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WALZEN
will nun jemand auff breitem fusz stehen und nicht hin
and her waltzen oder sich ein jeden wind weben und
regen lassen. MATHESIUS historie Christi 2 (1571), 122%.
8) hin und her flieszen, von wassermassen :
mit druckenden vlagen,
der wint sich uffez schif liez ...
lie walzenden unden
trugen sie so hohe enpor,
unz si allebendec quam hervor.
nassional 644, 30 Köpke;
alles ... kam am bord und schrie uns ein freudiges hurrah
entgegen, das sich mit dem heulen des windes und walzen
der wogen recht harmonisch machte. ZELTER an Göthe 354
(3, 144). mit richtungsbestimmungen: vil eyn grosser regen
umbe Salza .., das is sich also grosz yn der myle wegs
pobir den Ufhoufen yn dem grunde machte, das is wiltz
also eyn groszes husz adir eyn bergk uf Salza. J. ROTHE
düring. chron. 712; als ... die vom gebirge herabwaltzende
fluth 4 teiche abgerissen. CH. LEHMANN Oberertzgebirge
(1699) 66; das hochwasser kommt angewalzt (Leipzig).
auch von dingen, die im wasser bewegt werden:
duo wurfin sin ungetrüwe man
die kettinin in daz meri vram.
si quädin ‘obi du wollis sihen wunter,
30 walz iemir in demo grunte’.
Annolied 220 Rödiger;
duo sah (auf dem meere) der wunderliche man
ain tier vur sich gän ...
daz was ein gröz wunder;
vil dike walzit iz umbe, .
kaiserchronik 554 Schröder;
0 herri got, dein hilf tü senden
dem deinen christenlichen plüt,
das ijezo schwept in jamers flüt!
es walzt als so es wöll versinken,
D herr, nun lasz uns nit ertrinken!
LILIENCRON hist, volksl. 2, 126, 19 (1471);
da sie (die töpfe) nun walzten in dem bach.
WALDIS EKsopus 1, 96, 6.
von dingen im kochenden wasser: wie wirds euch dann
ankommen, im feuer ligen ... im feuer schwitzen, im
feuer waltzen, und sieden wie die arbes im topff. ABR.
A S. CLARA reimb dich (1702) 187 (lösch- Wienn).
ähnlich von dunstmassen :
ich prüsve, daz diu milde
3in kranz ıst rehter tugende gar ...
dem aryen ist si wilde,
3zi welzet vor im alse ein twalm.
H. v. MEISZEN sprüche 325, 7 Ettmüller ;
ez kümpt auch ze stunden, daz der vaizt dunst zesamen
zewalzen ist als ein kugel. K.v. MEGENBERG 78, 5.
y) in cirkulirender bewegung sein, von einem rad: was
von menschen händen gebauet, auf einem walzenden rade
liget, kan nicht bestehen: es mus über und über gehen
BUTSCHKY Pathmos 478;
swie diu schibe sinewel
beginnet walzen hin ze tal.
K. v. WÜRZBURG Pantalenn 1553
(zeitschr. f. d. alt. 6, 237);
xund ich in den vier schiben walzen,
die Ezechiel sach umbe gen,
sö müeste ich mich versten
vil wisheit, der ich niht enweiz.
kaeme ich mitten in ir kreiz,
die wil die schiben umbe liefen,
36 wolde ich mich darin versliefen.
LAMPRECHT vV. REGENSBURG tochter Syon 2691
Weinhold.
vom glücksrad und übertragen vom glück selbst:
ler saelden anegenge
delibet niht an einer stat,
j6 walzet ir gelückes rat
vil statecliche üf unde nider;
her unde hin, dan unde wider
loufet ez spät unde fruo.
K. v. WÜRZBURG froj. krieg 2350 Keller;
gelücke ist gar ein wildez 16z,
daz dicke walzet an und abe.
3ö maniger wenet, daz sich habe
heil unde sgelde z’ime geleit,
sö nähet im unsglikeit. 18401;
gelücke daz ist sinewel, ez welzet swar ez wil.
meisterlieder 139, 28 Bartsch ;
wie das spiel des kriegs sich end und wo hin das glück
mit sieg waltz. S. FRANCK kriegsbüchlin des friedes 88*;
weil uns zusetzet uberal
jammer, angst, forcht, schad und unfal,
so bey uns waltzet solch unglück
Heiden noch schwerer auf den rück ...
