Full text: Vollständige Darstellung des Maß- und Gewicht-Systems im Großherzogthum Hessen, nebst Anleitung zum Abgleichen und Stempeln der gesetzlichen Maße, Gewichte und Waagen, wie auch Vergleichung der vorzüglichsten Maße und Gewichte

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man gewöhnlich kleinerer Abtheilungen bedarf, als die von zehn zu 
zehn bilden, wo man sich mehr mit dem Messen und Wägen 
befaßt als mit dem Berechnen und wo man es überhaupt lieber mit 
dem schnelleren Kopfrechnen nach alter Gewohnheit zu thun hat, als 
mit Zifferrechnungen, taugt das Decimalsystem bei den Unterabthei⸗ 
lungen nichts. Aus diesem Grunde war auch die großherzoglich hessische 
Regierung besonders darauf bedacht, daß man Halbirungen für die 
unteren Abtheilungen anwenden könne, wie weiter unten näher aus— 
einandergesetzt werden wird, um nicht, wie bei dem Decimalsystem, 
einen so großen Sprung von je 10 zu 10 machen zu müssen; daß 
das Decimalsystem aber da beibehalten werde, wo es zweckmäßig ist, 
nämlich überall, wo nach größeren Maßeinheiten gezählt wird, und 
bei technischen Arbeiten. 
Die Zweckmäßigkeit und Selbstständigkeit des neuen Maß- und 
Gewichts⸗Systems des Großherzogthums Hessen zeigt sich vorzüglich 
bei der Feststellung der Meßwerkzeuge und Gewichte. Hier war man 
darauf bedacht, die oben angeführten zwei Hauptbedingungen eines 
wohlgeordneten Maß⸗- und Gewicht-Systems zu erfüllen und solche 
Unterabtheilungen zu machen, welche für das bürgerliche Leben und 
die Gewohnheit am schicklichsten sind. So nahm man bei dem Gewichte 
das Pfund als Einheit an. Das neue Hessische Pfund ist scharf 
markirt, es kommt 32 hessischen Cubikzollen Wasser oder 4 Kilogramm 
gleich. Es gewährt außerdem den Vortheil, daß es in allen 
Zollvereinstaaten Deutschlands dasjenige Gewicht ist, welches als 
Gewichtseinheit angenommen wurde, und daß seine Berechnung 
abwärts nach Loth *) und Quentchen leicht zu machen ist, ohne daß 
Bruchrechnungen vorkommen. Im gewöhnlichen Verkehr fühlt man 
auch überhaupt kein großes Bedürfniß nach größeren Einheiten. Nir— 
gends kommen wohl größere Summen vor als in Geldrechnungen 
und dennoch bedient man sich hierbei keiner sehr bedeutend große Ein— 
heiten. Thaler, Gulden, Franken ꝛc. werden hier als genügend 
angesehen und nach Louisd'or und Friedrichsd'or wird selten Rechnung 
geführt. Bei dem Kaffeehandel wird das Buch gewöhnlich in Pfunden 
geführt. In Berlin, München, Wien ꝛec. ist es gebräuchlich, das 
—— 
*) Das neue Hessische Pfund wird im taͤglichen Verkehr in 32 Loth, 128 Quent⸗ 
chen ꝛc. eingetheilt. Zu wissenschaftlichen Arbeiten und zu genaueren 
Untersuchungen, als die Gewichtsvergleichungen erfordern, ist jedoch diese 
Eintheilungsart nicht genuͤgend, und es wird deswegen bei dergleichen Arbei— 
ten das Loth in 10,000 gleiche Theile getheilt.
	        
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