Full text: Zur Frage über das Deutsche Maass

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ist durch diese Aenderung' also gewifs nicht eingeführt, und der 
Umstand, dafs die letzte Gröfse ungefähr den zehnmillionsten 
Theil des Meridian-Quadranten darstellt, ist auch in jeder Be- 
ziehung so gleichgültig, dafs dadurch kein Vorzug des neuen 
Maafses sich begründet. 
Der gröfste Mifsgriff in dem ganzen metrischen Systeme 
ist der Umstand, dafs man dasselbe auf die Toise von Peru 
(auch die Toise der Academie genannt) gegründet hat, die nach 
ihrer ganzen Einrichtung gar kein brauchbares Urmaafs sein 
kann. Sie besteht in einem prismatischen Eisenstabe von 74 
Pariser Zoll Länge, 18 Linien Breite und 3 Linien Dicke. Die 
Länge von 6 Fulß wird durch die Ränder von nahe quadrati- 
schen Ausschnitten, an den Enden des Stabes bezeichnet, sie 
gehört also zu den End - Maafsen, und man hat die beiden kur- 
zen Vorsprünge angebracht, um diejenigen Endflächen, welche 
die Länge der Toise bezeichnen, einigermaalsen vor Beschädi- 
gungen zu sichern. Sie wurde zu der Gradmessung benutzt, 
die Bouguer und Condamine im Jahre 1743 in der Nähe 
des Aequators ausführten, und -bei dieser Messung wurde ange- 
nommen, dafs sie bei 13 Grad Reaumur ihre wahre Länge hat. 
Bei der gleichzeitig unter dem nördlichen Wendekreise in Lapp- 
land durch Maupertuis bewirkten Gradmessung wurde eine 
andere Toise angewendet, die mit dieser nicht nur in der gan- 
zen Einrichtung übereinstimmte, sondern auch genau dieselbe 
Länge gehabt haben soll. Es war Absicht, beide nach Beendi- 
gung der Gradmessungen auf der Pariser Sternwarte niederzu- 
legen. Die zweite Toise versank jedoch, als sie zurückgeschickt 
wurde, im Bothnischen Meerbusen, indem das Schiff strandete. 
Sie wurde zwar wieder geborgen, auch nach der Sternwarte ge- 
bracht, man bemerkte aber, dafs auf den einen Rand, der die 
Länge der Toise begrenzen soll, ein Stück Eisen aufgesetzt ist. 
Dieses Etalon verdiente daher gar keine Berücksichtigung. Aufser- 
dem fanden sich noch einige andere Toisen vof, die einen ge- 
wissen Grad von Glaubwürdigkeit zu haben schienen, aber doch 
mehr oder weniger von der Toise von Peru abhängig waren, 
und defshalb unbeachtet blieben. Das Maafs, welches den 
Basis-Messungen bei der angeblich zur Auffindung des Meters 
ausgeführten geodätischen Operation zum Grunde lag, und 
worauf das ganze metrische System beruht, ist sonach diese 
Toise von Peru. Wenn aber wirklich die Auffindung des neuen
	        
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