Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

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Wachse. 
Bienenwachs. Drüsensekret der auf der ganzen Erde verbreiteten Honigbienenarten, durch 
deren Zucht alljährlich erntemäßig ein trotzdem stets teueres Rohprodukt anfällt. Es gelangt un- 
vermischt auch für rituelle Zwecke (Wachskerzen) nicht mehr zur Anwendung und wird vielfach 
verfälscht, meist mit Ceresin, aus dem man künstliche Waben anfertigt, um sie den Bienen zur 
Arbeitserleichterung in die Stöcke zu stellen. Das nach dem Abschleudern des Honigs hinterbleibende 
unverfälschte Wabenmaterial wird mit Wasser ausgekocht, geschmolzen filtriert und in Form dünner 
auf Spezialmaschinen hergestellter Bänder im Sonnenlicht gebleicht. Diese, besonders in der Lüne- 
burger Heide, überhaupt in Europa geübte Methode ist allen chemischen Bleichverfahren mit Chlor, 
Chromsäure und anderen Mitteln vorzuziehen, die jedoch bei manchen Sorten angewandt werden 
müssen, die durch die Naturbleiche nicht genügend entfärbt werden können (ausländischer Wachs 
aus Mittel- und Südamerika, Kleinasien, Afrika). Oder man erhitzt das Wachs mit 10% Bleich- 
erde auf 130°, filtriert und entzieht der Erde die Wachsreste durch Extraktion mit Tetra oder 
Schwefelkohlenstoff; auch Wasserstoffsuperoxyd wurde als Wachsbleichmittel vorgeschlagen, 
Wildbienen- und Hummelwachs ist überhaupt nicht bleichbar, auch nicht mit Bleicherden, 
die bei Fetten und Ölen so sicher zum Ziele führen; solche Wachssorten werden häufig gefärbt 
'Curcuma, Teerfarbstoffe). 
Das Wachs indischer und ostasiatischer Bienenarten (Riesenhonigbiene, stachellose 
Trigonen, Meliponen), auch der Hummeln, kommt nur in geringen wechselnden Mengen auf den 
Markt, da die Arten wild leben, meist nur einwabige Häuser bauen und das Material durch die pri- 
mitive Verarbeitung meist verdorben wird; auch unterscheiden sich diese Wachse z. Fl. recht we- 
sentlich von dem Produkt der Honigbiene (Apis mellifica). So ist der Hauptbestandteil der ostindi- 
schen Gheddawachses Cerylalkohol, während Bienenwachs vorwiegend Myricylalkohol und freie 
Cerotinsäure enthält. 
Reines Bienenwachs ist weiß, geruch-, geschmacklos, durchscheinend, ungebleicht leicht 
knetbar ohne zu kleben, schmiegsam, gebleicht härter und spröder, erweicht bei Körpertemperatur, 
ist in Wasser und kaltem Alkohol unlöslich, in heißem Sprit und den meisten organischen Lösungs- 
mitteln in der Wärme leicht löslich, durch alkoholische Kalilauge leicht verseifbar, schmilzt als 
Bleichware des Handels unter Wasser bei 64%. Bienenwachs, das, wie erwähnt, meist schon Ver- 
fälscht in den Handel kommt (die Analysen der Wachsarten geben, wenn Gemische vorliegen, recht 
unzuverlässige Ergebnisse) dient, weiter gemischt, den verschiedenartigsten Zwecken (s. Schluß 
dieses Abschnittes), in erster Linie heute noch zur Fabrikation der Kerzen (s. d.) und Wachsstöcke 
meist zusammen mit Carnaubawachs, das das Weichwerden und Umfallen der Lichte verhindert, 
wenn sie in den Tropen verwendet werden sollen oder z. B. in Kronleuchtern der Wärme benachbart 
brennender Kerzen ausgesetzt sind. 
Insektenwachs. Als chinesisches Insekten- und Schellackwachs das Ausscheidungsprodukt 
von Schildläusen. Das erstere, durch Auskochen der Zweige gewonnen, auf denen sich die auf Li- 
gusterarten gezüchteten, auf den Holzölbaum übertragenen Larven unter Ausscheidung dicker 
Wachsschichten verpuppen, ist walratähnlich, körnig, hart, schmilzt erst bei 82— 84°, ist in Alkohol 
und Äther schwer, in heißem Chloroform und chlorierten Kohlenwasserstoffen leicht löslich und 
dient als Härtungsmittel für andere Wachsarten. Schellackwachs, ein Nebenprodukt des 
Stocklackes (s. Schellack), in ihm in der Menge von etwa 5 % enthalten und durch seine schwere 
Alkohollöslichkeit vom Harz leicht trennbar, wäre wegen seines Gehaltes von 50% und mehr My- 
ricylalkohol (s.o.) eine der wertvollsten Wachsarten, doch stehen nur die sehr geringen Mengen zur 
Verfügung, die von den Schellackfabriken geliefert werden, Das Schellackwachs des Handels ist 
daher nie rein, oft sogar ein Kunstprodukt, das man z. B. durch Verschmelzen von 30 Paraffin, 
10 Harz, 2 Ozokerit und je 5 Montan-, Carnauba- und raff. Montanwachs erhält. 
Carnauba- und Candelillawachs, die beiden typischen Pflanzenwachse, werden durch Aus- 
kochen der Teile einer mit dem Carnaubawachs überzogenen brasilianischen Fächerpalme bzw. 
einer binsenartigen Euphorbiacee Mexikos (Candelillawachs) gewonnen. Das erstere dient wie das 
Chinawachs wegen seines hohen Schmelzpunktes (s. Tabelle) als Härtungsmittel, das Candelilla- 
wachs in der Lack-, Schuhereme- und Isoliermaterial-Fabrikation. 
Andere in großer Zahl bekannte und untersuchte Pflanzenwachsarten kommen für die 
Technik nicht in Betracht, die vorstehend beschriebenen, in handelbaren Mengen vorhandenen 
Wachse sind jedoch sehr wertvolle und relativ teuere Naturprodukte, die seit jeher durch Ver- 
schmelzen billiger Stoffe, namentlich mineralischer Art (s. Ozokerit, Ceresin), besonders des 
spröden Montanwachses (s. d.) mit weich machenden oder sonst verbessernden Zusätzen nachge- 
ahmt, in neuerer Zeit auch künstlich hergestellt werden, ähnlich wie man Kunstharze gewinnt. So 
erhält man z. B. durch Kondensation von Phenol mit Furfurol oder durch Chlorierung und nach- 
folgende Oxydation hochmolekularer aliphatischer Kohlenwasserstoffe, auch durch Naphthalin- 
chlorierung usw. wachsartige Körper, die z. T. für Spezialzwecke ebensogut verwendbar sind 
wie die Naturwachse. 
Die Anwendungsgebiete der Wachssorten reichen in alle Zweige der chemischen Technik
	        
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