1180 —Steinkohlenteerfarbstoff-Ausgangs- und Zwischenprodukte.
Benzylchlorid vorwiegend o- und p- (V), kaum m-Nitrobenzylchlorid, Benzaldehyd und Benzoe-
säure geben hingegen in größter Menge (70 %) m- (VI), 25 % o- und 5 % p-Nitroverbindung,
CH, CH; CH; CH; CH,Cl CH,Cl CHO COOH
(NO, (NO. NO NO 0 (NO, Q
2 / L NO, \ NO,
II III IV Vi
Naphthalin liefert bei der Nitrierung leicht, und zwar fast ausschließlich 1-Nitronaphthalin (I),
das weiter nitriert etwa 66 % 1, 8- und 33 % 1, 5-Dinitronaphthalin (II) gibt. Das letztere läßt
sich in konz. schwefelsaurer Lösung mit Schwefelsesquioxyd S,O, in 1, 2-Dioxynaphtho-5, 8-chinon
(IT1), den Beizenfarbstoff Alizarinschwarz [so genannt wegen seiner dem Alizarinrot (IV) ähnlichen
Konstitution, s. Teerfarbstoffe 10] überführen:
OH © OH
OH 1 (XYXy» IV
; 1
Das auf Grund verschiedener Löslichkeiten in organischen Lösungsmitteln leicht vom 1, 5-Dinitro-
naphthalin trennbare 1, 8-Isomere gibt durch Reduktion und Sulfurierung 1, 8-Naphthylendiamin-
4A-sulfosäure (I), die mittels der Sulfitreaktion (Behandlung einer Aminoverbindung mit Bisulfit
R.NH, + NaHSO, = NH; + R.0.SO,Na, Schwefligsäureester, der mit Alkali in Phenolalkali
R.O.Na und Sulfit zerfällt: Umwandlung von Aminen in Phenole und umgekehrt) in die 1,8, 5-Amino-
naphtholsulfosäure (II) überführbar ist. Sie ist ebenso wie die ähnlich erhaltbare 1, 8, 4-Periamino-
naphtholsulfosäure (auch wie die H- und K-Säure) wichtig als Disazokomponente für schwarze Woll-
azofarbstoffe (s. Teerfarbstoffe 3). Das 1, 8-Naphthylendiamin gibt ferner mit Phosgen oder Essig-
säure die in neuerer Zeit zur Darstellung von Indophenolen und Küpenfarbstoffen vorgeschlagenen
2yclischen Harnstoffe, die „Perimidine‘‘ (III)
HN
NH,
Ä/
SO.H
14
a
NH,
ııl
11
IH a
<> NHx 1 NH ;
»CO CO
SS? + SS)
HG
111
Die Nitrogruppe läßt sich unter bestimmten Arbeitsbedingungen ähnlich wie Halogen gegen
andere Reste austauschen. So erfolgt z. B. ihr Ersatz gegen die Sulfogruppe mit Hilfe von Sul-
fiten häufig in der Anthrachinonreihe, wo auch der Austausch von -NO, gegen -NH,, -NH.C,H;
u. a. mit Hilfe von Ammoniak, Basen oder alkoholischen Lösungen der Basen leicht bewirkt werden
kann. Ersetzt man die Basen gegen alkoholisches Alkali, so erfolgt in Einzelfällen auch Ersatz der
—-NO,-gruppe gegen -OH. Wichtiger ist die Tatsache, daß man. wegen der lockernden Wirkung,
die die -NO,-gruppe auf Kernwasserstoffatome ausübt, bei Gegenwart von Oxydationsmitteln, z. B.
in Dinitrophenol, leicht eine -OH-gruppe einführen, ja sogar gleichzeitig Nitrierung und Hydroxy-
lierung von Kohlenwasserstoffen bewirken kann, wenn man bei Gegenwart von Quecksilber nitriert.
Die weitaus wichtigste Verwendung der Nitroverbindungen beruht jedoch auf der leichten Redu-
zierbarkeit der -NO,- zur -NH,-gruppe, zur Herstellung von aromatischen Aminen (Anilin)
aus Nitroverbindungen (Nitrobenzol). Siehe 5.
3. Nitrosierung.
Salpetrige Säure wirkt auf aromatische Stoffe nur dann in Art der Salpetersäure,
R.H + HNO, = R.NO + H,O, wenn bereits salzbildende Gruppen im Mol, vorhanden sind.
Phenol gibt so mit aus Na-nitrit und Säure gebildeter salpetriger Säure das für die Bildung
von Schwefel- und Küpenfarbstoffen wichtige Nitrosophenol, ebenso entstehen aus 1-Naphthol
eine 2- und eine 4-Nitrosoverbindung, während 2-Naphthol nur 1-Nitroso-2-naphthol liefert. Die
Konstitution der Nitrosophenolkörper ist chinoid
NOH X
' =NOH
) ( A
Ä
und dementsprechend besitzen diese Körper Farbstoffcharakter (s. Teerfarbstoffe A) wie die Ni-
trosonaphtholsulfosäuren, Nitrosodioxynaphthalin, Dinitroresorecin u. a.