Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

2991 WEG (adv.) III [WEGKRIEGEN] 
meinem hause weggekommen Shakespeare, Heinrich IV. 
i. th. 3, 3; die feder, die lange zeit in der kirche be- 
wahrt wurde, soll zur zeit der reformation von da weg- 
zekommen sein KERNER bilderbuch 213; 
wenn im (dem ring) der stein ist ausgenomn 
oder sonst etwa weggekomn. 
RInGwALD lauter warheit 216. 
ein dat. bezeichnet den vom verlust betroffenen: folgende 
zedichte sind dem autori teils auf wehrenden reisen 
weggekommen, teils in guter freunden händen FLEMING 
ı, 584 Lappenberg; dann als ihm einsmahls hüner weg- 
gekommen ... habe er... wache gestellet OLEARIUS 
morgenländ. reisebeschr. 159; sie werden es wohl so gut 
wissen, als ich, dasz mir die vergangene woche eine 
silberne gabel weggekommen ist GOTTSCHEDIN samm- 
lung v. schausp. (1764—69) 5, 89; dasz der wittwe ein quart- 
band in manuscript ... bald nach dessen beerdigung 
weggekommen ist LICHTENBERG briefe 1, 188; ist dir 
nichts von deinem werkzeuge weggekommen? WIELAND 
Lucian 2, 52; so hörte er, das deutsche reich wäre schon 
vor so und so viel jahren einmal unversehens dem 
kaiser unter den händen weggekommen IMMERMANN 
Münchh.? 1, 68. — wegkommung, f., bei STIELER 1006 
als ‘ammissio, perditio, damnum’ angeführt, litterarisch 
nicht belegt. 
wegkomplimentiren, mit komplimenten hinaus 
geleiten: herr Fortunatus Sprecher, der gerade... einige 
bündnerische staatspersonen beglückwünschend weg 
komplimentirt hatte C. F. MEYER Jürg Jenatsch 269. — 
wegkönnen, wegfahren, weggehen können: to be able 
to get away LUDWIG 2400; dorumme so ummegoben 
sie unszere schiffe mit eren schiffen, das wir nicht weg- 
kunden ane sie fontes rer. bohemic. 3, 408°; er ist reise- 
fertig, er kann aber noch nicht weg RONnDEAU; ich bin 
gefesselt hier und kann nicht weg KLINGER 1, 240 (El- 
fride 4, 1); in den ersten tagen kann ich nicht weg von 
Lauchstedt GÖTHE briefe 19, 25. über etwas: darüber 
kann kein mann weg! HEBBEL 2, 52 (Maria Magd. 2, 5). 
— wegkosen, durch kosen vertreiben SONNENBERG dei 
CAMpPE. in älterer bed. ein stück (von den sternen) weg: 
kosen ‘darauf los reden’ SCHOCH fh. 5, 1844 oben (im 
munde eines bauern). — wegkramen, den kram bei 
seite schaffen CAMPE: in dem keine hundert kostbar- 
keiten wegzukramen sind J. MÖSER werke 1, 93. — weg: 
kratzen: die ubrige asch aber solstu mit einer starcken 
kratzbürschten rein wegkratzen ERCKER beschr. aller 
mineral. ertzt 31%; denn eine henne kann allezeit so 
viel wegkratzen, als ein han dazu scharret, zu einem 
hauffen EDELMAN hochzeit-predigten (1580) P 2°; geheime 
briefe verbirgt man in einer schreibtafel, deren wachs 
man wegkratzt und wieder über das blatt streicht FREY- 
TAG 17, 292 (bilder 1, 5). — wegkriechen, von thieren 
und menschen: abrepere, verre weg krichen DIEFENBACH 
mlat. hd. böhm. wb. 4; von den feinden seindt auff ge- 
meldten tage ... ohne die jhenige so verwundet und 
geschossen, die auch so von der wallstatte inn der 
nachte wegkrochen und nachmals gestorben, bisz inn 
drei tausend erlegt worden HENRICPETRI generalhistorie 
‘1577) 354; nun, mein junger herr, warum denn so traurig, 
aller muth fort, so in die winkel weggekrochen und ge- 
heult, wie ein altes weib TIECK 4, 251 (Fortunat 2. th. 1, 1). 
wegkriegen, ein zunächst der nd. und md, umgangs- 
sprache angehöriges (1799 in der studentensprache belegt 
KLUGE 134), dann aber weiter verbreitetes verbum, ndl. 
wegkrijgen. 1) für sich gewinnen, erlangen (val. weg- 
naben 2): 
das (macht, reich und ehr) kreg he flux weg, wie ein mütze. 
RInCcKART Kislebische ritter 1120; 
doch musz er wieder kommen, 
und wird von seinem volck mit freuden angenommen 
und kriegt den segen weg, dasz Israel allein 
bey seinem samen sol ohn masz und ende seyn. 
S. DAcH 274 Österley ; 
darnach belagerte er von newem Constantinopel zwei 
jahr lang, hette sie da auch weggekriegt, wenn Tamber- 
Janes... ihn nicht gedrungen von der belagerung ab- 
zulassen ZANACH erquickstunden (16138) 1, 451; ich war 
Iroh, dasz ich ... den dienst wegkriegte CH. WEISE 
drey klügste leute 114; hofmarschall (stellt sich hinter 
WEG (adv.) II [WEGLÄCHELN] 2992 
hren sessel, sucht den zipfel ihres kleides wegzukriegen 
ınd drückt einen kusz darauf) SCHILLER 3, 470 (kab. u. 1. 
