Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

943 WAHRNEHMEN 12. 
garde d quelque chose. RÄDLEIN 1026” (daneben: wahrnehmen, ge- 
wahr werden, s’apercevoir, s’aviser. ebenda); wahrnehmen oder 
warnehmen, mercken, anmercken, gewahr werden, fo observe, 
learn, note, perceive, mark, advert a thing; d consider of if. LudDwIG 
2369; wahrnehmen, beobachten, bemercken, in acht nehmen, 
waarneemen. KRAMER (1719) 259°; wahrnehmen, animadvertere, 
deprehendere, notare, observare, habere rationem. Kırsca 2, 377; die 
zeichen wahrnehmen, signa observare, wahrnehmen was Vor- 
gehet, animadvertere quae fiant. STEINBACH 2, 939; wahrnehmen, 
observare, animadvertere, sentire. FRISCH 2, 415°; wahrnehmen, 
gewahr werden, merken, observare, animadvertere, deprehendere, 
sentire, intelligere, nolare. NIEREMBERGER) Wwarnehmen, wahr- 
nehmen, apercevoir, remarquer, observer, noler. ROnDEAU. dar- 
nach tritt zuerst bei LuDwic die ällere bedeutung entschieden 
zurück, die deutsch-lateinischen wörterbücher geben zwar wahr- 
nehmen auch später mit durch “observare‘, scheinen aber dadurch, 
dasz sie dies mil verben wie ‘deprehendere, notare’ auf eine linte 
stellen, zu verraten, dasz die bedeutung ‘beobachten’ nicht mehr 
deutlich aufgefaszt wird. ADELUNG bemerkt dann ausdrück- 
lich, dasz die bedeutung “betrachten im hochdeulschen veraltet sei 
und Campe macht gleich bei der definition des wortes einen unler- 
schied zwischen wahrnehmen ‘mit den sinnen das, was von selbsi 
schon in dieselben fällt und von denselben erkannt werden kann, 
gleichsam wahr d.h. als wirklich nehmen, als wirklich empfin- 
den’ und beobachten ‘welches den begriff besonderer aufmerksam- 
keit noch hinzufügel'. — in der litteralur erscheint die ällere bedeu- 
lung bis ins 16. jh. häufig, während sie im 17. jh. schon selten wird; 
doch frilt sie auch jetzt noch gelegentlich in poelischer sprache auf. 
b) auf die ältere sprache beschränkt sich die bedeutung “etwas 
nit aufmerksamkeit betrachten, den blick auf etwas richten’: 
baz turnierte ritter nie: 
gi nämen al sin eines war: 
ar was der erste dar 
und der jungest von dan. 
Harıta, v. AUE Erec 2470; 
dö Sen min her Gäwän 
beidiu her unde dar, 
er nam des palases war, 
er sach an einer wende 
sine tür wit offen sten ... 
ar gienc zer kemenäten in. . 
W. v. EscHensacH Parzival 566, 4; 
daz dühte sie alle samt ein dinc 
grög unde wunderlich, 
der edelen riter jegelich 
ilte für den andern dar 
und nämen der geschihte war. nn 
WIRNT V. GRAVENBERG Wigalois 43,24 
dö warf Wolfdietrich den Ersten wurf dar; 
ar sach im zuo den ougen und nam sins fuozes war, 
ar warf im dag mezjgzer durch den fuoz hin dan, 
Wolfdietrich B 617,2‘ 
ich lob ir har gar wol gevarı 
ir claren 080n nimm ich war 
mit scharpfen lieben blikchen, 
HuGo v. MontFoRTt 21,9 Kummer; 
nun wie mag das gesein .. das du mich nit erkennen solt, 
du liebes weyb ob allen weyben, thu auf dein schöne euglein, 
sich mich ein wenig an, nym war deines meyster Riciardo, 
der dich also liebe hat. decameron 158, 38 Keller; ein gauckler 
‚. liesz sich aller oberst in der höhe uff dem thurn sehen, 
rust sich mit seinen flüglen yetz hindersich, yetz fürsich zü 
dem fliegen, macht damit, das alles volck mit aufgespertem 
maul in stetigs ansahe und des fliegens war name. FreEvY 
garlengesellschaft 28, 29 Bolte; der fürst aber, so nicht schlieff, 
sonder alles fleissig war name. J. WETzEL reise der söhne Gi- 
affers 126, 6 Fischer u. Bolle; mit dieser rede gieng das letzte 
zeiner (des gegeiszellen gefangenen) seele ausz ihm, also dasz 
kein zeichen einiger ungebärden an ihm gesehen ward. Wen- 
zesla nam sein fleissig wahr, meynete nicht, dasz ihm der 
j‚od so nahe gewesen wäre. BucHoLtz Herkules 1, 9°. 
auf etwas hinhören: 
sus kan Sirö6ne ertrenken 
swel ir stimme nement war, 
Reinfrit v. Braunschweig 22027; 
kert euch zu ihm, 0 lieben leut, 
deun es heisset noch ymmer heut, 
er ruffet euch noch ymmerdar, 
nur Cr seiner stimm eben war! 
M. Weıszge, Wackernagels kirchenlied 3,267, 9; 
rasender, a warum du Telemachos tod und verhängnis 
suchst, und die stimme verachtest der leidenden, deren ja 
| doch Zeus 
wahrnimmt? (oloı doa Zeds ucdprvpos.) 