H. SACHS 20, 222, 12 Keller-Götze ;
WALZEN 1412
;o das waltzent glück umbschlegt. S. FRANCK kriegsbüchlin
les friedes 69*; ob das waltzendt glück
gim gleich bey-steht in allem stück.
H. SACHS 13, 527, 19 Keller-Götze (vgl. das
gedicht das waltzend glück 4, 157 Keller);
lann wie sich das aprillen wetter
erzeiget je lenger, je unstätter,
also das waltzend unstät glück
stöszt alles hinder sich zurück.
FRISCHLIN Wendelgard 1, 3.
von der himmlischen bahn der planeten und dem himmel
selbst: di begunden ouh chunden
von dem liechten sunnen,
wi er loufe in sinem circulo,
in zodiaco,
di twerehes umbe walzet,
HARTMANN vom glouven 383 v.d. Leyden;
und ir (der planeten) iegelih bisunder
walzet allumbe
unde muogz ir zit durh gän.
kaiserchronik 3548 Schröder ;
laz die siben stern (die planeten) von in selber walzend
sint in irn aigen himeln. K. v. MEGENBERG 68, 16; der
ärst und der obrist (himel) stät still und welzt nicht. ...
ler ander himel ... welzt in tag und in naht ... ains
mäls umb und umb daz ertreich. der dritt himel ...
welzt widerwarts von der sunnen underganch gegen der
sunnen aufganch. 55, 11. 18. 22; wie wol auch Nauclerus
ausz dem umblauff und waltzen des himmels etwa ein
zerendrung in landen geschehen acht, dasz etwa ein
ruchtpar landt unfruchtbar und wildt werde. S. FRANCK
‘eutscher nat. chron. (1539) 3°.
0) rollen, kollern, von rundlichen gegenständen, gern mit
richtungsbestimmungen: vil Römer haben dise zeit ein
zuldin kugel an dem himmel gesehen, und von dem
himmel bisz auff die erden waltzende lauffen. S. FRANCK
»hronica 74°; aber nit lang darnach waltzet die kugel des
zlücks umb. 244°; darumb so seind sie (die sterne) kugeln,
die da für und für waltzen und walend, wie sie von der
hand gottes geworffen werden. PARACELSUS op. (1590) 8, 193;
swä noch der apfel walzet hin,
er drajet nach dem stamme sin.
K. v. WÜRZBURG froj. kriey 632 Keller;
ich mit meiner hülff thet schaffen, das
ler apffel lauffen thet fürbasz.
dieweil er also gewaltzet hett,
er sie an dem lauff irren thet.
WICKRAM 8, 81, 1251 (met. 10, 667) Bolte;
“die gränze geht) vom Pognhorn über an daz Sontaghorn,
laselbs wie stain walzt und waszer rint, vom Sontaghorn
an in die Vischpachwandt, ösferr, weisth. 1, 243 (Salzburg)
‘vgl. walgen oben sp. 1232);
dasz er den groszen schweren stein,
der imer wider walzt herein,
30 oft den berk musz welzn hinan,
wie oft der rabwarts laufen kan.
SCHADE satıren 1,137, 395;
ayn waltzend steyn moset nicht. LUTHER bihel 1,606 Weim.
zusg. (randbem. zu sprüche 27, 8 in der Berliner handschr.
523/24); dasz der arıne münch uff einer seiten lage, die
‘üsse in die höhe, und sein schachtel uff der andern
seiten die staffeln hinunder waltzet bisz zur erden. P’u1l-
LANDER (Leyden 1646) 5, 43;
U heubt von sente Paulo
wilz in eine grube hin. passtonal 194, 84 Hahn;
wa ist mein fusz, wa meine stirn (sant der trunkene),
oh, mein kopff waltzet auil der erden.
WECKHERLIN 1, 517 Fischer,
auch von den herabrollenden thränen:
vil trahen haiz gesaltzen,
lie man uz augen waltzen
auh über röselohtiu vel. N
Joy. v, WÜRZBURG Whelm v. Österreich 5238
Kegel;
ir wangen bleich und sal
lie zeher wiltzen (var. walgeten) zu tal.
H. v. NEUSTADT gottes zukunft 3805 Singer.
wie rollen vom augapfel: petus (d. i. pactus ‘schielend”),
walzend augen. voc. opt. 41. (von HÖFLER krankheiten. 25*
falsch erklärt.)
„on ‘rollen’ aus erklären sich auch bildliche wendungen:
min muot ist niht sinwel,
von Criste ez niht welzit.
sin minne het versmelzit
mine liplichen vorhte.
Hugo vv. LANGENSTEIN Martina 165, 19: