Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

1084 Schwefelharnstoff— Schwefelkohlenstoff. 
Man färbt in Wannen, deren Montierungsstücke kein Kupfer oder Messing enthalten dürfen, 
und ebenso auch in mechanischen Apparaten (s. Färbereimaschinen) aus Eisen oder Nickelin, da 
Kupfer durch die Schwefelalkalilösung stark angegriffen und das Bad durch die Schwefelkupfer- 
verbindungen verunreinigt wird. Sonst werden die üblichen maschinellen Einrichtungen verwandt; 
gewisse sehr leicht oxydable blaue Schwefelfarbstoffe müssen im Unterflottenjigger, also unter Ver- 
meidung des Luftzutrittes zur Ware vor beendigtem Färbeprozeß gefärbt werden. Zur Erhöhung 
der Echtheit der Töne behandelt man die Färbungen mit schwach essigsaurer Kupfervitriol-Nickel- 
sulfat- (für eiserne Apparate) oder Bichromatlösung nach, auch Persalzbäder verbessern die Nuancen, 
Zur Vertiefung der Schwarztöne sind Seifen- oder Ölemulsionsbäder im Gebrauch, zur Verhinderung 
der Faserschwächung, hervorgerufen z.B. durch die sauer gefärbte Wolle in Halbwollgeweben, 
gibt man ein letztes Acetatbad. Wolle wird für sich allein kaum mit Schwefelfarbstoffen gefärbt, 
da es genügend Wollfarbstoffe gibt, und weil alle Vorkehrungen, die man trifft, um der Wollfaser 
größere Beständigkeit gegen die schwefelalkalische Farbflotte zu verleihen (vgl. Lange, Die Schwefel- 
farbstoffe usw., Leipzig 1924), nur bedingten Wert haben. Wohl aber haben die Schwefelfarbstoffe 
für die Halbwollfärberei Bedeutung erlangt. — Über Schwefelfarbstoffnamen s. Teerfarbstoffe 13; 
s. a. Zeugdruck. 
Schwefelfarbstoffe : 
J.R. Geigy A.-G., Basel u. Grenzach (s. auch Anzeige im Anhang). 
Einrichtungen für die Trocknung: 
Emil Paßburg, Maschinenfabrik, Berlin NW 23 (s. auch Anzeige im Anhang). 
Schwefelharnstoff: Thiocarbamid. 
Schwefelkalium : Kaliumverbindungen. 
Schwefelkies : Eisenkies. 
Schwefelkohlenstoff, . Kohlenstoffdisulfid (Carboneum sulfuratum), CS,: Wird durch Über- 
leiten von Schwefeldampf über Buchenholzkohle oder Koks bei Kirschrotglut (5—900°), nicht 
wesentlich höher oder tiefer (im Interesse der Ausbeute) dargestellt: C + 2S = C8S,. Ein mo- 
derner Apparat besteht nicht wie früher aus zahlreichen kleinen, sondern aus einer großen Schamotte- 
retorte, in der die vorgetrocknete Kohle im Generatorgasstrom zur Glut erhitzt wird, während man 
von unten den in einer vorgelagerten Kammer erzeugten Schwefeldampf zuleitet. Der gebildete 
Schwefelkohlenstoffdampf wird vom Flugstaub gereinigt, in einem Röhrenkühlersystem verdichtet 
und gelangt aus den Kühlervorlagen in die wegen der hohen Feuergefährlichkeit des Produktes 
völlig abgetrennte Raffinationsanlage. Wegen der Gefahr der leichten Entzündbarkeit des Schwefel- 
kohlenstoffes füllt man in einer neuen Bauart den ganzen Erzeugungsapparat mit Kohlensäure, 
die gleichzeitig die Schwefelbilanz des Verfahrens dadurch verbessert, daß der stets gleichzeitig 
gebildete Schwefelwasserstoff gespalten wird (CO, + H,S = S + CO + H,O), so daß kein 
Schwefel verloren geht. Beim Arbeiten ohne Kohlensäure verbrennt man den Schwefelwasserstoff 
mit wenig Luft zu Schwefel (s. d.) oder mit Luftüberschuß zu Schwefeldioxyd (s. d.). Die wegen 
des in der Kohle vorhandenen Luftsauerstoffes bei hoher Temperatur vor sich gehende Bildung 
eines zweiten Nebenproduktes, des Kohlenoxysulfides, läßt sich vermeiden, wenn man jene 
Bildungstemperatur des Schwefelkohlenstoffes von 8—900° nicht überschreitet. — In Amerika 
arbeitet man, zwar nur an einer Stelle, dort jedoch mit einer Tagesproduktion von 5—11 t im elek- 
trischen Schachtofen von Taylor. Der feuerfest ausgemauerte, mit Kohle gefüllte Schacht 
ist von Ringkanälen umgeben, die den stetig nachzufüllenden Schwefel enthalten und in der Sohle 
des Ofens mit dem Schacht in Verbindung stehen. Dort sind auch 4 Kohleelektroden isoliert und 
verschiebbar angeordnet, zwischen denen durch Vermittlung von ebenfalls nachzufüllenden 
Bogenlampenstümpfen (die zugleich die Elektroden schützen) bei Stromschluß der Flammbogen ent- 
steht. Im Betrieb schmilzt der allmählich nachsinkende Schwefel, wird in der Bogenzone ver- 
dampft und im Kohlenschacht in Schwefelkohlenstoff übergeführt, der den Ofen durch ein oberes 
Ansatzrohr verläßt, von wo er zur Kondensation geleitet wird. Die Regulierung des Prozesses 
erfolgt nicht nur durch die verschiebbaren Elektroden und das aufgeschüttete Widerstands- 
material, sondern auch durch den nichtleitenden Schwefel, der bei größerer Hitze in größeren 
Mengen schmilzt, als Flüssigkeit den Herd und auch aufsteigend die Elektroden bedeckt, so 
daß der Strom größeren Widerstand findet und die Temperatur sinkt. 
Eine Quelle für Schwefelkohlenstoff bildet auch das Leuchtgas, dem er meist entzogen 
wird, um ihn umzuwandeln und zu entfernen (s.d.), doch versuchte man, ihn auch in Substanz nutz- 
bar zu machen und zwar durch Einleiten des Gases in eine Alkalicellulosemasse und dadurch Bindung 
zu Cellulosexanthogenat (s. Viskose). Das Verfahren könnte für Länder mit schwefelreichen Kohlen, 
vor allem England, Bedeutung erlangen. 
Der nach einem der genannten Verfahren erhaltene Rohschwefelkohlenstoff enthält 5—10% 
Schwefel, Schwefelwasserstoff und übelriechende geschwefelte organische Verbindungen, die man 
dem Produkt sämtlich durch Schütteln mit Kalkwasser und Destillation über einem reinen Pflanzen- 
fett entzieht. Für technische Zwecke genügt dieser Reinheitsgrad, für solche der Schädlings-
	        
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