275 WAFFE II 3.
unter die waffen treten und in der stille jenen pavillon um-
zingeln. ScHhıLLER dom Karlos (prosa) 5, 12.
4)) auf sinnlicher anschauung beruht auch zu den waffen
greifen, die abgelegten waffen ergreifen um zum kampf gerüstet
zu sein, bildlich für *den kampf aufnehmen’. die wendung ist
seit der mhd. zeit üblich: zu den waffen greifen, ad arma de-
scendere. STEINBACH 2, 916; zun waffen greifen, to take up arms.
LupDwiG 2363; zum (d. 8. hier zu den) waffen greiffen, arma
sapere, arma alicui inferre. Kırsch 2, 377;
dö griffin sie zun wäfin
Athis unde Prophiljäs:
und alliz daz zu Röme was,
daz ot zu wäfin tochte
und sich bereitin mochte. Athis A 76.79;
ın zorn fielen, zü iren waffen griffen, ze hant der ein den
andern tode schluge. decameron 111, 36 Keller (daneben 275, 28
° . . .
zu dem waffen griffen); mitler weil ware sehr grosse he-
wegung und tumult in der statt. denn meniglich zu den
waffen griff. Amadis 372 Keller;
wie thut ihr euch vorschlafen,
ihr werden Teutschen gut,
dasz ihr nit greift zun wafen
und schöpft ein frischen mut! .
LILIENCRON hisf, volkslieder 4,392, 1;
als ich zum waffen grif und Rom die spitze wiesz.
LOHENSTEIN Suph, 60, 715
mord! mord! herbei! greift zu den waffen alle!
mit blut gerächet sei die blutge that!
SCHILLER 14, 90 (branut v. Mess. 3,4);
Zawisch, wir aber wollen zu den waffen greifen. _
mit gut und blut für unsern groszen könig!
GRILLPARZER 4, 76 (könig Ollokar 2),
ähnliche wendungen: in haufen würde das volk zu waffen
eilen: zu waffen auch die noch säumenden ruffen. HERDER
3, 97 (kril, wälder 1) Suphan; die zahl derjenigen, welche sich
freiwillig zu den waffen gestellt haben. VARNNAGEN denk-
würdigk. 3, 393.
zu den waffen rufen:
so stöst mir, gott erbarms, das gröste (unglück) noch zu handen,
das mich in harnisch jagt und zu den waffen vufft,
FLEMING 116;
ar (der sekl) erleuchtet das untlitz, welches, wie ein wach-
leuer, das ganze kleine königreich, mensch genannt, zu den
waffen ruft (gives warning to all the rest of this little kingdom,
man, to arm), und dann stellen sich alle die insassen des
leibes und die kleinen lebensgeister aus den provinzen ihrem
hauptmann, dem herzen, welches, durch diesz gefolge grosz
und aufgeschwellt, jegliche that des muthes verrichtet. Shakesp.
Heinr. IV., 2. theil 4,3; er flog unter den Cheruskern umher,
und foderte sie zum waffen wider den Segestes, zum waffen
wider den Cäsar auf. J. H. SCcHLEGEL dei J. E. SCHLEGEL 1, 306,
zu den wallen! als ausruf:
zu den waffen! zu den waffen! in ordnung!
man greift das lager an! KLıInGEr 1,295;
mit süszer rede schmeichlerischem ton
willst du sirene! deine opfer locken ‚..
zu den wallen Dünois!
mit streichen nicht mit worten lasz uns fechten,
SCHILLER 13,247 (Junyfr. v. Url, 2,10);
Quintilius, zu den waffen, sag’ ich dir!
1. v. KıEIsT 2,455 (Hermannsschl, 5,6);
nicht länger! zu waffen! zu waffen!
zum retlenden eisen geschwind! ARNDT gend, (1860) 211.
weniger üblich ist nach den waffen greifen, ad arma ire.
STIELER 2434.
3) übertragener gebrauch des worles innerhalb der sphäre des
kriegerischen lebens. die besprochenen verbindungen, die auf die
waffenrüstung und wuffenführung des kriegers gehen, können im
bildlichen ausdruck auf kriegerische rüstung oder kriegerische unter-
nehmungen bezogen werden, daraus hat sich ein übertragener
gebrauch des wortes entwickelt, indem in gewissen wendungen
waffen für ‘kriegsthaten‘ sicht; dann auch für die welche sie aus-
führen. dazu kommt (von andrer seite her entwickelt) waffen
als *kriegerischer beruf” und wafle als eine heeresablheilung.
a) der übergang zur übertragenen verwendung zeigt sich dann,
wenn den wallen im bildlichen ausdruck eine thäligkeit zugeschrieben
wird, die eisentlich auf waffenthaten, kriegerische unternehmungen,
meist zugleich auch auf die bewuffrıte macab, das kriesvolk zu
beziehen ist: die waffen ruhen, stehen still, auch (nach lut. arma
silent) schweigen, dringen vor, weichen zurück, sind glück-
reich, siegreich ww. dgl.-
die verhängnusz wolte nit, dasz der kaiser seine waffen
‚uhen liesse, gab demnach ihm olın unterlasz zu schalfen,
J, Tos. WELLER deutscher adler (1666) 109:
WAFFE 13. 276
Jie waffen werden ruhn, es führt der sieg
den frieden an der hand, dann kehrt die freude
in jeden busen ein, SCcHILLER 13,268 (jungfr. v. Orl, 3,4);
die waffen ruhn, des krieges stürme schweigen,
auf blut’ge schlachten folgt gesang und tanz.
z x 13, 283 (4,1);
sonst zogen sie so oft ins feld,
warum denn jetzt nicht mehr?
die waffen meines vaters ruhen lange.
