkehrt, wenn man
den letzten pfennig des für ihn eingewechselten kleinen
geldes ausgibt’ STRACKERJAN aberglaube u. sagen 1, 117.
KÜHNAU schles. sagen 2, 10. WUTTKE volksabergl.® 409;
schon bei RONDEAU ‘selon la superstition vulgaire pistole
volant'; ndl. wisseldaalder. vgl. wechselgroschen, -geld 5.
— wechselthat, ff. wechselseitige that, factum mutuum
STIELER 2353:
durch scharfen zahnes und der kiefer wechselthat.
TIECK 5, 545.
vergeltungsthat:
die opfer dieser tage schlieszen sich
durch that und wechselthat zu einer kette.
IMMERMANN 16, 461 Hempel. —
wechselthätigkeit, fi wechselseitige thätigkeit: des
zesprächs HERDER 12, 362 Suphan. abwechselnde thätigkeit:
die ausruh’ bester art ist wechselthätigkeit,
wo gleich im wechsel bleibt des strebens stätigkeit.
RÜCKERT werke 8, 230. —
wechseltheil, m. ‘pars alternativa” STIELER 2269. —
wechselthier, n. amphibie NEMNICH 5, 635. KRÜNITZ
235, 339. wechselwild, bildlich: es gibt ja... bei beiden
geschlechtern solche raub- und wechseltiere, die nur
dann glücklich sind, wenn sie erst fremdes glück zer-
stört haben G. KELLER 2, 198. — wechseltisch, m
1) tisch, auch bude des wechslere FRISIUS (1556) 1827,
RONDEAU: auf irem haus gelegen an dem Hochenmarkceht
ze Wienn 'hinder den wechseltischen quellen z. gesch. d.
st. Wien 1, 11, 145 (1699); bey denen juden, die ihre
wechseltische in den tempel setzten mediz. maulaffe 356;
plötzlich fing man an, die wechseltische an den gassen-
ecken sammt geld und banknoten zu boden zu werfen
ZSCHOKKE 40, 270. 32) umschaltvorrichtung für fernsprech-
üämter v. URBANITZKY die elektricität (1885) 929. — wech:
seltod, m. wechselseitig bereiteter tod:
(damit) wetteifernd sich den wechseltod anhauchten alle richter.
Voss Aristophanes 1, 159 (rittır 897).
tod als ersatz für den eines andern: Apoll... den Parzen
einen wechseltod abdringend GÖTHE 38, 22 Weim. ausg
— wechselton, m. pl. wechselnde töne TRILLER poet,
hetrachtungen 83, 20. von farbentönen:
purpur, gold, azur und silber
flimmerten in wechseltönen.
G. KELLER 9, 85.
wechselseitig mitgetheilte töne :
einklang (sind) ihre wechseltöne.
HERDER 27, 99;
da hemmt kein ocean, kein alpenpfad
die wechseltöne zarter sympathie.
MATTHISSON 1, 225. —
wechseltreiber, m. der wechsel (s. d. 114 a y 1))) treibt,
als schimpfwort (wol ‘wucherer”) im 17. jahrh. UNGER-
WECHSELTRIEB—WECHSELUNG 2772
XHULL 621, — wechseltrieb, m. wechselseitiger trieb,
rieb zu einander: wenn er von sympathie weisz, so hält
»r sie schlechtweg für einen wechseltrieb der geschlechter
PLATEN tagebücher 1, 710. veränderter trieb:
so stark (war) der wechseltrieb der ihn erfaszte,
dasz er Angeliken nun gänzlich haszte.
ReEcıs Bojardos verl. Roland 17.
in einer uhr dass. wie wechselgetriebe ZEDLER 53, 1725,
wechseltritt, m. abwechselnder tritt:
mit nymphen schlingen grazien die hände,
schlagend mit wechseltritte den boden.
