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1557 WANDEL—WÄNDEL
oben auff machen will, wurde der so vil raumer SERLIUS
reglen der architectur (Antwerpen 1542) a 4%,
WANDEL, f., muhre. nach SCHMELLERS® 2, 940 (aus
SCHOTTKY bilder a. d. alpenwelt) am Ortler üblich, aber in
ScHÖPFS tirol. idiot. nicht verzeichnet. wahrscheinlich misz-
verständnisz eines wortes, das zu wand “fels, stein’ gehört.
WANDEL, n., in Österreich ein kleines wannenförmiges
blech, sowie darin gebackene kleine kuchen oder krapfen.
KLEIN prov. wb. 2, 226. CASTELLI 264. HÖFER 2, 269. LORITZA
140. eigentlich diminutiv zu wanne. in andern gegenden
wurde es nicht als solches empfunden und schwankt daher
im genug: alsdann bestreicht man den wandel allg.
küchenlexikon (Leipzig 1794) 2, 1358; in die hestrichene
wandel 1360; wandeln von butter, erbsen, mandeln, milch:
rahm, semmel uw. 8. w. 1858 f.
WANDEL, adj., veränderlich, mangelhaft. aus dem subst.
wandel entwickelt. nach dem vorgang des mnd. (myn
vader . .. reyneget alle dat wandel is quelle bei SCHIL-
LER-LÜBBEN 5, 586) und mndl. (QUDEMANS 7, 845) auch
in älteren md. quellen:
doch glück und schaden wird in einem nun entdecken,
wer fest, wer wandel sey. A. GRYPHIUS (1698) 2, 508:
die brücke ist der starcken strasze wegen offters wande]
worden KNAUTH altzellische chronik 5, 27. in dieser be:
deutung ‘schadhaft’ kennt auch ADELUNG das adj. noch
aus dem ‘churkreise’: die dächer werden wandel.
WANDEL WENTEL,f., wanze. alemannische kurzform,
auf wantlüs zurückgehend (mit verhärtung des d won
wand); noch jetzt wird in der Schweiz im inlaut t ge
sprochen, die schreibung ist früher meist wentel (wäntel),
nur im Elsasz, wo frühzeitig d mit t zusammenfällt,
schon im 16. jahrh. auch wendel (wändel): schweiz.
wäntele SEILER 809. HUNZIKER 286. GREYERZ 23. wentela
TOBLER 444, elsäss. (wo das wort unter dem einflusz der
diminutive auch n, ist) wendele MARTIN-LIENHART 2, 834.
wändel HALTER 192, väntl HENRY 286. schwäb. wentel f.
wentele n. SCHMELLER? 2, 962. andere kurzformen von
wandlaus sind das ndsächs. wandje SCHAMBACH 285 und
wanze, wanzke (s. d.) das wort wird seit dem 15. jahrh.
angeführt, und zwar in den alemann. wörterbüchern, doch
führen es auch einige andere lexikographen (zuletzt STIELER)
neben den synonymen an: cimer, wentel BRACK woe. rer.
(1487) g 2°; cimex, wentel DIEFENBACH gl. 119°, n0v. gl. 908;
wentel, wandlaus, cimex DASYPODIUS 4560; cimexr, wandt-
lausz, wentel, qualster, wantz ALBERUS X x 22; wentelen
(die), cimex MAALER 489°; cimer, ein wentel CALEPINUS
(1584) 219*; wentel, cimice HULSIUS 275; Cimex, wantlausz,
wentel GOoLIUS onom. 305; wentel, wantz CRUSIUS gramm.
lat. (1562) 8300; wentel v. wantz SCHOTTEL 1442; wanze,
wanzke, wentel et wandlaus, cimex STIELER 2430; auch
bei GUEINTZ d. sprachl. wentel oder wantz, cimex. in
der litteratur des 16. 17. jahrh. kommt das wort auch nur
im alemann. gebiet vor, auszerhalb desselben fallen abgesehen
von dem in Grenchen lebenden GRIMMELSHAUSEN nur FUCHS
und LEHMANN (Speyer, also dem Elsasz benachbart):
flüh ursachen der sünd, böse geselschafft, flüh das lotter-
beth. nit bysz also unentpfindlich, das du nit entpfindest
die wendelen, das ist die arbeitseligkeit, angst und not,
so die sünder teglich lyden KEISERSBERG bilg. 153°; soll
er den zü nacht schloffen an das bett gon und sicht
was an dem bett krücht, wentlen lüse und flöhe 206%;
so fürt man in (den pilger) ettwan in ein wüst ellendt
bett, das louft vol flöhe, lüsz und wentelen 213®; flöch,
leusz, meusz, und wänteln und ander unfasel has im
pfeffer D d3®; es seind hundsmucken kommen und went-
len NACHTIGALL psalter 270 bei SCHMIDT els. wb. 417;
die häringköpff ein zimliche zal an ein faden ge-
zogen, sol man legen under das bet in das strouw
oder loubsack, so vertreybt es die wentelen FORER
fischb. 6*; die glyssling ... sind gleich einer wän-
telen 197°; die flöh und wänteln zuvertreiben SgEBız
feldbau (1579) 243; wann einer überland zeucht und
kumpt an ein ort, da vil wäntlen seind, so setz er ein
geschirr voll kalts wassers under sein beth, so beschürt
in kein wentel und lassen in mit rugen schlafen HERR
feldbau 117°; scorpionen in Apulien, leusz in Ungarn,
wändeln zu Parisz, mästschwein in Pomern FISCHART