GöTHE 10,17 (£lpenor 1,4);
die ankunft des consuls stellte die ordnung wieder her und
während er in Corduba überwinterte, ruhten auf der ganzen
ıalbinsel die waffen. Momwsen röm. gesch.? 2,7; nach den
instrengungen ... bedurfte die büöhmische armee einiger er-
1olung. während die waffen ruhten, arbeitete die diplomatie
um so eifriger, TreıtscukE d. gesch.® 1,487;
es sollten nun die waafen
bekleben am gesims und in den scheiden schlaafen,
SCHERFFER Jeistl, u, welll. ged, 647;
sprichwörtlich: wenn die waffen schweigen, folgt der friedens-
reigen, WANDER 4, 1724; sobald die waffen schwiegen, machte
er sich auf ‘zu des Rheins gestreckten hügeln’. TnEITSCHKE
2. gesch.? 2,371;
Frankreich krieget mit uns durch seine waffen und sitten;
seine waffen weichen noch oft germanischen fahnen,
aber mit seinen sitten erobert es schneller und sichrer,
ZACHARIÄ 2,25 (L09eS7.)}3
e weiter die waffen der verbündeten westwärts drangen ...,
ım so gewisser muszte Ruszland seine polnischen ansprüche
iteigern, TREITSCHKE d. gesch,® 1,425; SO war Napoleon einer
vohlwollenden neutralität Ruszlands sicher, wenn seine
vaffen guten fortgang hatten. v. SveEL kl. hist. schriften 3, 570;
weil der auszgang im Kriege ungewisz, und die waffen ver-
inderlich sind, so kan es offt geschehen, dasz ein general ...
zeschlagen, und sein kriegsheer gantz ruiniert wird, GRUnER
triegspolilica (1699) 153; hoffend, wie dem ritter Muntfaucon die
yallen immer günstig gewesen waren, solle auch mir zufall
ınd list fortdauernd günstig seyn. Fovour zauberring? 1, 14;
»r muszte zu unterhandlungen seine zuflucht nehmen, ob-
zleich er wohl wuszte, dasz am ende die waffen allein ent-
scheiden könnten. SchHLossEen gesch. des 18. jahrh.3 1,38; von
3öhmens und Lothringens herzogen, so wie vom grafen von
“landern erzwangen seine waffen den verweigerten, her-
‚ebrachten gehorsam,. Walhallas genossen geschildert durch könig
‚UDWIG 51.
verbindung mit adjectiven: feindliche wallen, offensive arms,
LUDWIG 2363; siegreiche waffen, viclorious urms. ebenda; ge-
‚echte waffen, arma jusia. HEDERICH 2565; es ist aber noch
eizlichen eine gewisse manier die conquesten zu endigen,
ibrig, welche tausendmal viel heroischer ist, als die bereits
angeführten seyn können: nemlich, wann ein frommer fürst
bey seinen gerechten waffen gerechtigkeit und billichkeit für
ıllen dingen heget. GruBER kriegspolilica (1699) 107; wann nun
lieses auch verrichtet, soll er sich mit gantzer macht für
»inen feindlichen platz stellen, damit, wann solcher durch
jeine siegerische wallen erschrecket, er ihm die thore gleich
öffnen lasse, 152,
b) daran schlieszen sich verbindungen, in denen waffen gene-
'ivisch von einem abstrachım abhängig ist.
x) ruhe, stillstand, fortgang, ruhm der waffen:
ach, dasz uns dach gott sagte zu
des krieges schlusz, der walfen ruh
und alles unglücks ende, P, GERHARDT 22,34 Göleke;
ein stillstanıd der waffen, a cessation of hostilities. LuDwiG 2363;
stillstand der wallen machen, fnducias armorum panyrere.
STEINBACH 2, 670; weil er den mit den Normännern gemachten
stälstand der waffen gebrochen und ihr lager zu überrumpeln
zesuchet. v. BENaU reichs-historie 4, 78°;
Alesel. wir haben dann, was ihr
in eurer weisheit wünschenswerth erachtet:
stillstand der walfen,
GRILLPARZER 7,58 (bruderzwist 2) 3
Germanicus wuste, dasz der glückliche fortgang seiner waffen
lem Kküiser nicht so angenehm wäre, als er wohl zum scheine
vorgab. Mascou gesch, d. Teutschen 90; die plünderung der stadt
zegen das gegehene ehrenwort war auch dem fortgang der
‘omischen wallen nicht sonderlich günstig. MowMsen röm,
zesch.T 2,33; damit sie in fortsetzung der gerechten waffen
jesto glücklichere successus von gott zu gewarten hätten.
PHILANDER 2, 708; damit er durch ihn (den prophrien) den
auszgang seiner wallen wissen möcht. Ann, a S. Crana Judus
1687) 1, 62; iudesz gelang es diesmal noch den brand ... im