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257
WAFFE H 2.
bezug auf die soldatische ausrüstung wieder eingebürgert ist, ergibt
sich daraus, dasz es als ‘waffengallung' gewisse heeresabtheilungen
bezeichnet. ein unterschied gegen früher, der mit der veränderten
bewaffnung zusammenhängt, besteht namentlich darin, dasz die
bedeutung “schutzwaffe” jetzt ganz in den hintergrund getreten ist.
da waffe als sing. und plur. in ihrer entwicklung durchaus
verschiedene wege eingeschlagen haben, empfiehlt es sich beide ge-
sondert zu behandeln.
a) waffe als sing.
a) als die ursprünglichste verwendung darf die collective an-
gesehen werden, Obgleich sie aus den altgerm. sprachen nicht
sicher nachzuweisen ist. dayegen ist sie im mhd. und auch im
mnd,. bei vollem leben, wenn auch in concurrenz mit der collectiv-
bildung gewefen (gewapen); von ihr ist auch begriff und wort
*wappen’ ausgegangen. wäfen, wäpen bezeichnet die rillerliche
rüstung, wobei allerdings besonders an das hauptstück der rüstung,
den harnisch, gedacht wird, aber die übrigen stücke, helm, schild,
die angriffswaffen , mit eingeschlossen sein können. deutlich er-
scheint der harnisch als ein theil des wäfens an folgender stelle:
5b iuwer etelichem daz kleit niht rehte stät,
daz zuo dem wäpen geheret, sö habet des minen rät;
ez hät min vrou Hilde vünf hundert brünne
mit uns her gesendet; die geben wir der guoten ritter künne.
kudrun 1147,
wan dag dervor ein ritter schein,
bi rötem wäpen unrekant.
W. v. EscHEnBAacH Parz, 398,5;
nü sach er gegen im riten
Jen selben riter sä zehant,
der was dä bi wol bekant:
3in wäfen daz was allez röt.
W, v. GRAVENBERG Wigalois 80, 13,
wo unter wäfen schild und lanze milzuverstehen ist. mit aus-
drücklichem einschlusz der angriffswaffen und des schildes:
sie heten mit in brächt aldar
sin ros und alle (allez F) sin wäpen gar,
schilt unde helm, swert unde sper,
H. v, FREIBERG Tristan 3218 Bechstein;
ein rittir uf dem pferde
saz nach grozem werde,
mit allem wopin wol gezeirt,
in sulchir wis geformirt:
einen helm he trug zcu vechtin,
ein sper in sinir rechtin
und was uf dem gevilde
wol bewart mit schilde,
schachbuch, zeitschr. f. d. alt, 17,218, 9;
er wäpent sich ritterlich ..,
sin wäpen stuont im wol:
wäpenrock, deck und zimier,
helm, sper und elliu zier
Muost überdaht sin
mit einem guoten baldekin,
J. EnixeL weltchronik 15932 Strauch,
noch aus dem 16. jahrh. gehört vielleicht hierher
wir müszen drumb nit schlafen
und andern lügen zü;
ein jeder rüst syn waffen,
wann es von nöten thü,
dasz wir drinn können schlahen,
LILTENCRON hist, vulkslieder 4,532, 16,
und bei LuTHER: da ricff Abimelech eilend dem knaben, der
sein waffen trug (vulg. armigerum suum, spälere ausg. seine
waffen), und sprach zu im, zeuch dein schwert aus und tödte
Mich. richler 9,54. deutlich bei LocaAu in collertivem sinn:
wenn ein harnisch wäre gut
für die zagheit, furcht und schrecken,
wenn ein spiesz und eisern hut
könten mut und hertz erwecken,
ay was hätten die für zeit
die ein solches waffen schlügen (schmiedeten)!
1, 13,35,
an folgender stelle scheint sogar wehr und waffen collectiv ge-
braucht zu sein? wann ein soldat sein wehr und waffen hinweg
wirfft. schwedische kriegs-ordnung bei BÖcKLER neue kriegs-schule
459. ein rest dieser zusammenfassenden verwendung hal sich
in der (wol aus dem nd. stammenden) verbindung gerät und
waffen bis auf die neueste zeit erhalten? verglichen sich mit
dem könige, das sie möchten mit irem gerete und waffen
frey sicher abziehen. Warsser chronik (1559) 212°; Stein war
in jedem augenhlick ganz und voll, was er war, er hatte in
jedem augenblick sein geräth und waffen immer fertig, ganz
und voll immer bei sich. ARNDT wanderungen 64.
sonst wird schon in der älleren sprache wäfen, wäpen über-
wirgend auf die panzerrüstung, den harnisch (zuweilen mil ein-
schlusz des helms, so noch bei D. v. D. WERDER) bezogen:
XL
WAFFE 11 2. 258
ze häten ir wäfen an,
Jar zuo helme und schilde. herzog Ernst B 2304;
ler het des wäpens abe getän, |
Jurch den luft, daz legt er anderweid nü an,
Lohengrin 4698 Rückert;
eine kappen wol gesniten
die vuorte min herre her Tristan
über allem sinem wäpen an. .
