14. Die Seitensteuerung.
Die Seitensteuerung bei Luftschiffen erfolgt am ‚einfachsten,
ebenso wie bei den Seeschiffen, mit Hilfe einer vertikalen Ruderfläche,
die um eine senkrechte Achse drehbar gelagert und möglichst weit
vom Schwerpunkt des Schiffes angeordnet ist. Man unterscheidet
Bug- und Hecksteuer, je nach der Lage der Ruderfläche.
Zur Anwendung gelangt fast ausschließlich das letztere, da es
den Vorzug der Stabilität besitzt, indem das umgelegte Ruder von
selbst in die Mittelschiffslage zurückkehrt, sobald der Druck am
Steuerrad aufhört, im Gegensatz zum Bugsteuer, bei welchem der
Winddruck den Ruderausschlag immer mehr zu vergrößern sucht.
3in Bugsteuer ist also stets labil, und wird daher nur verwendet,
wenn besondere Gründe dazu zwingen.
Für die Berechnung der Ruderfläche dagegen ist es gleich-
zültig, ob es sich um Bug- oder Hecksteuerung handelt. ‚
Die Kombination von beiden Steuerungsarten schließlich wird
man zur Anwendung bringen müssen, wenn die erforderliche Ruder-
Jäche so groß ausfällt, daß die Konzentrierung derselben an einem
Ende des Schiffes, trotz einer Unterteilung der Gesamtfläche in zwei
oder mehrere Einzelruder, Dimensionen derselben bedingt, deren
konstruktive Ausführung unangenehm wäre.
In diesem Falle würde man eine Verteilung der gesamten
Yuderfläche auf beide Enden des Schiffes vornehmen.
Der Berechnung der Steuerungsanlage liegt die von dem Luift-
schiffe verlangte Wendefähigkeit zugrunde. Das Maß der Wende-
fähigkeit oder Wendigkeit des Schiffes ist offenbar gegeben
durchden Radius deskleinsten Kreises, den das Fahr-
zeug mit Hilfe seiner Seitensteuerung gerade noch zu beschreiben
vermag. Dieser Radius heißt im Seeschiffsbau der Drehkreis-
radius, eine Bezeichnung, die wir ebenfalls dafür wählen wollen.