Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

935 WAHRLICH (adv.) 11 3. 
decameron 151,27 Keller; werlich, Curneval, gelaub on zweifel, 
solt ich sy nun ein tag nit sehen, ich würd kranck. Tristrant 
58, 1 Pfaff; warlich ich sage euch, es wird hie nicht ein stein 
auff dem andern bleiben, der nicht zubrochen werde. Matth, 
24, 2 (M. v. BEHEIM: vorwar sage ich uch; MEnTEL: gewerliche 
sage ichs euch; ZaınER: werlich, vulg. amen, gr. dury); warlich 
ich sage euch, dis geschlecht wird nicht vergehen, bis das dieses 
alles geschehe, 24,34; warlich ich sage euch, was ir gethan 
habt einem unter diesen meinen geringsten brüdern, das habt 
ir mir gethan. 25,40; und da sie assen, sprach er, warlich 
ich sage euch, einer unter euch wird mich verrhaten. 26, 21; 
warlich ich sage euch, wer nicht das reich gottes nimpt als 
ein kind, der wird nicht hin ein komen. Luc. 18, 17; 
werlich, uwer konigliche kron, 
herr Juddenkonig, die stet dir schone, 
Aisfelder passionsspiel 5284 Grein; 
wärleich, Neithart, gelaube mir 
leib und guot wag ich mit dir, fastnachtsp, 415,6; 
wärleich, du hast dich wol bedacht. 419,21; 
wärleich, gevatter, du hast war. 428,26; 
stont uff, und wachen von dem troum! 
worlich, die axt stat an dem boum, 
Brant narrensch, 99, 184; 
warlichen, wie die grebnis ist, 
also ist auch das gesang gerist, 
MURNER (ulh. narr 4503 Kurz; 
warlich, macht schmeychlen, streichen frumm, 
3org ich nit, wie ich z hymmel kumm., 
WıcKraM 5,89 (Eckart 635) Bolte; 
warlich, sie haben nicht die bildnüsz gottes damit gemeynet. 
Jac. BöHME vom dreyfachen leben (1682) 185; warlich, so achtete 
ich sie für das verdampteste gesindlein. PHILANDER 1 (1650) 177; 
warlich, wann ich zu rechter zeit alles hätte können kauffen, 
würde ich aller begehren gnug gethan haben. Scaupp schrifflen 
738; wahrlich! eine herrliche methode filosofie und religion 
vorzutragen! WIELAND suppl. 6, 121; wahrlich, ich spiele eine 
traurige rolle in meinen eignen augen. LEsSING 12, 256; wahr- 
lich! der dichter musz seinem boden getreu bleiben, der 
über den ausdruck herrschen will. HERDER 1, 405 (über die 
neuere deutsche literatur 2) Suphan; 
‘wahrlich! so ists! es ist wirklich so. man hat mirs ge- 
schrieben‘, 
rief der pontifex aus, als er die kunde vernahm. 
SCHILLER 11,73 (deutsche treue). 
g) verdoppelung des wahrlich frilt in der bibelsprache auf und 
ist seit LuTHER üblich, sellener kommt sie vor, wenn das wort im 
innern des salzes sieht: es ist warlich warlich eyn unglück 
vorhanden, 15, 255, 18 Weim. ausy.; und redst du warlich, 
waärlich nimmer darvon, dasz du sy bym einfaltigen sinn 
lassist blyben. Zwingli 2, 2, 41. sehr häufig zw beyinn des 
satzes: warlich, warlich, ich sage dir, es sey denn, daz 
jemand von newen geboren werde, kan er das reich gotles 
nicht sehen. Joh. 3, 3 (M. v. BEHEIM: vorwar vorwar; MENTEL: 
gewerlich, gewerlich; Zaıner: wärlich, wärlich); warlich, 
warlich, ich sage euch, wer sünde thut, der ist der 
sünden knecht. 8,34; warlich, warlich, ich sage euch, einer 
unter euch wird mich verrhaten. 13,21; warlich, warlich, dise 
wort götlicher maiestat soll niemant verachten. EBERLIN 3, 66 
neudr.; warlich, warlichen sag ich dir, 
ich wils fein dem schülmeister sagen. 
