Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

Salzburger. Vitriol— Salzsäure. 1043 
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Salzburger Vitriol: Kupferverbindungen, 
Salze: Unter Wasseraustritt entstehende Umsetzungs-, häufig zugleich Neutralisations- 
produkte von Säuren und Basen. Salze sind in wäßriger Lösung weitgehend dissoziiert (s. d.), 
die Ionen- (s. d.)-lösungen leiten daher den elektrischen Strom (s. Elektrolyse). Es gibt neutrale 
(NaCl), sauere (nur ein Teil der Säure-H-atome. durch Metall ersetzt) und basische (nur ein Teil der 
Basen-OH -reste: durch Säurereste ersetzt) Salze, z. B. NaHSO,, Na-bisulfat, bzw. BiOCl Wismut- 
axychlorid; ferner Misch- und Doppelsalze, die ersteren z. B. die natürlichen Silicate, Feldspat 
KANSi,O,), die letzteren z. B. viele Kalisalze, wie Carnallit, KC1.MgCl,.6aq. . 
Salzfarben: Substantive Baumwollfarbstoffe. 
Salzgärten: Abdampfen; Salz. . 
Salzgesteine: Kalisalze. . 
Salzkottener Kanister: Explosionssichere Gefäße. 
Salzkupfererz: Atacamit. 
Salzsäure: Chlorwasserstoffsäure, Acidum hydrochloricum oder muriaticum, HCI, findet sich 
in der Natur in vulkanischen Gasen oder Dämpfen, die das umliegende Gestein zersetzen, ferner in 
der Menge von 0,3% im Magensaft; sie leitet daselbst im Verein mit Pepsin und sauren Phosphaten 
die Verdauung ein und schützt den Organismus vor Infektion durch mit der Nahrung aufgenommene 
Keime. — Chlorwasserstoff bildet sich durch direkte Vereinigung der Elemente und im direkten 
Sonnen- oder im aktinischen Lichte z. B. brennenden Magnesiums unter heftiger Explosion (Chlor- 
knallgas), so daß die technischen Verfahren, die zur Herstellung der Säure auf diesem synthetischen 
Wege dienen und z..T. ausgeführt werden, in erster Linie dahin zu wirken haben, daß die Vereinigung 
der Elemente ruhig und gefahrlos vor sich gehe. Man erreicht dies durch Entzündung der getrennt 
im richtigen molekularen Verhältnis zugeführten Gase an ihrer Vereinigungsstelle in einer Kammer 
aus der der gebildete reine Chlorwasserstoff direkt zur Absorption (s. u.) gelangt oder dadurch, daß 
man die Vereinigung der Gase auf großen Oberflächen, z. B. in gekörnter Holzkohle, bewirkt, mit der 
man einen Reaktionsturm füllt ‚in den die Gase an verschiedenen Stellen eintreten. Statt des Wasser- 
stoffgases kann man auch Kohlenhydrate, Cellulose, insbesondere Torf mit dem überaus reaktions- 
'ähigen Chlor in Wechselwirkung bringen oder mit seiner Hilfe durch glühenden Koks streichenden 
Wasserdampf zerlegen und so Salzsäure erzeugen, doch sind diese an sich guten Verfahren, von den 
beiden erstgenannten, die ausgeführt werden, abgesehen, technisch bedeutungslos, da im Kochsalz 
3in unerschöpfliches, billiges Rohmaterial vorliegt, dessen Umsetzung mit Schwefelsäure oder 
schwefliger Säure gleichzeitig zum Natriumsulfat, einem nicht minder als die Salzsäure wichtigen 
.ndustriellen Erzeugnis führt. Die Chlorwasserstoffbildung bei der Chlorierung organischer Stoffe 
ist demnach technisch nie Selbstzweck, wohl wird die Salzsäure aber bei vielen Chlorierungen, so 
des Benzols oder bei Oxydationen (Campher aus Isoborneol) als sehr reines Nebenprodukt gewonnen, 
Technische Gewinnung des Gases. Die großtechnische Herstellung der Salzsäure aus Kochsalz läuft 
parallel mit jener des Sulfates, so daß die beiden Stoffe vereint zur Abhandlung kommen müssen. Nach 
lem ersten Teil des alten Leblanc-Sodaprozesses bringt man Steinsalz (trocken, rein, muß zerkleinert 
werden), See- oder Siedesalz (beide mit etwa 5% Wasser, weniger rein) mit Schwefelsäure (Gloversäure 
von 58—62%) zur Reaktion. Schon in der Kälte beginnend, schnell beim Erhitzen entsteht Bisulfat 
ınd 1 Mol. Salzsäure: NaCl + H2SO, = NaHSO, + HCl. Man vollzieht diese Umsetzung in guß- 
eisernen Schalen (Eisen, reich an gebundenem C, arm an Si und Graphit) von etwa 3 m Durchmesser, 
50 cm Tiefe und 18—20.cm Bodendicke, die offen oder als Muffeln ausgebildet sind, im letzteren 
Falle eine gewölbte Decke aus säurefesten Steinen tragen, in die das Abzugrohr für die entweichende 
Salzsäure eingebaut ist. Nach dem Entweichen dieses „Pfannensäuregases‘‘ (70% der Gesamtmenge 
des Prozesses und ihr wertvollerer Teil) schafft man mittels bis zu 5 m langer eiserner Geräte das 
durchgerührte, heiße, jedoch noch schöpf- und schiebbare Bisulfat-Salzgemisch durch einen mit Schieber 
verschließbaren Gang, nach dessen Öffnung in einen mit dem Schalenherd verbundenen Ofenraum, 
der aus einer langgestreckten aus säurefesten Steinen gebauten Muffel besteht. In ihr vollzieht sich 
bei heller Rotglut, die jedoch nicht bis zum Schmelzen der ständig durchkrückten und mittels der 
eisernen Scharrgeräte gerührten Salzmasse führen darf (etwa 780°), der zweite Teil des Prozesses: 
NaHSO, + NaCl = Na,SO, + HCl. Das „Muffelsäuregas‘ hat im Mittel nur 2% HCl] gegenüber 
21,4% des Pfannengases (Betriebsresultat aus 2 Öfen mit 1 und mit 2 Pfannen); nach seiner Ver- 
lüchtigung durch ein im oberen Teile der Muffel eingebautes Abzugsrohr wird das in der Hitze gelbe, 
nach dem Erkalten weiße, neutrale Natriumsulfat in gut schließbare Karren abgezogen. Der ganze 
Prozeß gehört, trotz des mit Vorteil angewendeten Prinzips der Erzeugung von Überdruck in der 
Feuerung (Verhinderung des Säuregasaustrittes aus der Muffel), wegen der beim Beschicken und 
Ziehen nicht vermeidbaren Verbreitung von Säuredämpfen im Arbeitsraum, zu den unangenehmsten 
der chemischen Großindustrie, die durch die Arbeit des Krückens sehr angestrengte, mit Respiratoren 
ausgerüstete Mannschaft daher auch zur ersten bestbezahlten Arbeiterkategorie; die Apparatur hat 
ferner nur bei genauer Überwachung des Betriebes, insbesondere der Temperaturen, die für die wirt-
	        
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