Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

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Mörtel. 
Zementes herbei, ohne daß, wie eben gesagt, falsche Mengenverhältnisse bei der Herstellung die Ur- 
sache der Mißstände zu sein brauchen: Die Herstellung des Zementes erfolgt noch auf rein empi- 
rischem Wege, „dem als gut erkannten Rezepte nach‘, die Art des Brandes, der Mahlung und Mi- 
schung, die Natur des Mörtelwassers, späterer Einwirkungen, Frost und Hitze während der Mörtel- 
bereitung u. v. andere Umstände können von nachhaltigem Einflusse auf die Haltbarkeit der Bau- 
werke sein. Demzufolge enthält ein Zementlaboratorium auch zahlreiche Spezialappara te, die 
zur vergleichenden Bestimmung der einzelnen Größen als: Bindezeit, Raumbeständigkeit, Zug- 
und Druckfestigkeit usw. der Mörtel und Mörtelkörper dienen,aus welchen Ergebnissen man. im 
Vergleich mit den Kennzeichen eines erfahrungsgemäß guten Zementes auf die Güte des be- 
treffenden Fabrikates schließt. Ein deutscher Vereinszementmörtel aus 1:3 Sand mit 0,7% Sieb- 
rückstand (s. 0.) soll nach 28 Tagen in Wasser und Luft die Zug- bzw. Druckfestigkeit von 44 bzw. 
432 kg aufweisen. 
Man verwendet den Portlandzement als Baumaterial (s. Kunststeine, Beton) und, was in den 
vorliegenden Abschnitt gehört, als Mörtel. Der Sandzusatz beträgt für Luftbauten 3 oder 6 Tl. 
{auf 1 T1. Zement) nebst %—1 TI. Ätzkalk, so daß ein luftmörtelartiges Material mit hydraulischen 
Eigenschaften („verlängerter Mörtel‘‘) entsteht. Für Wasserbauten werden zur Erzielung beson- 
derer Festigkeiten gleiche Teile (die beste, auch die teuerste Mischung) oder 2 Tl. Sand mit 1 TI. 
Zement gemischt, Zuschläge anderer Art soll die Mischung nicht erhalten. Das reine, salzarme Mörtel - 
wasser soll nur in der eben zur Teigbildung nötigen Menge beigefügt werden, zuviel Wasser „ersäuft““ 
jen Zement, d. h. er bleibt im Extrem pulvrig und es lösen sich Ätzkalk und Silicate auf, die beim 
Erhärten der richtigen Mischung in anderer Zusammensetzung eine dichte schützende Kruste un- 
‚öslicher Salze, Carbonate und Silicate bilden. Je zusammenhängender und dichter sie ist, umsoweniger 
vermag kohlensäurehaltiges, saures oder alkalisches Wasser den erhärteten Mörtel bzw. Baukörper 
anzugreifen. Festes Stampfen und Dichten der Massen bildet auch den besten Schutz gegen die 
zersetzende Wirkung des Seewassers, dessen Chloride aus porösen Zementmörteln Kalk heraus- 
lösen, der durch Magnesia ersetzt wird, während gleichzeitig unter dem Einflusse von SO,-ionen 
Kalktonerdesulfat entsteht, das mürbe, bald abfallende Krusten bildet. Am besten bewährt haben 
sich im Meerwasser die langsam bindenden kieselsäurereichen, tonerdearmen Mischungen mit wenig 
Sand, die man zur Herstellung von erst nach einiger Lagerung in die See zu versenkenden Blöcken 
verwendet. Erwähnt sei noch, daß Zemente für tropisches Klima viel Kieselsäure und wenig Tonerde 
anthalten und etwa die Zusammensetzung zeigen sollen: 23 Kieselsäure, 6 Tonerde, 64 Kalk und 
2 Magnesia. 
Schlackenzementmörtel. 
Eine wichtige Mörtelkategorie ist schließlich auch von den Hochofenschlacken aus zu- 
gänglich, die in Deutschland alljährlich in der Menge von 2—4 Mill. t.anfallen. Die Hochofen- 
schlacken, und nur diese (die schlackigen Produkte anderer Hüttenprozesse kommen überhaupt 
nicht in Frage), gleichen der Art der Bestandteile nach dem Portlandzement, differieren jedoch von 
ihm in der quantitativen Zusammensetzung z. Tl. recht erheblich. Die durchschnittlichen Mengen 
der vorhandenen Verbindungen sind etwa: 40% CaO, 35% SiO, und 14% Al.O; + Fe,O,, die Schlacken 
des grauen Gießereieisens sind dagegen wesentlich basischer und enthalten 45, in einzelnen Fällen 
52% CaO einschließlich der Magnesia, die in den Schlackenzementen dem Kalk gleichgesetzt werden 
kann, während sie im Portlandzement schädlich wirkt. Eine derartige Schlacke hat jedoch, auch 
wenn sie sich in der Zusammensetzung dem Portlandzement sehr nähert, nur dann hydraulische 
Eigenschaften, wenn sie schnell glasig erstarrt, was man in der Technik dadurch bewirkt, daß man 
die glutflüssig abgestochene Schlacke mit Luft oder Dampf zerstäubt, oder besser noch sie in fließendem 
Wasser abschreckt. Die so granulierte, vorsichtig (um ihre Struktur nicht zu zerstören) getrocknete 
Masse gibt mit etwa 30% Kalkhydrat äußerst fein vermahlen den Schlackenpuzzolanzement, 
der einen ausgezeichneten, namentlich für Bauten im feuchten Erdboden geeigneten Mörtel liefert. 
Auch das Mahlgemisch dieser Schlacken mit, je nach ihrer Reaktionsfähigkeit also. nach ihrem Reich- 
tum an Kalk und Tonerde, 20— 30% Portlandzement und (der Norm nach) höchstens 5% Gips, der sog. 
Hochofenzement ist für Spezialzwecke, besonders wenn der Mörtel Salzlösungen, z. B. dem Meer- 
wasser Stand halten soll, sehr geeignet. Ein drittes Produkt, der „Eisenportlandzement“, ein 
Sinterungserzeugnis (s. Zement), ist unvermischt dem Portlandzement völlig gleichwertig, denn, die 
hochbasische Gießereieisenschlacke ist in diesem Falle nur Ersatz für die Tonsubstanz in der Roh- 
zementmischung und es ist darum auch gleichgiltig, ob sie abgeschreckt wurde oder langsam erstarrte, 
da sie ihre hydraulischen Eigenschaften doch erst durch den Brand erhält. Ein Unterschied zwischen 
den beiden Fabrikaten besteht nur insofern, als der Eisenportlandzement, erzeugt aus Schlacke und 
Kalksubstanz statt aus kieselsäurereichem Ton und Kalksubstanz nicht rein, sondern vermahlen 
mit 80% granuliertem Schlackenmehl in den Handel kommt und darum nicht den Namen Portland- 
zement führen darf. Mörtel aus diesem Eisenportlandzement sind jenem aus Portlandzement völlig 
gleichwertig, sie sind sogar beständiger gegen Seewasser und andere Salzlösungen. . 
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