Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

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Salzsäure. 
meneren Cellarıustourils, die in Kühlwasserbehältern stehen, wird den Gasen eine größere Ober- 
fläche des absorbierenden Wassers. geboten. Der Schaffnersche Turm ist mit Hartkoksstücken 
gefüllt und wird mit Wasser berieselt; die Restgase treten von unten ein. Die hier erhaltene sehr 
schwache Säure geht, ebenso wie dünne andere Säuren, die man konzentrieren will, den Tourilweg, 
wobei Membran- oder Steinzeug-, auch. Hartgummipumpen, gegebenenfalls dickwandige Zwischen- 
verteiler aus Steinzeug für Druck- und Saugluftbetrieb, die Beförderung der verschiedengrädigen 
Säuren besorgen. Zur Stapelung gelangen sie in Tonreservoire oder in die genannten Druckbirnen, 
aus denen sie in Glasballons oder Eisenbahntonkrüge abgefüllt werden. 
Die Verunreinigungen der aus den Öfen tretenden Gase gehen, auch wenn man trockene 
Kokstürme als Filter zwischen jene und die Absorption einschaltet, teilweise doch in die Salzsäure, 
so daß man häufig die ersten Kondensate getrennt von der Hauptmenge ableitet. Aber auch dann 
enthält das Handelsprodukt noch Schwefelsäure und Eisensalze, vor allem aber Arsen, als Trichlorid, 
das man mit Hilfe von Jodiden oder Jodwasserstoffsäure in Form von unlöslichem Arsentrijodid 
beseitigen kann, das jedoch technisch ausschließlich durch Schütteln der Salzsäure mit Mineral- 
ölen entfernt wird. Sie nehmen in der Kälte das gesamte Arsen auf und geben es beim Waschen mit 
Wasser wieder ab. Schwefelsäure wird mit Bariumchlorid ausgefällt; chemisch rein gewinnt man die 
Salzsäure durch Austreiben des trockenen Gases durch Erhitzen oder durch Destillation mit Schwefel- 
säure aus Platingefäßen. 
Eigenschaflen und Verwendung. Der Chlorwasserstoff ist ein farbloses, erstickend wirkendes 
giftiges Gas (0,004% verhindern das Atmen), von hoher Beständigkeit, mit Sauerstoff nicht verbrenn- 
bar, wohl aber bei Gegenwart von Kupferoxyd zu Chlor oxydierbar (Deaconproceß). Raucht an 
der Luft, mit ihrer Feuchtigkeit Nebel bildend, 1 Vol. TI. Wasser löst bei Lufttemperatur unter 
starker Wärmeentwicklung etwa 450 Tl. HCl-gas und bildet mit ihm die konzentrierte wässrige 
Handelslösung von 38% HCl und dem spez. Gew. 1,19. Bei 15% gesättigte Säure enthält 43% HCI 
und hat das spez. Gew. 1,207. Beide verlieren beim Durchleiten trockener Luft an Stärke und stellen 
sich auf 25% HCl ein. Beim Erhitzen der konz. Säure des Handels geht zunächst nur Chlorwasserstoff 
ab, bis eine 20 proz. Säure entsteht, die man auch beim Eindampfen verdünnter Lösungen erhält. 
Sie siedet konstant bei 110° unter 760 mm Druck, entspricht dem Hydrat HC1.8aq. — In Salzsäure 
lösen sich außer den Edelmetallen, Quecksilber und Kupfer (letzteres nur bei Luftzutritt) alle 
Metalle, in der Hitze auch Blei, und ihre und der eben genannten Metalle Oxyde, höhere Metall- 
oxyde zerlegen die Salzsäure und Chlor wird frei. Das Gas greift dagegen auch bei höherer Tempe- 
ratur Eisen nicht an, woraus sich die 20- und mehrjährige Haltbarkeit der Hargreaves-Apparatur 
(s. 0.) erklärt. Drei (nach anderen Angaben 4 bis 6) Tl. konz. Salzsäure und 1 Tl. konz. Salpeter- 
säure geben Königswasser, aqua regis, das Gold auflöst, da die Salzsäure nach der Gleichung 
HNO, + 3HCl = NOCI + Cl; + 2H,0 oxydiert wird und das gebildete Chlor mit dem Nitrosylchlorid 
die Lösung des Metalles bewirkt. 
Die Verwendung der Salzsäure, dieser in Zeiten großer Nachfrage nach Sulfat im Überfluß 
vorhandenen billigsten Mineralsäure ist so umfassend, daß die bloße Aufzählung der Industrien allein 
die ganze chemische Technik umfassen würde. Hervorgehoben seien als Hauptverbraucher die: In, 
dustrien: Teerfarbstoffe, Mineralfarben, Metallurgie, Metallbearbeitung (Ätzen, Beizen, Dekapieren)- 
Chlorkalk, Knochenextraktion zur Leimbereitung, Kohlensäure, Chloride, Chlorat, Chlorkalk, Super- 
phosphat, Carbonisierung, Anilinsalz u. V. a. 
Folgende Tabelle von Lunge und Marchlewski unterrichtet über das spez. Gew. von Salz- 
säuren verschiedener Konzentration: . 
z100 Gew.-T. entsprechen bei chemisch 
reiner Säure % 
Vol. x ; 
Gew. 8 , 
bei 3 7 
5° S L 
wet 
Aufl." & 1 
Ry © 
‚1 enthält kg . 
Säure von 
HCI | 189 1 199° | 208 | 219 229 
Be Be Be Be Be 
18 
HCI gräd, 
Säure 
19 20 
gräd. | gräd, 
Säure Säure 
21 | 31 
gräd. gräd. 
Säure ı Säure 
1,005 0, 
1,010 1,4 
1,045] 2,1 
1,020 | 2,7 
1,025] 3,“ 
1,030! 4 
1,085, £ 
1,040 54 
1,045] 6,01 
2,41 
3,1° 
4,1? 
5,15 
6,15 
7,15 
8,16 | 
9.16] 
‚08 
7,60 
11,08 
14,67 
18,30 
21,85 
25,40 
28,99 
32,55! 
3,5: 
7,44 
10,41 
13,79 
17,19 
20,53 
23,87 
27,24 
30.58 
3,58 5,47 
6,66 6,36 
9,71 9,27 
12,86 12,27 
16,04 15,30 
19,16 18,27 
22,27 21,25 
25,42 | 24,25 
28.53 | 2722 
3,2: 0,012 0,04: 0,039| 0,036 0,034| 0,033 
6,04 0,022 | 0,077 0,072 0,067 0,065 0,061 
8,81 0,032 |0,113 0,106| 0,099! 0,094 | 0,089 
11,67 ZA 0,141 | 0,131 | 0,125 | 0,119 
14,55 0,053 | 0,188! 0,176| 0,164 | 0,157 | 0,149 
17,38, 0,064, 0,225 0,212| 0,197| 0,188 | 0,179 
20,20 0,074 |0,263| 0,247| 0,231 | 0,220 | 0,209 
23,06 | 0,085 | 0,302 | 0,283] 0,264 | 0,252 | 0,240 
25,88 | 0,096 | 0,340 | 0,320 1.0,298 | 0.284 | 0,270 
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