„9 dühnenanw.). früher auch mit dat. ‘abnehmen’: dasz 
xiner dem andern... beute wegkriegete SCHÜTZ hist. 
ver. pruss. 2, M 2*, ironisch eine krankheit, wunde u. 
(gl. wegkriegen: die übrige schmarren und narben, so 
nan wegkriegt, ... seynd eben so viele ehrenzeichen, 
lasz man im patriotenkrieg sich wohl gehalten habe 
2. F. v. MOSER beherzigungen (1763) 648; nun machten sie 
‚usammen einen plan auf mich, mir aufzulauern und 
nir das leben zu nehmen ... ich weisz, was ich weg- 
‚ekriegt habe bei der gelegenheit IMMERMANN Münchh.* 
;, 31; hier, sehen sie, hier am hals... gerade da hatt’ 
r’s weggekriegt; nicht drei zoll tief war der nickfänger 
ıineingefahren GuTzKOW zauberer v. Kom 1, 209; nun 
criegt sie’s weg (erhält sie ihre strafe) ALEXIS Roland 
1, Berlin 1, 101; es war eine lange reimerei (spottverse), 
Irin jeder was wegkriegte FONTANE 1,6,398. auch ‘dahinter 
commen, in erfahrung bringen’ (vgl. weghaben 3): aber ich 
connte es doch nicht wegkriegen, wie man durch die musik 
:'leichsam das licht entstehen siehet HILLER reise 214; 
lie müllermädchen wollten es gerne wegkriegen, wer im 
ragen säsze JAHN werke 1, 454; die sinnlichkeit hatte 
ich also nun theoretisch kennen gelernt, die Wally kam 
ort, und Seraphine wurde köchin... ich ... kriegte 
‚.. bei ihr zugleich den geist und die empfindung in 
Jer liebe weg IMMERMANN Münchh.® 1, 118. 
2) beseitigen: einen flecken wegkriegen CAMPE. — Wweg- 
xrümmen, zur seite krümmen: 
bist du es, der, von meinem hauch umwittert, 
in allen lebenstiefen zittert, 
ein furchtsam weggekrümmter wurm ? 
GÖTHE 14, 32 (Faust 1, 498) Weim. ausg. 
vefl.: erbarme dich über den alten mann! ... verschone 
Jen, dessen seele sich am tiefsten von dir wegkrümmt 
JEBBEL 2, 54 (Maria Magdalena 2, 2); ein seitenweg, der 
ich gleichsam hinter hügeln wegkrümmt LAFONTAINE 
bei CAMPE. — wegkunft, fi, weggang: nach könig Sigis- 
nundi wegkunfft nam die plackerey wider uberhand 
RÄTEL Curäi chronica des herz. Schlesien 226; ich spürete 
..dasz er meine wegkunfft gerne sehe Simpl. 2, 171, 18 
Kurz. jetzt veraltet. — wegkünsteln, durch kunst, kün- 
stelei wegschaffen: die schwäche eines überzarten ehrge- 
ühls in der scham läszt sich nicht so leicht wegkünsteln 
{ANTA10, 288; ich will und darf dies naturgemäsze mir nicht 
‚erkümmern und wegkünsteln Fr. v. RAUMER lebens- 
yinnerungen 2, 88, — wegkuriren: er verbot ihm (dem 
ıohne) daher nichts mehr. er nahm sogar einige männ- 
iiche patienten an, ‘weil er zu hause einen hätte und 
sich den gedanken an ihn wegkurieren wollte’ J. PAUL 
unsichtb. loge 2, 130; seit sie... dem jungen vom försier 
.. das freiwillige hinken wegkuriert hatte FOonNTANE 
„6,342, — wegküssen: 
dann küszt er die reizenden tränen 
von ihren wangen weg. LEnz ged. 383 Weinhold; 
komm, von der warmen lippe mir 
den seufzer wegzuküssen ! 
MILLER ged. 220; 
Friederike . . . küszte ihm die falten von der stirn weg, 
30 oft sie sich zeigen wollten ZSCHOKKE 18, 234; ich kam 
zu der uralten bronzestatue des heiligen Petrus, an deren 
rechtem fusz die gläubigen die zehen weggeküszt haben, 
bis auf ein paar nichtige stümpfchen ROSEGGER Il, 12, 
349. bildlich: 
küsse kannt’ er noch nicht; aber er küszt’' ihr doch 
schnell die lebenden blicke weg. 
Kı.0PSTOCK oden 2, 124, 23 Muncker,; - 
noch niedrig beym aufgehen hatte schon die sonne durch 
lie stämme den thau weggeküszt HEINSE 4, 55 Schüdde- 
kopf; im späten alter küszte jenem Abdallah der engel 
les todes die seele sanft von den lippen weg KLINGER 
’, 184; der eine (weg) ist kurz und leicht, nemlich wenn 
ar (Christus) einen wegküszt v. ZINZENDORF kinderreden 
‘1758) 203. — wegkutschen, abire vehiculo STIELER 1050 
darnach CAMPE), später wegkutschiren. — weglächeln: 
ıst die erste begier, 
euch zu sehen, gestillt, sind alle thränen der freude 
weggelächelt entflohn. 
KLOPSTOCK oden 1, 45 25 Muncker:
	        
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