WıcKrau 6,286 (knabensp. 1499) Bolte; 
nein, warlich, warlich Joseph lebt. 
FünEr von HeEimenDorF Pomona (1726) 32 
(heidengedichte) ; 
ja wahrlich, wahrlich ich bin! 
KOSEGARTEN dichtungen 8 (1813), 36; 
wahrlich! wahrlich! ich will dort recht fromm seyn. J. J. 
Enger schriften (1801 ff.) 12, 321; wahrlich, wahrlich, schlechter 
Heine, wie oft ruf” ich mit dir: ‘und wär’ nicht noch das 
bischen liebe, — so gäb es nirgends einen halt!” Lause 
polit. briefe (1833) 221, 
h) dem beiheuernden wahrlich kann noch eine parlikel oder 
interjection vorausgehen: wann werlich, wer uns teuschen wil, 
der teuschet sich selber. ackermann aus Böhmen 32,12 Knie- 
schek; 0 werla, sag du was du wilt. Ayrır 2472 Keller; 
denn wahrlich die vertheidigung ist nicht so sehr sein eigen, als 
die religion, die er vertbeidigt. LESSING 10, 160 (Anli-Goeze 1); 
und wahrlich, gnädige frau, auf die frage wird er ja sagen. 
IMMERNANN Münchh.* 4, 148, 
sehr häufig steht es früher in der anlwort nach ja und nein, 
wobei sich diesen wörtern auch noch ein personalpronomen un- 
WAHRLICH — WÄHRLICH 936 
schlieszen kann: ja warlich! si veramente. KRÄMER 1210°; es ist 
wahrlich wahr, ja wahrlich, sure enouch, yes to be sure. 
LUDWIG 2369; da sprach sie zu ir: bist du noch im himel 
licht? da sprach si: ja ich werlich. nonne v. Engelthal 33, 17 
Schröder; hat dir nit do die sunn geschinen. jo sie worlich, 
»je hat iren schin lossen ingon in din hertz. KEISERSBERG 
ilgersch. 152; tuet dir dein herr guetleich? jo werleich, er 
ıst ein frumer man, ital.-deutsch, sprachbuch, Bayerns mund- 
arlen 2, 444’; 
loff im nach, fragt den mon, ob er wer reiche. 
er antwort: ‘nain warleiche, 
hab nichs, den was teglich gewint mein bant.’ 
H. Sacas fab. u. schw. 5.734,26 ueudr.; 
7% ua dın, neyn werlich. ALsERUS dich, E 1°, 
ja wahrlich, nein wahrlich steht auch sonst im ausruf: 
ist, ja werle, klagens werth, BALDE Agathyrus 16,2; 
ja wahrlich, es ist sehr nöthig. ARNDT blick aus der zeit (1814) 213; 
‚a wahrlich, solche herrscher werden und können des volkes 
irommes vertrauen .. nicht täuschen. WELcKER Deutschlunds 
freiheit (1814) 16; in Basel jo wärli! allerdings, ja leider. SEILER 
30; ich bin, vater, ein tiuscher man, 
bischoffes Adelbern kapelan’, 
des antwurte dö Marinus im: 
‘niht werliche, sun min! 
bischof Adelber, der ist 1öt! 