groszm. 656 Scheiblle; wendeln im bret (ein spiel) Garg. 262
WÄNDEL—WANDELARTIG 1558
neudr.; bey den Arabischen wird das thier igil genant,
las ist ein wantze oder wentel, die eine schwartze
haut hat THURNEISSER magna alchymia (Berl. 1588) 2, 27;
im summer im höw ligen, im winter uff eim strowsack
voll wentellen und lüsen, so ligend gmeinlich die armen
hirtlin TH. PLATTER 18 Boos; das best aber ist zibeta,
welches nit allein vor schaben praeservirt, sondern auch
Jasselbige mit sampt allen andern ungeziffer, flöh, leusz
und wäntlen, vertreibt und auszmustert PARACELSUS
. (1590) 6, 275; flöhe, fliegen, mücken, wendel, läusz und
mäusz machen mehr beschwernusz, als kein zam thier
LEHMAN 1, 462; die grösze oder breyte der fischlausz ist
wie eine grosze wendel oder wandlausz BALDNER fhier-
uch 164 Lauterborn ; stincken als die wendlen 165; da wisten
:heils (der Zigeuner) die wantzen oder wändel in ein ander
1ausz zu baunen Simpl. schriften 1, 194, 8 Kurz (vogelnest
2, 26); es stunden in derselben (kammer) 4 bettladen, der
"eyhen nach mit so vollen wäntelen oder wandläusen um-
krochen, dasz man von schwartzen dupffen, als dero ge-
ichmeisz, kaum das holtz ... darvon sehen konnt der
frantzösische kriegs-Simplicissimus (Freyburg 1682) 134;
flöh, wentlen und darzu lüsz.
schweiz, schausp. 2, 805, 4942;
Socrates. hola! Strepsiades herfür!
und bring dein bettlein auch mit dir.
Streps. ich kans vor den wendlen nit tragen.
FRÖREISEN nubes 966 Dähnhardt;
es ist ein fhier, das wentel heist,
welchs sich umb das gemawer fleist
zu wohnen. FucHS mückenkrieg 2, 827 Genthe.
ter Brandenburger COLER kennt die form wantel: cimi-
28, wanzen, wanzeln, wanteln oder wantläuse sind auch
sinem wirth böse gäste in den betten hausbuch (1640) 220.
zuch im 18, jahrh. wird das wort in encyklopädischen werken
neben den andern formen mit angeführt: die hausz-want-
zen oder wand-läuse, welche auch bett-wantzen, bett-
vändeler (für wändelen) heiszen ZEDLER 52, 2003; cimex,
lie wanze, wandlaus, .. an einigen orten wentel NEM-
NICH 2, 1041. selbst CAMPE kennt es als landschaftliches
wort. die schweizerische volkslitteratur gebraucht es noch:
ron der bäuerin erhielt ich .. das bett... mit dem be-
icheid, dasz das wiedergeben nicht pressiere; nur möchte
se nicht, dasz wäntelen hinein kämen GOTTHELF 2, 189
Vetter. in rvedensarten wie wanze: wenn das nüd gued
ör d’ wentela n’ ist, was tüfels ist denn gued? TOBLER 444;
ar ist so mager wie eine wentele ebenda; eim ge für d’
wendele ‘“%üchtig durchprügeln’, de het für d’ wendele
MARTIN-LIENHART 2, 8835.
die bedeutung ist gewöhnlich ‘“bettwanze', daneben auch
mauerwanze‘ (s. oben FUCHS); im elsäss. auch ‘schwarze
'ohannisbeere’ (s. wändelbeere und wanzenbeere; die bei
MARTIN-LIENHART a. @. 0. noch angegebene bedeutung
waldweg’ gehört wol zu wandeln ‘gehen”). das wort wird
wol auch wie wanze auf menschen übertragen: in Schwa-
ben nennt man kurze und dicke leute bantle”, wantle?
3UCK medicin. volksaberglaube aus Schwaben 12.
WÄNDEL, n. ein schlesisches wort, zu wandeln ‘gehen’:
las dach ladet nach der hofseite oft ziemlich weit aus
und bedeckt einen schmalen, etwas erhöhten, bisweilen
auch gemauerten, an der langseite des hauses sich hin-
iehenden streifen, das wändel, pflastergang, der auch
ın den stallungen sich fortsetzt und bei regenwetter
ınen trocknen verkehr mit denselben ermöglicht mitteil.
ler schles, ges. f. volkskunde 3, 37. ähnlich ‘beim frän-
tischen hause’ das wandele MEITZEN siedelung u. agrar-
vesen 3, 222,
WANDELACKER, m., veräuszerliches und (insbesondere
unter die erben) theilbares grundstück, im gegensatz zum
rjeschlossenen besitz; zu wandeln ‘vertauschen, veräuszern’
11 Ccy); auch walzende grundstücke (s. walzen sp. 1414)
1EILFRON lehrbuch des bürgerlichen rechts? 1, 288, wörter-
yuch der volkswirtschaft hg. v. ELSTER® 2, 1274.
WANDELALTAR, m. 1) auch flügelschrein, altarauf-
1atz mit mehr als zwei beweglichen, zu verwandlungen
lienenden flügeln MOTHES baulex.? 4, 333°, MÜLLER u,
MOTHBES archäol. wörterb. 976°,
2) tragbarer altar, reisealtar MOTHES a. a. 0.
WANDELAÄRTIG, adj., veränderlich, wandelbar: dasz
'olche unbeständigkeit (des meeres) aller menschen wesen
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