Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

1118 Senfgas— Serum. 
Sardellen, Salz, Zucker usw.) und vermahlt auf Naßmahlgängen zu feinerem oder gröberem „„Mostrich“, 
Er verdankt Geruch und Geschmack den in ihm bzw. den Senfsamen (in diesen glucosidisch ge- 
bunden) enthaltenen Senfölen (s. d.). 
Senigas: Dichloräthylsulfid, Kampfgas des Krieges (s. d.). 
Senföle: Das ätherische Senföl, Oleum sinapis (s. Riechstoffe und Riechstoffbestandteile) 
wird aus den durch Pressung der Samen des schwarzen Senfs (Crucifere, Brassica nigra Koch: in 
Europa und Asien, Brassica juncea: in Indien, Nordamerika, ) vom fetten Senföl befreiten Rück- 
ständen, durch Dampfdestillation der fermentierten Masse gewonnen. Das ätherische Senföl findet 
sich im schwarzen Senf nicht frei, sondern in Form des glykosidähnlichen myronsauren Kalis 
(Sinigrin), aus dem es durch Einwirkung des Ferments Myrosin abgespalten wird: 
CnH „KNO‚;S, = C,H..0s + KHSO, + C,H,.N=C=S, 
Myronsaures Kali Traubenzucker Kaliumbisulfat Allylsenföl 
Ebenso erfolgt die Spaltung des im weißen Senf enthaltenen „Sinalbins‘“ in Traubenzucker, p- Oxy- 
tolylsenföl und Sinapinsulfat. Zur technischen Gewinnung der ätherischen Senföle, die in den Samen 
in der Menge von 0,8—1,9% enthalten sind, wird der betreffende Preßkuchen gemahlen, mit Wasser 
zu einem dünnen Brei angerührt, in einem dicht verschlossenen Gefäß 6—12 Stunden der Gärung 
überlassen; dann verdünnt man und destilliert schnell mit Dampf. Das Öl wird vom Wasser in einem 
Scheidetrichter getrennt und über Calciumchlorid entwässert. Gelbliche, sehr scharf riechende 
Flüssigkeit; spez. Gew. (bei 15°) 1,02—1,032; S. p. 148—156°. — Synthetisch gewinnt man das Allyl- 
senföl durch Einwirkung von Kaliumrhodanid auf Allyljodid oder Allylschwefelsäure. Das natür- 
liche Senföl enthält mindestens 94% Allylisothiocyanat neben Propenylisothiocyanat; es wird mit 
künstlichem Senföl oder CS, verfälscht, dient zur Gewürzextraktfabrikation und in der Medizin. 
Das bei der Pressung der Samen erhaltene fette Senföl (s.Senf) bildet ein gelbliches bis bräun- 
liches Öl vom spez. Gew. (bei 15°) 0,916, wird bei — 5° talgartig, bleibt aber bis — 15° fließend. Ver- 
seifungszahl 173— 178. Es wird in der Seifenfabrikation, als Brennöl und Schmiermittel verwendet, 
Senföle: 
J. D. Riedel A.-G., Berlin-Britz. 
Senkwagen: Aräometer. 
Sensibilisatoren: Photographie II, 1. ; 
Sensibilität: Explosivstoffe. ; 
Sensitometer: Photographie II, 1. 
Sentopon: Ein Opiumpräparat, das die Gesamtalkaloide des Opiums als Chloride enthalten 
Der Morphingehalt wurde zu 33,2%, der an Nebenalkaloiden zu 25,3% ermittelt. 
Separatoren: Molkenprodukte. 
Sepia (Sepiabraun; braune Tusche): Aus dem Tintenbeutel des Tintenfisches (Sepia) ge- 
wonnener Farbstoff. Man löst den Inhalt der Beutel in Natronlauge und fällt die filtrierte Lösung 
mit Säure; der ausgewaschene braune Niederschlag wird, mit Gummilösung gemischt, zu Täfelchen 
geformt. Die Sepia ist eine Aquarellfarbe; zählt zu den lichtechtesten braunen Farbkörpern, den 
man häufig mit Krapplack schönt. Vn 
Septan: Flüssiges Formaldehyd-Desinfektionsmittel, das man in 0,5—5proz. Lösung anwendet. 
Serge: Gewebe. 
Sericin: Seiden; gibt hydrolytisch gespalten die Aminosäure Serin (s. Eiweiß). 5.a. 
Bastseife. 
Sericose: Acetylcellulose; Zeugdruck. 
Sernamby: Kautschuk. 
Serpek-Prozeß : Aluminiumverbindungen, 
Serpentin: Gesteinbildendes Mineral, wasserhaltiges Magnesiumsilicat Mg;Si,.0,.2 ag, 
dient in schönen, grün geaderten Stücken bildhauerischen Zwecken, seiner Feuerbeständigkeit wegen 
(im gebrannten Zustande) zur Ofenausmauerung und Bereitung feuerfester Mörtel. Spez. Gew, 2,6 
Härte 3—4,. S.a. Asbest. 
Serum: Gelbliche, sonst klare Flüssigkeit, die z. B. aus dem fasrigen Gerinnsel (Fibrin, Blut- 
kuchen) austritt, das sich bildet, wenn das Blut die Körpergefäße verlassen hat. Die Abscheidung 
des Fibrins aus dem Blute kann man durch Schlagen mit dem Schaumbesen wirksam unterstützen. 
Bei der Blutgerinnung spielt die Temperatur und die Anwesenheit von Fremdstoffen eine bedeutende 
Rolle. Ebenso wie das Blutserum den Träger des roten Blutkörperchen darstellt, spricht man 
auch vom Lymph- und Eiterserum, in denen die Lymph- bzw. Eiterkörperchen schwimmen, ferner 
vom Milchserum (S. lactis), d.s. die Molken (s. d.), vom Fett und Casein befreite Milchflüssigkeit, 
unterschieden als Serum lactis dulce, wenn der Käsestoff mit Lab, und Serum lactis aciıdum, wenn er 
mit Säure ausgefällt wurde (s. Casein). Die Pharmacie kennt weiter noch 8. 1. aluminatum (Alaun als 
Fällungsmittel), S.1. tammarindinatum (Tammarindenextrakt zur Fällung des Caseins verwandt) usw. 
— Das Blutserum der Warmblüter spielt eine bedeutende Rolle als Träger der in ihm durch Impfung 
mit allmählich gesteigerten Bakteriengiftmengen gezüchteten Antitoxine in der Industrie der,,Heilsera“. 
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