ALBERTUS Si, Ulrichs lehen 273 Schmeller; 
nein werlein, mein nachtpaur hat recht, 
sie ist als von eim edeln geschlecht, 
fastnachtsp. 69,15; 
danck hab, danck hab, mein lieber kerly! 
ich zeuch dirs nit ab, nein ich, werly, 
H. R. MAnugL weinspiel (1548) 440; 
nein warlich, sie gehen und lauffen dahin, und kommen nicht 
wider, PHILANDER 1, 56. 
jelzt kommt häufiger, mit voranstellung des wahrlich, wahr- 
ich nicht (oben sp. 934), wahrlich nein vor: warlich nüt, nihil 
ıercle, MAALER 484°; warlich nein, no failh, no upon my failh, 
'ruly no, LuDwiG 2369; 
nein, wahrlich nein, H, v. Kısıst 1,48; 
sie war ein kind vor wenig tagen, 
sie ist es nicht mehr, wahrlich nein! 
UHLAND ged,‚2 26, 
i) in md. mundarien findet sich die betheuerung wahrlichen gott 
vgl. oben sp. 931 wahrhaftigen gott): in Leipzig es ist warrlichen 
jott wahr. ALBRECHT 64, werrlichen gott! 236, in Mansfeld wärr- 
ichen jotte JecarT 122, in Thüringen nuch als 3 wörter gefaszl: 
värrlich un god REGEL 283, wärlich en godd HenteL Salzunger 
wb. 49. zu grunde liegt wahrlich und gott, das eine elliptische 
vendung für wahrlich und als mir gott helfe ist; wärlich und 
als mir got helff, so ist es mir von herczen leyd umb euch. 
lecameron 260, 1 Keller; aber warlich und als mir gott helff, 
50 ist es mir hertzlich leyd umb euch. MOnTAnUs 66, 5 (weg- 
värzer 30) Bolte; warlich und gott herr, ich hab den gröszten 
ıöffel .. darein thon. 45, 14. 
WAHRLICH, adj. behütet, bewacht (gegensatz wahrlos), ableitung 
von dem em. wahre, hut, aufmerksamkeit, mnd. warlik: wolde me 
dat slot wynnen, so moste me dat wynnen myt storme, unde 
wente dat ghans warlik was, so wolde nummend dar gherne 
an, Lübeck. chron. 2, 115 bei SCHILLER-LÜBBEN 5, 605 (wo als be- 
leutung ‘wehrhaft' angegeben ist). auszerhalb des deutschen mil 
ıclivischer auffassung:! ags. weerlic, vorsichtig, klug Boswonta- 
TOLLER 1157, mengl. warliche STRATMANN-BRADLEY 668, anord, 
rarligr FRITZNER 3, 873, ddn. schwed. varlig, vorsichtig, be- 
tulsam, 
WÄHRLICH, adj. nur vereinzelt in verschiedenen bedeutungen 
‚orkommend. 
1) zu währen Il verbürgen gehört wol ein ällernhd. wehrlich 
las (wie währschaft) als ‘garantirt gut, tüchtig' zu nehmen sein 
vird? (der schreiner soll) zu seinemn handwerck mit einem 
‚orrath an geschnittenem, gutem, dürrem, wehrlichem zeug 
-. gefaszt seyn. würlemb. rev. bawordnung (1654) 167. 
2) zu währen III gewähren ist ein vereinzelles mhd. werlich 
der gewährung würdig‘ zu stellen: 
er dähte ‘nu ist der künec sat: 
des in diu künegin hiute bat, 
er beginnets uns nu lihte wern, 
ich wil genäde und helfe gern’... 
löspracher .. 
noch wert mich: ich pin werlich.‘ 
W., v. ESCHENBACH Willehalm 178, 29, 
3) zu währen IV dauern gehört äliernhd. wehrlich, das wie 
vährhaft ‘dauerhaft’ bedeutet (auch mnd, werlik SCBHILLER- 
937 
LÜBB' 
liche‘ 
kelch 
DIEFF 
hat w 
vorko 
lich 
zune) 
(Lute: 
W 
aufm 
mnd. 
ndl. 
Rıca 
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1) 
30 8 
ab. | 
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Alber! 
warl‘ 
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gelat‘ 
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urkur 
des 
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spiege 
mahı 
Jandı, 
W 
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1) 
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2) 
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unser 
sehe: 
139 
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