2779 WECHSELWÖRTLICH—WECHSELZEIT
wir werden uns nicht hören, uns nicht sehn,
lebendig wort in wechselwort nicht tauschen.
v. HOLTEI erzähl. schriften 39, 211.
2) wechselnde, nicht übereinstimmende, worte (vgl. wech-
selrede 3): du letztlich der meynung bist, gleich wol mit
vil wechselworten, das darumb der bapst zü Rom der
Antichrist sey J. NAs antipap. eins und hundert 4, 51*;
der knecht was so hart erschrochen, das er die sach
nit ordenlich sagen kund ... als ainer der liegen wil
und schuldig ist... durch soliche wechszelwort er den
alten allso erschrecket, das er wenen wolt, die sach wer
noch gröszer NEIDHART Kunuchus 180 Fischer. vielleicht
guch hierher: der (treulose) marschalck mit vil wechsel.
worten (ausreden?) sich meynt zü behelffen WICKRAM
t, 165, 32 Bolte.
8) grammaticalisch; verändertes wort: kommen durch
buchstaben wechselworte heraus, die eine weitläufftige
erklährung bedürffen NEUKIRCH anfangsgründe z.
poesie 861. den wechsel des redenden anzeigendes wort.
es ist in diesem gedicht nach poetischer art das wechsel
wort: er sprach, er erwiederte u. s. f. oft ausgelassen
ZINZENDORF kl. schrifften (1740) 9. bei KLOPSTOGK 13,
134 verdeutschung von particıipium, die aber gegen mittel-
wort nicht durchgedrungen ist, vgl. CAMPE verdwb. “reci-
prokes pronomen' KRÜNITZ 2835, 363,
4) kunstwort beim wechselhandel JACOBSSON 8, 162%.
WECHSELWÜÖRTLICH, adj. adv. ‘participial’ CAMPE.
— wechselwucher, m. wucherischer wechselhandel,
‚wucherer ‘agioteur’ CAMPE. — wechselwunde, f.
wechselseitig beigebrachte wunde Voss bei CAMPE. —
wechselwunsch, m. möglichkeit zu wechseln: wo yhm
würde der wechselwundsch gegeben, das er mocht widder
lebendig werden, odder lebendig blieben sein, wurde ers
fur war nicht thun LUTHER 23, 422, 9 Weim. ausg., vgl.
die anm. s. 434. — wechselwut, Jf.:
(sie haben) den kindeskindern nahverwandte mörder
zur ew’gen wechselwut erzeugt!
GÖTHE 10, 43 Weim. ausg. —
wechselzahl, ff. die zahl bestimmter zeittheile (8.
wechseljahr, -tag), nach der ein wechsel, bes. zum schlim-
men, eintreten sollte, numerus decretorius KIRSCH 383,
STEINBACH 2, 1064, eritieus C. L. BAUER d.-lat. lex. (1806)
2865: so zwischen den wechselzahlen seyn GUARINONIUS
grewel der verwüstung 25; ihr alter hat sie bracht auf
sieben jahr und dreimal sieben tage, das sind lauter wech-
selzahlen HERBERGER frawrbinden 1, 109; kranck hat sie
gelegen 63 tage, das ist ein grosz climacter, wie sie
selber sagte, eine grosze wechselzahl 2, 171; die zeit,
die wechselzahl der würcklichkeit der ganzen welt, die
Jortgesetzte schöpfung E. WEIGEL wurtzel-zug (1689) 47. —
wechselzahler, m. der zur einlösung des wechsels
verpflichtete acceptant HEYDIGER wechselrecht (1676) 83.
ZEDLER 53, 1728. EITZEN 847%, — wechselzahlung, f
die zahlung in wechseln MOERBEEK bei CAMPE. die be-
rahlung einer wechselsumme: weil er andere und wichtigere
zeschäfft dadurch versaumet hätte, mit gelt einnehmen,
mit wechselzahlungen PHILANDER 1, 71; den profit, den
er mit kassenscheinen gemacht, welche er einigen ab-
zedrungen, die wechselzahlung gehabt hätten RABENER
(1777) 4, 9%; die wechselzahlung kann an den protestbe-
amten erfolgen deutsche wechselordnung art. 89®*. insbes.
deren zahlung in wechselgelde (s. d. 3) VOIGT handwb. f. d.
geschäftsführung (1807) 2, 558: (dasz die zwischen) handels-
leuten versprochene wechselzahlung mit nachfolgender
währung ... gerechnet ... werden solte Leipziger markt.
rescript v. 1621. — wechselzahn, m. milchzahn, weil
2r gegen einen bleibenden ausgewechselt wird CAMPE.
v. SÖMMERRING 2, 90. HÖFLER 843%; ein lied in die
haushaltung, zu singen, wenn ein wechselzahn soll aus-
gezogen werden CLAUDIUS 4, 149. — wechselzange, f.
‘beim drakhtzieher eine zange, womit die drahtspitze auf
der ersten ziehbank durch das loch des zieheisens gezogen
wird’ KRÜNTZ 2835, 364. — wechselzeilig, adj. mit
abwechselnd sich entsprechenden zeilen v. BIRKEN rede-,
ind- und dichtkunst 61. — wechselzeit, ff, 1) die
verändernde und sich ändernde zeit:
die scharten musz allein die wechselzeit auswetzen
und jetzigen verdrusz mit süszigkeit ersetzen.
v., HOHBERG Proserpina 184%;
WECHSELZERSETZUNG— WECHSLER 2780
des leidens schwerigkeit
stillt leicht die wechselzeit.