. . Voss Odyssee 16,423. 
zn den leizten beiden stellen schon in übertragener bedeulung (e) 
WAHRNEHMEN 1 2. 
c) damit berührt sich die bedeutung ‘aufpassen’: 
mer wollen groisze freide thun kunt, 
dasz mer Jhesum gefangen hon .. 
nemmet sin alle ware, ir Juddekint, 
want sine sinne so leufftigk sint, 
dasz er uns icht entphare, 
8e wir des werden geware! . 
Alsfelder passionsspiel 3430 Grein. 
mit abhängigem satz: (der meister soll haben) den stül hündenan 
mn der kirchen nebent der türen, uf das er dartzü warneme 
ınd gesehen müge, das yegelicher tüge als er tün sol. Strasz- 
nurger zunflordnungen 53 Brucker; der zoller soll ouch am 
ritage, am samstage und an den merkettagen an das wasser 
ügen zü den merketschiffen und do warnemen, was do inne 
st... und dozü sol er ouch warnemen, wohin das getragen 
vurt. EHEBERG verfassungsgesch. d. st. Straszburg 1,406 (1. hälfte 
les 15. jahrh.). 
auf etwas wahrnehmen ist besonders im alemannischen üblich: 
leyssig auf ein ding warnemmen, animum advertere. MAALER 
84°; die ammeisters knechte oder die andern knechte, denen 
laruf empfolhen worden ist zü Iugen und warzünemen. Strasz- 
wrger zunflordnungen 512 Brucker. mil abhängigem salz: der 
<lingeler .. soll ouch altzit, so es ime die pflegere empfel- 
ıent, daruf lügen und warnemen, obe yemans unküscheit 
lete. 57; es söllent ouch alle meister und meisterin „. alzit 
laruf lügen und warnemen, daz yegelichs tüge das es tün 
zolle. 53; söllent die ungelter kein pfant noch wortzeichen 
7/on Nniemans nemen .. und söllent war daruff nemen, das 
zü güte gelt und guldin empfohent. EmEBERG verfassungsgesch. 
der st. Straszburg 1, 142 (1446); dasz der bruchverseher .., 
zolche ort ... zu besuchen und fleissig wahr darauf zu 
ı1ehmen, schuldig sein solle, die mängel und ausbruchungen 
anzuzeigen. Schlelistadter stadtrechte 2, 486 (copie eines 1608 ge- 
schriebenen eidbuches) Geny. in den letzten drei belegen ist schon 
die bedeutung “sorge wofür tragen’ (Il, 5) entwickelt. 
d) meistens verbindet sich mil ‘betrachten’ der nebensinn des 
innerlichen beobachtens, erwägens: 
x) dcheiner slahte grüene ist gar 
geliche der andern; nemt es war, FRrEIDANK 12,83 
des tages nim war: schint denn die sunne, 
das betütet vil frucht und alle wunne; 
regent es aber oder vellet ein snee, 
so swindet die frucht und geschicht ir we. 
K, DANGKROTZHEIM heil, namenbuch 59; 
do giengent die meister des nachtes dar 
und nament des gestirnes war 
und woltent daran schouwen, 
ob es das kint möcht frouwen 
noch lute der brieffe zü wallen. 
H. v. BöneL Dyocletianus 503 Keller; 
und sachent sin sternensecher und luogtent den hymel und 
ıament des gestirns war. volksbücher 16, 21 Bachmann u. Singer; 
euch stell’ ich eigens ihm zum gegner auf, 
setzt eure ruhe seiner hitz’ enıgegen, 
8rmüdet ihn, nehmt seiner blöszen wahr, 
UHLAND Ludwig d, RB. 3, 3. 
8) ist der arzt danne ein wiser meister, sö nimt er drier 
linge war an dem menschen, & dag er sich des siechen under- 
winde, BERTBOLD V. REGENSBURG 2, 46, 7; Sollichen gebrechen 
‚uerkennen, solt du dieser zeichen warnemen. Rırr thierbuch 
Alberti magni C3°; wo wir sollichs mitt fleysz horen und 
varnemen wurden, wir werden dar durch erlangen seligkeyt. 
JARTMUTE YV, CRONBERG schriften 50 Kück. 
y) es kann sich an den geneliv eine bestimmung anschlieszen ? 
zie ... hielten auch die gantze nacht gar güte wacht, deren 
felsen) warzunemmen, inen bey güter zeit zöweichen. Rau- 
WOLF raisz (1582) 13. namentilich ein abhängiger fragesatz: 
nu nam sy des vil eben war, 
war der man die slüssel tet. 
H. v. BönzgL Dyocletianus 1718 Keller; 
aemet war der lilien auff dem felde, wie sie wachsen, sie 
arbeiten nicht, so spinnen sie nicht. Luc. 12, 27 (ZAInER: 
mercket die liligen des ackers); uf dasz sine werk un- 
‚ermischet bliben und sin war mag genummen werden, was 
»der wie er handelt. ScHaDE saliren 3, 14, 2; die büchssen- 
neister und hackenschützen sollen ernstlich darzu gehalten 
werden, das sie oflt zu iren büchssen sehen und derselben 
varnemmen, ob nicht etwas mangel. FROnsPERGER kriegsbuch 
l, 154° (1573). 
Ö) häufiyer schliesst sich der fragesatz direkt an wahrneh- 
nen an; die gerne wolden nemen war, 
wie dä wurde gestriten. . 
HarTta. v. AUE Iwein 6898; 
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