Full text: Theorie und Berechnung von Motor-Luftschiffen

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Freiballon weiter, bis das Terrain für die Landung günstig erscheint. 
Ss kann aber auch der Maschinendefekt mit dem weiteren Umstand 
verknüpft sein, daß das Schiff infolge Ballastmangels nicht mehr hoch- 
zehalten werden kann. Solange die Maschinen laufen, ist das Nicht- 
vorhandensein von Ballast noch kein Grund zur Landung, da ein 
Lenkbarer sich durch mechanische Mittel auf Kosten einer nur ge- 
ringen Verminderung der Fahrgeschwindigkeit dauernd in einer Höhe 
zu halten vermag, in der er schwerer ist, als die von ihm verdrängte 
Luft, abgesehen davon, daß durch den mit der Fahrt verbundenen 
Benzinverbrauch eine ununterbrochene Entlastung des Schiffes er- 
folgt. Tritt nun das oben erwähnte Unglück des Mangels an Ballast 
zu der Maschinenhavarie hinzu, so liegt die Wahl des Landungsplatzes 
nicht mehr in der Hand des Führers. Das Schiff geht mehr oder 
weniger schnell zur Erde und wird dann vom Winde mit großer Kraft 
zeschleift. Die Landung erfordert dann größte Umsicht und Ruhe 
des Führers. Diese Figenschaften nützen aber nicht mehr viel bei 
einer 30 bis 40 Meter langen Gondelkonstruktion, die mit unwider- 
stehlicher Wucht über die Hindernisse der Erde gerissen wird. Die 
Bewerkstelligung der Landung erfolgt dann durch Aufreißen der Hülle 
ınd damit einer schnellen Entleerung des Wasserstoffinhaltes. Das 
Aufreißen geschieht durch Abziehen eines 5 bis 8 Meter langen, zirka 
10 cm breiten Stoffstreifens, der am höchsten Punkte oder an der 
Seite des Ballonkörpers aufgeklebt und genäht ist, und dessen eines 
Ende durch ein Seil, die Reißleine, mit dem Führerstand der Gondel 
verbunden ist. Durch das Abreißen dieses Stoffstreifens, Reißbahn 
genannt, das so schnell wie möglich erfolgen muß, wird die Hülle 
weiter nicht beschädigt, sie wird verpackt und erhält für die nächste 
Fahrt eine neue Reißbahn aufgeklebt. Sitzt die Reißbahn auf dem 
Rücken des Ballons, was an sich am günstigsten ist, weil oben das 
Gas am schnellsten abfließt, so muß die Reißleine durch das Innere 
des Gasraumes und dann durch die Bauchfläche des Ballons mittels 
Gummistopfbüchse hindurchgeführt werden. Große Schiffe hesitzen 
zwei oder mehr Reißbahnen. 
Ich halte eine an der Seite des Ballons angeordnete Reißbalın 
für empfehlenswerter, da man einerseits die Reißbahn vor der Fahrt 
ohne weiteres im Auge hat und eine eventuelle Unklarheit sofort be- 
merkt, und andererseits das unangenehme Durchführen der Reißleine 
durch den Gasraum umgehen kann. 
Beidieser Gelegenheit möchte ich bemerken, 
daß man alles Leinenwerk im Innern des Ballons 
zo weit wie irgend möglich vermeiden soll, da es
	        
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