HB, v. PReIERG Tristan 1940 Bechstein;
daz harnasch man ir dar truoc ..,
diu frou gap im daz wäpen an.
3. EnixeL welichronik 16017 Strauch;
ır sült gen mir gewäpent sin;
86 wil ich durch die frouwen min
olöz gegen iu rennen.
min wäpen sol man erkennen:
daz ist niht wan ein frouwen kleit,
also bin ich zuo der tjost bereit. 28334;
wilch wepener uf dy erden
juam von den wunden pherden,
ler waz mit wapene so virladen,
laz es Im hertlich quam zu schaden.
NIRCHBERG Chrun, Mecklenb, 679,19 Westphalen;
wan du wilt zu dem strite gehin
und tust an daz woppin din.
ROoTHE ritlerspiegel 3903 Bartsch;
nan saite, daz der bischof Engelbrecht von Colne dar hatte
wol 1200 rittere unde 800 knappen mit wapine. sächs. welt-
’hronik, sächs. forlsetzung 285, 29 Weiland; dat schepeken sluch
nit em umme unde he vordrank in syme wapen. Lübeck.
;hronik 2,514 bei SCHILLER-LÖBBEN 5,596. als “harnisch' kommt
las wort auch später noch vor und es ıst beachtenswert, dasz bei
Heser in der ritterlichen sphäre entwickelten bedeutung sich die
‘orm wapen (nach harnisch auch als m.) auch in Oberdeutschland
ange erhalten hat: wir verpieten .,., allen chnappen harnasch
ze tragen, än wem es der perchrichter sunder erlaubt; wer
es aber daruber trait ..., der ist uns verfallen funf pfunt
ınd des perchrichter ist der wappen. Österr. weisth. 1,202,7
‚Gastein 1342); darnach schick ich... daz dann Görgen und
Ulmann meinen czweyen sünen vorausz werden und gevallen
sol aller mein harnasch und wopen. ULM. STROMERS testament,
städtechr. 1, 206, 28 (v. j. 1406); des ersten gehört dazü, daz wir
zient gewoppent zü gantzem harnasch vom füs üf untz an daz
houpt mit solichen woppen oder harnasch, als unser ijetweder
zehaben mag. Basler chroniken 4,156 (v. j. 1425); ich wil in ewrem
wappen durch mein verhelen streitten. FÖETERER Lanzelet 51
Peter; zerschnaid im die riemen von seinem wappen, so das
helm und kürsit von im viel. 154;
züch ab den Adam, leg an gots waapen ...
nimm an dich den harnesch gotz,
du gaast weerlosz, und soltest stryten,
nimms schwärt in dhand, wie lang wilt beiten?
ECKSTEIN concilium 110 Scheible,
was wie in der stelle aus den Basler chroniken auch plur. (s. 2,a, 7)
jein könnte. übertragen von fester thierhaut* auch hat es eine
ırt thierer, heissen datiu ... ist gewapnet allenthalben umb
dien leib her... das wapen ist wie horn, schleusset auff
anander mit gelencken wie harnisch. HAns STADEN reise-
veschreibung (1567) bei VILMAR 434. im 17. jahrh. gebraucht der
Hesse D. v.D. WERDER noch wapen, waffen als mn. in der be-
deutung ‘panzerrüstung':
dasz du mir sagtest zu. du woltst in diesem bach
mir in gar kurzer zeit mein wapen werlflen nach.
Artos/ 1, 27,4;
den helm satzt er ihm auff, weil er die alte sitte
auch hielt, dasz er allzeit in vollem wappen ritte. 59,6;
eins jeden wapen auch wol trefflich gut seyn must
jn dem, dasz unverletzt blieb eines jeden brust. 62,7;
er sihet und erkent desz kürasz schwere last,
der da ihn wol ehe hat und er ihn wohl kont zieren ...
er püOgIe auch, wann es am meisten hatte prast
und in der höchsten sach diesz wallen stehts zu führen.
erlös, Jerusalem 8, 49.
ar hat sich hierin an seine mundart angeschlossen, in der nach
7ILMAR 434 wapen, wallen in der bedeutung panzer, harnisch,
ıoch am anfang des 19. jahrh. ganz gebräuchlich war: das
ıashorn hat eine dicke haut wie ein starkes waffen. schul-
neisterbelehrung von 1808 ebenda. für diese bedeutung zeugt auch
10NDEAU, der das von ihm als n. sg. angeselzte waffen auch erklärt
lurch armure, corselel, cuirasse pour un piquier ; ein schuszfreyes
waffen, corselet a V’epreuve, jetzt ist die schon ADELUNG unbekannte
‚edeutung verschollen. vielleicht geht aber köln. wöp (mit offenem 0)
4üönıc 170 wamms, rock, jacke darauf zurück (aus dlterem mfr.
wapen). vol. auch die collectivbildung hess. gewepel, menge von
deidunosstücken. VILMAR 449.