Full text: J. C. Nelkenbrecher's allgemeines Taschenbuch der Maaß- ,Gewichts- und Münzkunde

Berlin. 
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In enger Verbindung mit der Bank steht das Seehandlungs⸗ 
Institut oder 
Die General-Direktion der Seehandlungs-Societät. 
Diese Anstalt wurde im Jahre 1772 von Privatpersonen, 
jedoch unter Garantie des Stgates, errichtet, und ihre Verhält—⸗ 
nisse sind durch eine Königl. Kab. Ord. vom 17. Jan. 1820 im 
Folgenden genauer bestimmt worden. Die General-Direktion 
der Seehandlungs-Soeietät bildet ein für sich bestehendes un— 
abhängiges Geld- und Handlungs-Institut des Staates. Dem 
Chef, welcher zugleich Königlicher Kommissarius ist, ist die specielle 
Leitung der Geschäfte der Anstalt mit unumschränkter Vollmacht 
übertraägen. Diese Geschäfte erstrecken sich auf den Ankauf des 
überseeischen Salzes für Rechnung des Staates, die Einziehung 
der Salzdebits-Ueberschüsse für die betheiligten Kassen; auf den 
Chausseebau in der Monarchie, den sie zum Theil unmittelbar 
selbst ansführt, zum Theil durch ansehnliche Vorschüsse unterstützt, 
(weshalb sie auch im Jahre 1832 ein Prämiengeschaft von 12 
Mill. Thalern mit mehreren Handlungshäusern abgeschlossen, 
stehe preuß. Fonds-Course), ferner auf die Geld-Angelegenheiten 
des Staates im Auslande und selbst die im Inlande, bei denen 
eine kaufmännische Mitwirkung nicht füglich entbehrt werden 
kann. Ins Besondere ist dem Institute ein ausschließliches 
Recht auf die Besorgung aller derjenigen Geschäfte ertheilt, 
welche die Bezahlung der im Auslande kontrahirten Staats— 
schuld an Kapital und Zinsen für Rechnung der Haupt-Verwal⸗ 
tung der Staatsschulden, die Einziehung der für den Staat 
aus irgend einem Grunde im Auslande disponibel werdenden 
Gelder, und der Einkauf der demselben unentbehrlichen Pro⸗ 
dukte des Auslandes, zum Gegenstande haben. Außer den ge— 
nannten Geschäften befördert die Seehandlungs-Societät den 
Absatz inländischer Industrie, indem sie preußische Fabrikate 
für eigene Rechnung kauft, und nach entfernten Weltgegenden 
bersendet, zu welchem Behufe sie auch im Jahre 1824 ein 
Comptoir in Stettin etablirt hat. Sie hat, nach vielen vergeb⸗ 
lichen Versuchen, eine regelmäßige Dampfschifffahrt zwischen Ber— 
lin und Hamburg organisirt und hierdurch die so lang gewünschte 
Verbindung zwischen der Hauptstadt Preußens und dem ersten 
deutschen Seeplatze, hergestellt. Sie hat Königl. Leihämter ge⸗— 
gründet, die der unbemittelten Klasse zu ihrer Aushülfe weit 
solidere und billigere Quellen darbieten, als die bisherigen. Sie 
hält ferner Niederlagen sür unverkauft gebliebene Wolle und 
leistet den Wollproduzenten Vorschüsse darauf, damit sie im 
Stande sind den Verkauf abzuwarten. Auch nimmt sie Depo⸗ 
sitalgelder von 50, 100, 150, 200 u. s. w. gegen 33 pCt. jährli⸗
	        
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