Full text: Der Marineoffizier

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wird ausgebessert. Regelmäßig tritt abends die Musik an und spielt 
etwas vor. Sie besteht aus Freiwilligen. Die Leistungen sind noch 
mangelhaft, mit vielen Wiederholungen. Aber sie wirkt dennoch er— 
heiternd, wenn eine muntere Weise erschallt, dann ist Sturm und 
Wogendrang der letzten Zeit vergessen. 
Eines Morgens um halb 3 Uhr kommt an Backbord voraus 
eine niedrighängende Wolke in Sicht, während das Schiff mit etwa 
sechs Seemeilen Fahrt durch das Wasser schneidet. Zuerst wird man 
nicht recht klug daraus, was in der Wolke steckt. Ist es nur 
Regen? Steckt Land dahinter? Man hofft das letztere, und es 
dauert auch nicht lange, so treten Bergkonturen aus dem Nebelgrau 
hervor, nach und nach schärfer und bestimmter werdend. Es stellt 
sich heraus, daß es die Insel Porto Santos, dicht vor Madeira 
zelegen, ist. Das Schiff luvt etwas an, um sie an Steuerbord zu 
passieren. Die Maschine macht Dampf, und die Schraube beginnt 
alsbald, dem Schiff beschleunigte Fahrt zu erteilen. Vormittags 
um 12 Uhr fällt der Anker auf der Rhede von Funchal. Das 
Schiff ist von zahlreichen Booten umschwärmt, die obligaten Händler 
und Waschfrauen erscheinen. Auch die Boote mit den bekannten 
Tauchern fehlen nicht, besetzt mit einigen nackten Buben, die mit 
dem gellenden Ruf: „for dive Sir!“ „for dive Sir!“ um Zuwerfung 
eines Silberstückes bitten, welches sie, wie Enten tauchend, aus dem 
Wasser fischen. Die Vegetation der Insel zeigte sich in frischem 
Grün prangend. Die Fahrt längs der steilen Küste und den 
braunen, waldreichen Bergen war eine recht schöne. Die unzähligen 
Häuser, die die Abhänge bedecken, geben Zeugnis von dem starken 
Anbau der schönen und glücklichen Insel. 
Auch hier wird der Grundsatz befolgt, daß der junge Seekadett 
Gelegenheit bekommen soll, möglichst viel zu sehen. Wir sehen des— 
halb, daß auch hier nicht nur eine gemeinschaftliche Partie ins 
Innere gemacht wird, sondern daß auch Einzelurlaub erteilt wird. 
Diesen möglichst immer zu benutzen, ist nicht genug anzuraten. Es 
sei hier ein Rückblick aus der Gegenwart auf vergangene Zeiten 
gemacht. Vor hundert Jahren und darüber sah es in allen Flotten 
anders aus wie heute. Da gab es auch echte Seebären von Beruf,
	        
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