Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

1136 Sodablau— Sodacaustifizierung. 
MV. 
prozeß, der damals im Vergleich zum Solvayverfahren nur den Nachteil des etwa dreifachen Kohlen- 
verbrauches hatte, der bei Solvay etwa dem Sodagewicht entspricht. 
Die Aufarbeitung der Laugen erfolgt in bis zu 40 m hohen Kolonnen, die aus zwei etwa 
gleich hohen aufeinandergesetzten Türmen bestehen, auf deren oberem sich ein kürzerer Kühlerkopf 
mit Röhrenkühler befindet. Unter ihm fließt die Ammoniaklauge in den obersten Teil der dampf- 
geheizten Destillierkolonne durch ein von den aufsteigenden Dämpfen erhitztes Schlangenrohr 
auf die Teller des Turmes und gibt hier herabrieselnd das ganze ungebundene Ammoniak der 
flüchtigen Ammonsalze nebst der Kohlensäure ab. In der Mitte des Turmes trifft sie mit der be- 
rechneten Kalkmilchmenge im Gleichstrom auf die Teller der unteren Kolonne, entläßt auf ihrem 
Wege das gesamte gebundene Ammoniak und verläßt den Apparat völlig ammoniakfrei als kalk- 
und kochsalzhaltige Calciumchloridlösung, die nach ihrer Klärung in die Flüsse entlassen wird. 
Das nach oben abziehende Ammoniak geht mit der Kohlensäure und dem Wasserdampf durch den 
mit 60— 70° warmem Wasser gespeisten (um Verstopfungen mit Ammoncarbonat zu verhüten, s. 0.) 
Röhrenkühler des Kolonnenkopfes, gibt hier einen großen Teil des Dampfes als Wasser ab und geht 
direkt in die Sole, um seinen Kreislauf von vorn zu beginnen. 
Handelsmarken. Außer der wasserfreien calcinierten Soda wird auch die sog. Kristallsoda, 
Na,CO,.10 aq, erzeugt, die 63% Wasser enthält, daher nicht auf große Entfernungen verfrachtbar, 
in den Haushaltungen jedoch als ‚„„Waschsoda‘‘ beliebter ist, als das trockene Pulver, sich auch 
leichter als dieses in Wasser löst. Man erhält die großen, an der Luft verwitternden Kristalle durch 
Kochen von nicht ganz vollwertigem Bicarbonat mit Zusatz von ÄAtzkalk und 1—2% Na-sulfat 
(zur Erzielung harter Kristalle) und der nötigen Wassermenge bis zur Lösung; man filtriert oder 
dekantiert heiß und läßt die Lauge zur Kristallisation langsam abkühlen. Kocht man ohne Ätz- 
kalkzusatz, so resultiert beim Auskristallisieren „„Trona“* (s. o. und Natriumbicarbonat). Aus der In- 
dustrie der Waschpulver sind auch noch andere Soda-Handels- oder Verbrauchssorten hervor- 
gegangen, so z. B. ein kleinkristallinisches Sodapulver, das man erhält, wenn man calc. Soda 
mit 70% 80—90° warmem Wasser zum Teig verknetet, der schließlich beim Erkalten zu einem 
Haufwerk kleiner trockener Kristalle erstarrt. Oder man kühlt konzentrierte Sodalösung in rost- 
freien Apparaten unter ständigem Rühren auf 16—17° ab und schleudert den entstandenen Brei 
kleiner Kristalle (Feinsoda). — Kristallsoda mit 5-—7aq wird ähnlich durch Rühren einer 
heißen Sodalösung von bestimmter Konzentration bis zur Abkühlung auf 32— 35° und Abschleudern 
der bis dahin ausgefallenen Kristallmasse erzeugt. Um andererseits Soda in Form fester Kuchen 
zu gewinnen, trägt man calc. Handelsware schnell unter ständigem Rühren in kaltes Wasser ein, 
so daß nicht völlige Lösung eintritt, und gießt die milchige Masse in Formen, in denen sie erstarrt 
und herausgeschlagen werden kann. Eine andere Form calc. Soda gewinnt man schließlich nach 
einem neuen Verfahren durch Hindurchführen von Kristallsoda durch heiße Räume, in denen 
die Kristalle zerspringen, so daß ein feines Kristalltrümmermehl resultiert. — Blockkristall- 
soda wird durch hydraulisches Pressen eines teigigen, aus lauwarmer Sodalösung ausgefallenen 
Kristallbreies unter dem Mindestdruck von 200 Atm. hergestellt. 
Bezüglich einiger Abänderungen des Ammoniaksodaprozesses und anderer Verfahren und 
Vorschläge zur Herstellung von Soda aus Kryolith, Schwefelnatrium, Glaubersalz und anderen 
Ausgangsmaterialien sei auf Lunges Handbuch der Sodaindustrie verwiesen, — Die Eigenschaften, 
Handelsüsancen und sonstige Angaben finden sich im Abschnitt Natriumverbindungen: Natrium- 
carbonat. 
Soda: Ä 
Hugo Fürst & Co., Berlin O0 17, Mühlenstr. 72. | J. D. Riedel A.-G., Berlin-Britz, 
Soda, calc.: 
Rhenania-Kunheim Verein chem. Fabriken A.-G., Berlin NW 7. 
Soda, chemisch rein: ; 
Leonhardt & Martini, Chem. Fabrik A.-G., Hannover, Hinüberstr. 18. 
Soda, kaust.: 
Rhenania-Kunheim Verein chem, Fabriken A.-G,, Berlin NW 7. 
Soda, krist.: 
Rhenania-Kunheim Verein chem. Fabriken A,-G., Berlin NW 7. 
Sodaverdampfapparate: 
Friedrich Heckmann, Masch.-Fabrik, Berlin SO 16 (s. auch Anzeige im Anhang). 
Einrichtungen für Sodafabriken: 
Rud. Timm, Dipl.-Ing., Dresden-A., Albrechtstr. 1/D (s. Anzeige vor dem Text). 
Einrichtungen für Sodafabrikation: 
Wegelin & Hübner, Maschinenfabrik, A.-G., Halle a. 8. (s. auch Anzeige im Anhang). 
Trocknungsanlagen für Soda: 
Willy Salge & Co., Techn. Gesellschaft m. b. H., Berlin W 8 (s. auch Anzeige im Anhang). 
Sodablau: Ultramarin, bei dessen Herstellung man das Sulfat gegen Soda ersetzt. Es ist 
widerstandsfähiger gegen schwach sauer reagierende Stoffe als Sulfatultramarin. 
Sodacaustifizierung: Umsetzung von Soda mit Ätzkalk zu Na-hydroxyd, Na,CO, + Ca(OH); 
= 2NaOH + CaCO. — Die Arbeits- sowie die rote Mutterlauge der Leblancsoda werden so gut 
Na 
in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.