HERDER 26, 227 Suphan.
jeim marschiren doppeltritt auf der ersten takthälfte (vgl.
vechselschritt), um wieder in den richtigen tritt zu kom-
men. in der dichtung des 17. jahrh. dass. wie wechsel-
jatz GERVINUS gesch. d. d. dicht.® 3, 446, — wechsel-
trug, m. wechselnder trug:
verschleierte gestalten, ungestalten,
in ewigem wechseltrug erneuert!
GÖTHE 16, 360 (Epimenides 535);
so hat das glück uns hin und her getrieben
im wechseltrug der wandelvollen stunden.
PLATEN 1, 661 Hempel,
wechseltrunk, m. umtrunk:
wir fiengen an gemach gesamt ihn (den wein) ausz zu heben
mit stättem wechseltrunck.
v. HOHBERG die unvergnügte Proserpina 145%. —
wechselumgang, m.: dasz der periodus oder wech-
selsumgang noch eins so grosz wird LEIBNITZ d., schrif:
'en 1, 403.
WECHSELUNG, WECHSLUNG, f. tausch, abwechslung,
veränderung. abstractbildung zu wechseln, die gegenüber
lem grundwort wechsel, mit dem es in den bedeutungen
übereinstimmt, zu keiner bedeutenden entwicklung gelangt,
ıhd. wehsilunga, mhd. wehselunge, entsprechend mnd,
vesselinge SCHILLER-LÜBBEN 5, 698°, mndl. wisselinge
/ERDAM 696*, ndl. wisseling, dän. (entlehnt) vexling,
ichwed, växling. im nhd. ist das wort am häufigsten im
7. jahrh. und wird auch von STIELER 2526 als ‘commu-
‘atıo, cambium, alternatio, variatio, vicissitudo” angegeben,
im 18. und 19. erscheint es nur noch vereinzelt, STEINBACH
und RONDEAU führen es noch an, AÄDELUNG aber nur in
technischer verwendung (CAMPE auch als ‘die handlung
la man wechselt’). neben wechselung erscheint seit dem
frühnhd. auch die gekürzte form wechslung, doch erhält
uch die volle form (die ADELUNG und CAMPE allein an-
jeben) bis zur gegenwart.
1) wechselung als ‘tausch’. wie wechsel kann es ‘tausch-
ıandel, handelsverkehr” sein: commertia, wehsilunga STEIN-
AEYER-SIEVERS gl. 2, 731, 19. öfter früher für ‘gütertausch’ :
laz wir mit güden willen und mit vorbedachten müde
ıyne wesselunge hant anegegangen hessisches urkunden-
’;uch 2, 428 (1333); dy zelbe wechselunge bestetige wyr
;od. dipl. Sılesiae 2, 95 (1407); in welche wechselung und
ı7eute ich bewillige urkunde v. 1540 bei HALTAUS 2045;
lie ebtey darinnen (soll er) vom keyser Lothario, durch
ıitte und wechselung etlicher landgüter, zum geschenke
„. erlangt ... haben PoMARIUS magdeburgische stadt-
;hronick (1567) J2®. so auch mnd, wesseling brem. wb. 5,
M1. vertauschung, unterschiebung von kindern: von der
inder wechszlung wirt auch nicht. einerley geredt Mı-
‚ICHIUS zauberteuffel, theatr, diabol. 1, 155°; was der-
zleichen sauberer lieder mehr sind... darinn man die
:ägliche gedachte practice der wechszelung der kinder
zründt G@arg. 34 Alsleben ; Suetonius . .. befande die wech-
selung, die ich mit den beiden kindern gethan, nicht
pöse ANnT. ULR. v. BRAUNSCHWEIG Octavia 1, 488. tausch
von etwas gleichartigem, wechsel (8. den beleqg aus LAM-
PRECHT V. REGENSBURG, Wechseln 8a):
wiltu aber dez niht tun,
Jer rede niht geswigen,
mit worten gein im criegen,
so enmac die wehselunge
niht ane ergerunge
von u beden irgan.
väterbuch 14165 Reiszenberger;
Keinen mangel haben durch dis, das man gibt und
ıimpt und mit den gütern wechselung helt (permu-
andis facultatibus) FABER thesaurus (1587) 532%; deren