ABR. A S. CLARA etwas für alle 3 (1711) 342%;
ich bin ein federspiel nunmehr der wechselzeiten.
MÄNNLING Doet. blumengarten (1717) 139;
den schatz, den uns die hohen götter geben,
raubt uns kein drachenhaupt der wechselzeit.
BAGGESEN (1836) 5, 69.
sich ablösende zeiten:
natur! allmutter, deren rege hand
des bunten jahres wechselzeiten rollt.
A. W. SCHLEGEL 11, 4.
vom jahreswechsel BROCKES* 2, 473, die zeit der mauserung:
wann die nester fertig, und die wechselzeit aus ist, so legen
alsdann diese vögel ihre eier darinn FRANGISCI lufftkreis
1680) 115. die zeit der wechseljahre (s. d.) beim weibde Hör-
„ER 275°, 2) für wechselgeschäfte bestimmte zeit: Frank-
Furter wechselordnung v. 1676, art. 4. frist für die geltend-
nachung von wechselansprüchen COURTIN handb. f. kauf-
‚eute? 774, — wechselzersetzung, ff. wechselseitige
zersetzung LIEBIG handb. der chemie (1843) 610. LUEGER
3, 535. — wechselzettel, m. im 17. und anf. des 18.
jahrh., in verordnungen aber nur vereinzelt, belegt für
wechselbrief, cambio STIELER 2625: dasz er ihm einen
wechselzettel geben wolte junker Harnisch (1648) 307;
dasz ein jud zu wechselzetteln und anderen verbrief-
fungen nit schreiben solte WAGENSEIL bdelehrung (1699)
Hı%; wechselzettel aber selbst zu stellen ..., ist ihnen
‚.. verboten Braunschweiger wechselordnung v. 1715, art. 6.
BMldlich:
und der wechselzettul geht
selten mit protest zurücke.
CELANDER (GRESSEL) verliebte gedichte (1716) 436;
lie dürfftigen glieder Christi... werden euch... einen
wechselzettel geben, der im himmel ohne widerrede ...
jezahlet wird ABR. AS. CLARA etwas für alle 3 (1711)
09; wie ein groszes daran gelegen, dasz die worte als
-orbilde und gleichsam als wechselzeddel des verstandes
vohl gefasset, wohl unterschieden ... seyn LEIBNITZ
leutsche schriften 1, 451 Guhrauer. — wechselziegel, m,
‘arbig glasirter ziegelstein, zur verzierung mit gewöhnlichen
wechselnd MOTHES baulex.3 4, 353°, BUCHER kunstge-
werbe 435°, — wechselzieher, m. der aussteller eines
wechselbriefes, der trassant, weil er ihn auf einen dritten
ieht ZEDLER 53, 1755. — wechselziehung, ff. v. ALTEN
randb. f. heer u. flotte 2, 237. — wechselzimmer, nr.
vechselstube ZEDLER 53, 1755. — wechselzins, m. zins
für eine verfallene wechselsumme HEYDERICH wechsel-
„echt (1676) 105; zinsabzug bei bezahlung eines noch nicht
rälligen wechsels, discont EITZEN 847%. — wechselzirkel,
n. kreislauf in der natur BROCKES 9, 226. — wechsel-
zopf, m. nebenform von weichselzopf LUDWIG 2465.
RONDEAU. KRAMER-MOERBEEK (1768) 416°. Shakespeare
1797) 1, 35 (Romeo u. J. 1, 4). — wechselzug, m. ab-
wechselndes ziehen:
‚er sieht) darum der zug in dem magneten den stahl bald stöszt,
bald zu sich lenkt,
an/acher dinge wechselzug, woraus der körper sein entspringet.
M. C. CURTIUS krit. adh. u. ged. (1760) 209:
gleich blasebälgen, die mit wechselzügen
bald der, bald dener in den ofen wehn
RIES Ariosts ras. Roland 3, 186.
vechselseitiges hin- und herwandern: der schauplatz eines
nerkwürdigen, dauernden wirbels und wechselzuges der
rölker RıTTER erdkunde 7, 236. wechselgespann:
indessen man den wechselzug .
an deinen wagen spannt.
SAUTER ausgew. ged. 3 Kilian. —
wechselzustand, m. wechselseitig abhängiger zustand:
ler w. der gegenstände PESTALOZZI bei CAMPE. db-
vechselnder zustand, von aufregung und stille A. v. MENZEL
briefe 127. — wechselzweig, m. pl. wechselständige
zweige ÖKEN B, 1489.
WECHSLER, m. nomen agenlis zu wechseln, bis ins
18. jahrh. (LUDWIG, wie vorher KRÄMER und STIELER)
auch noch in der vollen form wechseler vorkommend, doch
schon frühnhd. ganz überwiegend wechsler.
1) herkömmlich ist die beziehung des wortes auf das
jeldwechseln. es fehlt noch im 9. jahrh. (im Tatıan wird